Keine Empfehlung für Prevenar 20 bei Babys |
Annette Rößler |
05.08.2024 07:00 Uhr |
Gesunde, reifgeborene Säuglinge sollen laut STIKO im Alter von zwei, vier und elf Monaten gegen Pneumokokken geimpft werden, und zwar mit PCV13 oder PCV15. / Foto: Getty Images/Karl Tapales
Prevenar® 20 ist ein Konjugatimpfstoff gegen 20 verschiedene Serotypen von Streptococcus pneumoniae (PCV20). Er war zunächst nur für Erwachsene zugelassen und erhielt im März 2024 eine Indikationserweiterung zum Einsatz bei Kindern. Prevenar 20 darf seitdem zur Grundimmunisierung für Säuglinge ab sechs Wochen im 3+1-Schema eingesetzt werden. Dabei erhält das Kind die ersten drei Impfungen im Abstand von mindestens vier Wochen (Grundimmunisierung) und die vierte Dosis als Booster im Alter von 11 bis 15 Monaten. Bei Kleinkindern im Alter von 12 bis 23 Monaten ist Prevenar 20 mit einem Zwei-Dosen-Schema zugelassen sowie bei Kindern und Jugendlichen ab zwei Jahren als Ein-Dosis-Schema.
Trotz dieser neuen Option hat die STIKO aber ihre bisherige Pneumokokken-Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche nicht geändert. Weiterhin werden für gesunde, reifgeborene Säuglinge die 13- beziehungsweise 15-valenten Konjugatimpfstoffe PCV13 (Prevenar® 13) beziehungsweise PCV15 (Vaxneuvance®) im Schema 2+1 empfohlen. Die Kinder werden dabei mit zwei, vier und elf Monaten geimpft. Frühgeborene erhalten eine zusätzliche Impfung im Alter von drei Monaten (3+1-Schema). Ob PCV20 bei Kindern mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf einer Pneumokokken-Erkrankung als Indikationsimpfung zu empfehlen ist, könne auf Grundlage der vorhandenen Daten noch nicht abschließend entschieden werden, so die STIKO im aktuellen »Epidemiologischen Bulletin« (Ausgabe 31/2024).
Dass sie PCV20 für Kinder aktuell nicht empfiehlt, begründet die STIKO mit der besseren Immunogenität von PCV13 beziehungsweise PCV15. Außerdem können PCV13 und PCV15 im von der STIKO bevorzugten 2+1-Schema verimpft werden, PCV20 dagegen nicht. Die STIKO weist darauf hin, dass es bei S. pneumoniae immer wieder zu Subtypen-Verschiebungen kommt, bei denen impfpräventable Subtypen von nicht impfpräventablen Subtypen verdrängt werden. Höhervalente Impfstoffe büßen dadurch ihren zusätzlichen Nutzen gegenüber niedervalenteren Vakzinen ein. Nichtsdestotrotz kündigt die Kommission an, sich weiterhin mit der Impfung von Säuglingen und Kindern mit PCV20 zu beschäftigen und »gegebenenfalls verfügbare neue Daten und Studienergebnisse aus der klinischen Anwendung von PCV20 [zu] evaluieren.«