Keine Empfehlung für Alzheimer-Antikörper Lecanemab |
Daniela Hüttemann |
26.07.2024 14:02 Uhr |
Die Hersteller Biogen und Eisai zeigten sich »extrem enttäuscht« von der CHMP-Empfehlung. Eisai als Antragsteller in der EU kündigte direkt an, eine erneute Prüfung beantragen zu wollen, um das Medikament so schnell wie möglich auch in der EU zur Verfügung stellen zu können.
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) bedauert die Entscheidung, »trotz vieler praktischer Limitationen« und nennt außer den Nebenwirkungen noch das sehr frühe Zeitfenster für die Therapieinitiierung, mangelnde Refinanzierung der erforderlichen Frühdiagnostik und fehlende Versorgungsstrukturen.
»Dennoch, ein Teil der Betroffenen könnte bereits jetzt profitieren und die Therapien sind ein Etappenziel auf dem Weg, Alzheimer für alle Betroffenen therapierbar, eines Tages vielleicht sogar heilbar machen zu können«, so Professor Dr. Jörg B. Schulz, Aachen, Sprecher der DGN-Kommission Kognitive Störungen und Demenzen. »Wir bedauern, dass nun keine Real-Life-Daten erhoben und Erfahrungen mit der neuen Therapie gesammelt werden können.« Neben Lecanemab befinden sich noch weitere Alzheimer-Antikörper wie Donanemab im Zulassungsverfahren.
Die DGN kritisiert zudem, Europa gehe hier einen Sonderweg und befördere damit die Zweiklassen-Medizin. »Wer es sich leisten kann, wird das Medikament über die internationale Apotheke beziehen und sich in Deutschland verabreichen lassen«, prophezeit die Fachgesellschaft.
In den USA wurde das Präparat im Januar 2023 in einem beschleunigten Verfahren zugelassen, was für Kritik gesorgt hatte. Zudem ist es nach Angaben von Eisai und Biogen bereits in folgenden Ländern zugelassen: Japan, China, Südkorea, Hongkong und Israel. Vermarktet wird es allerdings bislang nur in den USA, Japan und China.