Keine Corona-Impfempfehlung für alle |
Bundesgesundheitsminister Lauterbach ist über 60 Jahre alt – damit gilt die aktuelle STIKO-Empfehlung zur Auffrischung der Corona-Impfung mit dem angepassten Impfstoff auch für ihn. Zum Start der Impfsaison ging der Minister heute mit gutem Beispiel voran. / Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
Für die an die Omikron-Sublinie XBB.1.5 angepassten Covid-19-Impfstoffe hält die Ständige Impfkommission (STIKO) an ihren bisherigen Impfempfehlungen fest. Bestimmte Risikogruppen sollten sich durch eine Auffrischungsimpfung schützen, teilte das Expertengremium am Montag mit. Dazu zählen etwa Menschen ab 60, Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen ab einem Alter von sechs Monaten, Pflege- und Gesundheitspersonal sowie Angehörige von Risikopatienten. «Zu Beginn der Impfsaison sollten sehr alte Menschen sowie weitere Personen mit einem relevanten Risiko für schwere Erkrankung bei Infektion vorzugsweise geimpft werden», hieß es.
Für gesunde Erwachsene gilt weiterhin: Wer zweimal gegen SARS-CoV-2 geimpft sowie geboostert oder infiziert wurde, hat aus STIKO-Sicht eine Basisimmunität aufgebaut und muss erst einmal keinen weiteren Booster einplanen. Auch bei gesunden Minderjährigen bleibt die Ansage gleich – eine routinemäßige Corona-Impfung wird nicht empfohlen. In den USA dagegen hatte die zuständige Behörde CDC die Auffrischimpfung allen Bürgern empfohlen.
Seit dem heutigen Montag soll der angepasste Impfstoff für Menschen ab zwölf Jahren von Biontech und Pfizer (Comirnaty Omicron XBB.1.5 in der Formulierung 30 Mikrogramm/Dosis) verfügbar sein, allerdings nur im Mehrdosenbehältnis mit sechs Dosen. Er muss innerhalb von zwölf Stunden nach dem Öffnen verimpft werden. Erreicht werden soll damit ein besserer Schutz vor aktuell kursierenden Varianten, vor allem vor schweren Covid-19-Verläufen und Krankenhausaufenthalten. Alles über die neuen Comirnaty-Versionen lesen Sie hier.
Ab 25. September kann laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung der angepasste Impfstoff für Kleinkinder erstmals geliefert werden, ab 2. Oktober das Präparat für Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Geimpft werden soll der STIKO zufolge am besten im Herbst, da Atemwegserkrankungen üblicherweise in der kalten Jahreszeit auftreten. Mindestens zwölf Monate sollen in der Regel seit der letzten Impfung oder Infektion vergangen sein. Die Covid-19-Auffrischung kann parallel zur Grippeimpfung gegeben werden. Für diese Impfsaison werden insgesamt 14 Millionen Dosen Comirnaty erwartet.
Der angepasste Spikevax-Impfstoff von Moderna hatte Ende letzter Woche die Zulassung erhalten. Er soll in Einzeldosen ausgeliefert werden. Der Deutsche Apothekerverband hat jedoch Vorbehalte wegen der Kostenübernahme.
Hausärzte und Apotheken in Sachsen-Anhalt rechnen zum Start der Corona-Impfsaison mit geringer Nachfrage. Die Impfempfehlung sei ohnehin nur für eine sehr kleine Gruppe, sagte der Sprecher des Hausärzteverbandes, Holger Fischer, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. In der eigenen Praxis in Quedlinburg merke er gar keine Nachfrage durch Patienten. Nachgefragt sei dagegen die Grippeimpfung. Diese habe bei den meisten Patienten ohnehin eine höhere Akzeptanz, sagte Fischer. Auch der Landesapothekerverband teilte auf Anfrage mit, dass bislang keine großen Bestellungen für Corona-Impfstoff durch die Arztpraxen zu verzeichnen seien.
Die Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Thüringen, Annette Rommel, rechnet ebenfalls mit einer eher moderaten Nachfrage nach Corona-Auffrischungsimpfungen in diesem Herbst. «Wer voriges Jahr davon überzeugt war, lässt sich auch in diesem Jahr wieder impfen», sagte Rommel am Montag auf Anfrage. In ihrer Praxis seien bereits Termine vereinbart worden. «Aber ein Riesenansturm wird das nicht.» Die KV-Chefin betreibt eine Hausarztpraxis in Mechterstädt (Landkreis Gotha).
Zum Auftakt der diesjährigen Corona-Auffrischimpfungen ließ sich auch Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach impfen. «Die Covid-Infektion ist keine Erkältung, das ist keine Kleinigkeit»,
sagte der SPD-Politiker am Montag in Berlin und rief die von der STIKO angesprochenen Personen auf, sich impfen zu lassen.
Lauterbach sagte, es sei in diesem Herbst wieder mit sehr vielen Infektionsfällen zu rechnen. Es gebe aber eine breite Immunität in der Bevölkerung. «Wir brauchen auch keine Maßnahmen im Sinne von Kontaktbeschränkungen nach allem, was wir derzeit wissen.» Trotzdem sollte jeder sich auch selbst schützen, wenn er Risikofaktoren trage. «Dazu kann auch die Maskennutzung gehören in Räumen mit vielen Personen, wenn er ein Risiko hat.» Der Minister betonte: «Wir haben alle in der Pandemie mittlerweile gelernt, was es bedeutet, aufeinander Rücksicht zu nehmen.» Er gehe daher davon aus, «dass wir es gemeinsam schaffen werden, auch freiwillig uns gegenseitig zu schützen».
Der amtierende Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Professor Dr. Lars Schaade, sagte, derzeit zirkulierten in Deutschland fast nur Viren der XBB-Sublinien. Es gebe bisher international keine Hinweise, dass diese Varianten mit schwereren Erkrankungsmustern verknüpft wären.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.