Kein Spielraum für Bagatellisierungen |
Theo Dingermann |
16.04.2024 13:00 Uhr |
Auch kleine Wunden können zu einer lebensbedrohlichen Sepsis führen, wenn sie nicht sofort gesäubert werden und sich Keime Zugang zur Blutbahn verschaffen. / Foto: Getty Images/Martins Rudzitis
Die Pressestelle DGOU informiert aktuell über »Wissenswertes über die Diagnose Sepsis«. Anlass ist die Erkrankung des Schauspielers Til Schweiger, über die die Medien umfassend berichtet hatten. Bei dem Schauspieler war es eine Verletzung am Unterschenkel, durch die gefährliche Keime in die Blutbahn gelangten.
In der Pressemitteilung erläutert DGOU-Präsident Professor Dr. Andreas Seekamp was jedermann zur Diagnose Sepsis wissen sollte. Der Schlüssel, um von dieser schweren Erkrankung wieder völlig zu genesen, liegt nach Aussage des Experten in einer unverzüglichen Diagnose. Das ist keineswegs ein Selbstläufer, denn der Beginn einer Sepsis sei schwierig zu erkennen und werde häufig verkannt, so Seekamp. Klinische Symptome seien ein schneller Puls, gegebenenfalls niedriger Blutdruck, erhöhte Atemfrequenz und eine zunehmende Bewusstseinsstörung. Da Fieber häufig erst später auftritt, sei eine normale Körpertemperatur keinesfalls ein Ausschlusskriterium.
Oft seien es Bagatellverletzungen, durch die Keime in die Blutbahn gelangen. Daher sollte man auch noch so kleinen Verletzungen angemessen Aufmerksamkeit schenken und die Wunde gut säubern. Denn eine Infektion der Wunde müsse unbedingt verhindert werden. Zeigen sich auch nach zwei Tagen keine Heilungstendenzen, deute dies an, dass sich bereits Keime in der Wunde festgesetzt haben. Dann wird eine notfallmäßige medizinische Behandlung erforderlich, bei der häufig chirurgisch interveniert werden muss, um das infizierte Gewebe zu entfernen und die Wunde wieder in einen reinen Zustand zu versetzen.
Eine überstandene Sepsis bedeute keineswegs, dass man als geheilt gilt. »Man sollte sich weiterhin schonen und körperlich nicht anstrengen, also keinen Sport und keine Flugreisen, sondern nur tägliche Verrichtungen durchführen«, sagt Seekamp. Schwere körperliche Tätigkeiten seien zu unterlassen, denn das Immunsystem sei noch geschwächt; der Körper könne keinen zusätzlichen Stress vertragen. In Nachuntersuchungen muss abgeklärt werden, dass Organe wie beispielsweise Herz und Nieren keinen Schaden erlitten haben.
Der beste Schutz gegen eine Sepsis sei der aufmerksame Umgang mit jeglichen Bagatellverletzungen, wozu im Übrigen auch Sonnenbrandverletzungen mit Blasenbildung zählen. Für den Laien stehe an oberster Stelle, für eine primäre Säuberung der Wunde, am besten mit klarem Wasser, zu sorgen, und die Wundflächen sauber abzudecken. Danach müsse auf frühe Symptome wie eine Rötung, Überwärmung und zunehmende Schwellung im Umfeld der Wunde geachtet werden. Stellen sich diese Alarmzeichen ein, sollte man unverzüglich medizinische Hilfe aufsuchen.