Kassen fordern Honorardeckel und degressives Fixum |
Alexander Müller |
21.05.2024 16:26 Uhr |
Zudem fordern die Kassen eine »repräsentative Datengrundlage«, die im Apothekensegment bislang nicht vorhanden sei. »Die Vergütungssituation im Apothekensektor ist eine Black Box«, meint der Kassenverband. Seit dem 2hm-Gutachten im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums habe es kein umfassendes Datenbild zur Lage der Apotheken mehr gegeben.
Besonders kritisch werden in der Apothekerschaft Lauterbachs Pläne gesehen, Apotheken ohne Apotheker zuzulassen. Unter bestimmten Voraussetzungen sollen PTA die Approbierten demnach vertreten können. Aus Sicht des GKV-SV ist das angesichts des Fachkräftemangels eine gute Idee. »Dies gilt besonders mit Blick auf die geplanten Möglichkeiten der Führung von Filialapotheken.« Das könne die Attraktivität des Berufsbildes der PTA steigern.
Eine Reform wünschen sich die Kassen auch bei den pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL). Angebot und Nachfrage seien noch gering, so dass nur ein Bruchteil der bereitstehenden Mittel abgerufen werde. Wichtig sei ein gesicherter Mehrwert für Patientinnen und Patienten, auch mit Blick auf die derzeit diskutierten Präventionsmaßnahmen.
»Zudem sollten die Höhe der für die pharmazeutischen Dienstleistungen vorgesehenen Vergütung, die Mittelaufbringung über einen Zuschlag in der Arzneimittelpreisverordnung pro abgegebener Fertigarzneimittelpackung und die Verteilung des Vergütungsvolumens über den Nacht- und Notdienstfonds überprüft werden«, so der GKV-SV, der sich zudem eine Direktabrechnung von Apotheken mit Krankenkassen wünscht.
Ferner schlägt der GKV-SV vor, die »Potenziale telepharmazeutischer Beratung« in die Versorgung zu integrieren. Auch »alternative Abgabeformen« können sich die Kassen vorstellen, etwa »die automatisiert unterstützte Abgabe von Arzneimitteln und Beratung«.
Zur Bekämpfung von Lieferengpässen setzt der GKV-SV auf ein »umfassendes Frühwarnsystem«. Ärztinnen und Ärzte sollten bereits zum Zeitpunkt der Verordnung im Rahmen ihrer Praxisverwaltungssysteme über Engpässe und Verordnungsalternativen informieren können. »Dies würde erneute Rücksprachen von Ärztinnen und Ärzten mit Apotheken vermeiden, Unsicherheiten in der Arzneimitteltherapie für Patientinnen und Patienten reduzieren und in vielen Fällen den Apotheken Austauschvorgänge ersparen.« In Österreich sei dies bereits heute möglich.