Karl Lauterbach wird Bundesgesundheitsminister |
Der Arzt und Politiker Karl Lauterbach wird der nächste Bundesminister für Gesundheit. Lauterbach hat neben Medizin auch Public Health in den USA studiert. / Foto: picture alliance/dpa
Das Bundeskabinett der Ampel-Koalition steht. Als letzte der drei Ampel-Parteien (SPD, Grüne und FDP) haben am heutigen Montagmorgen die Sozialdemokraten ihre Ministerinnen und Minister bekanntgegeben. Karl Lauterbach wird das Bundesgesundheitsministerium (BMG) übernehmen. Sein Parteikollege Hubertus Heil bleibt Arbeits- und Sozialminister. Hessens SPD-Chefin Nancy Faeser wird neue Innenministerin, Christine Lambrecht (derzeit Justizministerin) wird neue Verteidigungsministerin. Auch Svenja Schulze bleibt Ministerin – sie wechselt aber vom Umweltministerium zum Ressort für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit. Neue Bauministerin wird Klara Geywitz. Scholz` enger Vertrauter Wolfgang Schmidt wird neuer Chef des Bundeskanzleramtes.
Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte bei der Vorstellung der Ministerinnen und Minister seiner Partei am heutigen Montagvormittag, dass viele Menschen in Deutschland weiterhin besorgt seien wegen der Coronavirus-Pandemie. Es sei die »erste Priorität« der Bundesregierung das Virus weiter einzudämmen und unabhängig davon das Gesundheitswesen noch besser aufzustellen. Die Bürger müssten sich auf das Gesundheitssystem verlassen können. Scholz sagte weiter: »Die Bürgerinnen und Bürger haben sich Karl Lauterbach als Gesundheitsminister gewünscht. Er wird es.« Lauterbach bedankte sich bei seiner Partei für das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Auch über die zustimmenden Worte aus der Bevölkerung habe er sich gefreut. Der gebürtige Dürener erklärte, dass er das System »für weitere Pandemien« robuster machen wolle. Wichtig sei ihm auch, dass es keine Leistungskürzungen geben werde.
Weiter wird das Ampel-Kabinett mit den folgenden Ministerinnen und Minister der Grünen besetzt: Annalena Baerbock (Außenministerium), Robert Habeck (Wirtschaft und Klimaschutz), Anne Spiegel (Familienministerium), Steffi Lemke (Umweltministerium) und Cem Özdemir (Agrarministerium). Die FDP schickt Christian Lindner als Finanzminister, Volker Wissing als Verkehrsminister, Marco Buschmann als Justizminister sowie Bettina Stark-Watzinger als neue Bildungsministerin ins Rennen.
Am vergangenen Wochenende haben die Liberalen und die SPD auf Parteitagen dem Koalitionsvertrag bereits mit großer Mehrheit zugestimmt. Am heutigen Montag werden auch noch die Grünen über das Papier und die Ampel-Koalition abstimmen. (Die PZ hatte über die arzneimittel- und apothekenpolitischen Schwerpunkte des Vertrags bereits berichtet.) Am kommenden Mittwoch (8. Dezember) soll Olaf Scholz dann im Bundestag als nächster Bundeskanzler gewählt werden. Laut dem Grundgesetz muss der Bundespräsident dem Bundestag einen Vorschlag zur Kanzlerwahl machen, danach erfolgt die Wahl ohne Aussprache.
Lauterbach wuchs in Jülich (nahe Aachen) auf. Er studierte Medizin in Aachen, Düsseldorf und San Antonio (Texas, USA). Seinen Doktortitel erhielt er für Erkenntnisse im Bereich der Auswirkungen radioaktiver Strahlen auf den menschlichen Körper. Konkret ging es um die Weiterentwicklung eines Messgerätes (Gammaskop) auf Basis experimenteller und klinischer Studien. Zwischen 1989 und 1990 studierte Lauterbach außerdem den Studiengang Master of Public Health an der Harvard School of Health (USA), wobei er sich auf die Themen Epidemiologie und Gesundheitspolitik spezialisierte. Es folgte ein weiterer Master of Science-Studiengang über Gesundheitspolitik und -management, ebenfalls in Harvard. Seine Approbation als Arzt in Deutschland erhielt er erst später, nämlich im Jahr 2010. Ende der 1990er-Jahre berief die Universität Köln Lauterbach zum Professor und beauftragte ihn mit der Gründung des Instituts für Gesundheitsökonomie, Medizin und Gesellschaft. Zwischen 1999 und 2005 war der SPD-Politiker Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung des Gesundheitswesens.
In seiner Jugend trat Lauterbach zunächst in die CDU ein – in Interviews begründete er dies später damit, dass er christlich erzogen worden sei. In die SPD trat er erst 2001 ein. Vier Jahre später gewann er erstmals knapp seinen Heimat-Wahlkreis (Leverkusen-Köln) als Direktkandidat, den er seitdem bei jeder darauffolgenden Bundestagswahl zwar oft knapp aber stetig wiedergewann. In der 17. Legislaturperiode (2009 bis 2013) war Lauterbach gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Zwischen 2013 und 2019 war er dann stellvertretender Vorsitzender seiner Fraktion und in dieser Funktion zuständig für die Themen Gesundheit, Bildung und Forschung. Diesen Posten gab er 2019 allerdings ab, als er vergeblich für das Amt des SPD-Vorsitzenden kandidierte. Zwischen 2001 und 2013 war Lauterbach darüber hinaus Aufsichtsratsmitglied der Rhön Klinikum AG, die unter anderem die Universitätsklinika Marburg und Gießen kontrolliert. Aus diesem Gremium schied Lauterbach allerdings aus, weil er vor der Bundestagswahl 2013 in das Kompetenzteam des damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück gewählt wurde.