JN.1-Anpassung nicht schlechter als KP.2 |
Theo Dingermann |
30.08.2024 11:00 Uhr |
In diesem Jahr wurden die Coronaimpfstoffe, wie Spikevax® oder Comirnaty®, in Europa an die Variante JN.1 angepasst, in den USA an KP.2. / Foto: Adobe Stock/Ralf
In einem Beitrag auf der sozialen Plattform »X« (ehemals Twitter) bespricht der Epidemiologe Dr. Daniel Park Missverständnisse im Zusammenhang mit den aktuellen Covid-19-Impfstoffen, die sich für die Regionen Europa und USA dahingehend unterscheiden, dass sie in der ersten an die Omikron-Variante JN.1 und in der zweiten Region an die Omikron-Variante KP.2 angepasst wurden. Auch die PZ hat über diese unterschiedlichen Impfstoffe berichtet.
Auf den ersten Blick scheint die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA die bessere Entscheidung getroffen zu haben. Sie war nicht der WHO-Empfehlung, die neuen Impfstoffe auf Basis der Omikron-Variante JN.1 zu entwickeln, gefolgt, sondern hatte sich für eine Anpassung an eine Folgevariante von JN.1, der Variante KP.2, entschieden.
Das verursacht eine gewisse Untersicherheit bei Menschen, die sich kritischen mit einer Auffrischimpfung auseinandersetzen. Park warnt in seinem Beitrag vor zu schnellen, oberflächlichen Schlussfolgerungen.
Er argumentiert, dass beide angepassten Impfstoffe einen hervorragenden Schutz gegen neu auftretende Varianten bieten, jedoch mit spezifischen Nuancen. Der beratende Ausschuss für Impfstoffe und verwandte biologische Produkte (VRBPAC) der FDA hatte der Behörde zunächst in einem einstimmigen Votum eine Anpassung an JN.1 empfohlen. Diesem Votum folgte die FDA dann nach Intervention Ihres Chefs, Dr. Peter Marks, nicht. Dieser entschied, die neuen Impfstoffe, die von der FDA zugelassen werden sollten, an die weiterentwickelte Variante KP.2 anzupassen.
Damit ignorierte Marks die Überlegung der Experten, dass JN.1 als zentraler evolutionäre Stamm von SARS-CoV-2 einen strategischen Vorteil gegenüber dem Impfstoff KP.2 bietet, der als Vertreter eines potenziell weniger relevanten evolutionären Zweigs gilt.
Diese Ansicht scheint sich als richtig zu erweisen. Denn die Ergebnisse laufender Forschungs- und Überwachungsarbeiten zeigen, dass KP.2 und seine Abkömmlinge zwischenzeitlich seltener geworden sind und dass die Mehrheit der aktuellen Coronainfektionen von anderen JN.1-Abkömmlingen, insbesondere KP.3 und KP.3.1.1, verursacht werden. Diese Varianten weisen eine hohe Reaktionsfähigkeit auf JN.1-basierte Impfstoffe auf. Dies deutet darauf hin, dass JN.1-basierte Impfstoffe einen besseren Gesamtschutz bieten könnten.
Zudem habe die Entscheidung der FDA, KP.2 zu priorisieren, möglicherweise auch zu einer verzögerten Impfstoffbereitstellung und unnötigen Infektionen geführt, so Park. Denn die JN.1-basierten Impfstoffe wurde von der EMA deutlich früher zugelassen als die KP.2-basierten Impfstoffe durch die FDA.
Park betont auch, dass beide Impfstoffe ausgezeichnet seien, dass aber die an JN.1 angepassten Impfstoffe keinesfalls den gegenüber KP.2 angepassten Impfstoffe unterlegen seien. Der Experte bedauert, dass der Alleingang der FDA, die nicht, wie das allgemein üblich ist, der WHO-Empfehlung folgte, nicht dazu beitragen wird, Impfskepsis zu verringern und eine breite Anwendung der Impfungen sicherzustellen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.