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Non-Adhärenz

Jeder Zweite setzt Antidiabetika innerhalb eines Jahres ab

Selbst bei so ernsten Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes ist es schlecht bestellt um die Therapietreue: Einer kanadischen Auswertung zufolge sinkt die Adhärenz im ersten Verschreibungsjahr auf nur noch 52 Prozent. Metformin setzte jeder dritte Patient bereits nach drei Monaten ab.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 16.08.2021  14:30 Uhr

Forschende um Dr. David J. T. Campbell von der University of Calgary führten eine retrospektive Analyse von Verordnungs- und Abgabedaten der kanadischen Provinz Alberta aus den Jahren 2012 bis 2017 durch. Untersucht wurde der Verlauf der Pharmakotherapie von knapp 18.000 Typ-2-Diabetikern im ersten Jahr nach der Erstverschreibung.

Den damaligen Leitlinien entsprechend bekamen die meisten neu diagnostizierten Typ-2-Diabetiker Metformin verordnet (89 Prozent); nur 3,3 Prozent starteten mit einem anderen Antidiabetikum und der Rest mit einer Kombinationstherapie mit Metformin. Ein Jahr nach der Erstverordnung waren nur noch 48 Prozent der Patienten adhärent, berichteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor Kurzem im Fachmagazin »Diabetic Medicine«. Eine bessere Adhärenz war mit höherem Alter, Komorbiditäten und einem höheren Einkommen assoziiert.

Ein Drittel derjenigen, die mit Metformin gestartet waren, beendete die Therapie sogar innerhalb der ersten drei Monate. In diesem Zeitraum treten die meisten gastrointestinalen Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen und Durchfall auf, verschwinden danach aber oft wieder. In den meisten Fällen wurde stattdessen kein anderes Antidiabetikum verordnet, obwohl der Patient eines gebraucht hätte: Wie Studienleiter Campbell gegenüber dem Medizin-Nachrichtenportal »Medscape« berichtet, hatten die meisten Patienten immer noch einen HbA1C über 7,5 Prozent.

Warum beenden so viele Patienten die Einnahme? Als wichtigsten Grund sieht Campbell, dass sie keinen Vorteil spüren. Es müsse ihnen daher klar gemacht werden, wie wichtig die dauerhafte Einnahme ist. »Wenn ein Arzt eine Person mit neu diagnostiziertem Diabetes behandelt, ist es meiner Meinung nach wichtig, daran zu denken, dass diese Person vielleicht nicht weiß, was es bedeutet, eine chronische Krankheit zu haben«, so Campbell. »Oft verschreiben wir schnell Metformin und vergessen es dann.« Es reiche nicht, nur Folgeverordnungen auszustellen. »Wir müssen diese Leute genauer im Auge behalten und sie regelmäßiger betreuen und sicherstellen, dass sie frühzeitig eine Diabetesberatung erhalten.«

Das Problem der Non-Adhärenz ist von anderen chronischen Erkrankungen bekannt, auch mit Arzneistoffen, die weniger Nebenwirkungen haben als Metformin. Selbst nach einem Herzinfarkt liege die Adhärenz zum Teil nur bei 50 Prozent, zitiert »Medscape« den Endokrinologen Dr. James Flory vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York City, der an der Campbell-Studie nicht beteiligt war, aber bereits auch zur Adhärenz unter Metformin-Therapie publiziert hat.

»Die Menschen wollen diese Medikamente wirklich nicht einnehmen«, so Flory. »Sie haben eine Abneigung dagegen, medizinisch behandelt zu werden und Pillen zu nehmen. Wenn sie nicht ständig dazu aufgefordert, daran erinnert und gedrängt werden, finden sie Gründe, um damit aufzuhören.« Und weiter: »Mit diesen Medikamenten fühlen sich die Menschen nicht besser. Bestenfalls führen sie dazu, dass man sich nicht schlechter fühlt. Man muss wirklich an die chronische Erkrankung glauben und davon überzeugt sein, dass sie einem schadet und dass man sie ohne die Medikamente nicht bewältigen kann, um sich zu motivieren, sie weiter einzunehmen.«

Flory betont, wie wichtig Kommunikation und Verständnis sind. Die Sicherheit und Wirksamkeit müssten immer wieder betont werden und Patienten dürften nicht mit Nebenwirkungen allein gelassen werden. Auf keinen Fall sollten sie Medikamente eigenständig absetzen. Im Fall von Metformin könne man zu einer retardierten Form wechseln, die Dosis verringern oder auch den Einnahmezeitpunkt ändern. So soll Metformin normalerweise mit dem Essen eingenommen werden, aber wenn es ein Patient besser vor dem Schlafengehen als zum Abendessen vertrage, spreche nichts dagegen.

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