Jeder zehnte Apothekeninhaber ist im Rentenalter |
Für Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg, liegt es auf der Hand, warum viele Apothekenleiter keinen Nachfolger finden. »Bei anhaltenden Arzneimittelengpässen, zunehmender Bürokratie, Honorarstreichungen durch die Krankenkassen, steigenden Kosten und einem seit 2013 stagnierenden Honorar wird es für junge Menschen leider immer unattraktiver, in der Apotheke zu arbeiten oder gar selbst eine eigene Apotheke zu betreiben«, sagt Dobbert. Er sieht die Politik in der Pflicht, »endlich Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Beruf in der Apotheke wieder attraktiv machen und eine echte Perspektive für die zukünftige Arzneimittelversorgung darstellen«. Der Personalbedarf in den brandenburgischen Apotheken sei sehr groß; schon jetzt hätten 126 Apotheken außer der Inhaberin oder dem Inhaber kein weiteres pharmazeutisches Personal. Er kritisiert, dass die Landesregierung die seit 2010 währenden Bemühungen der Landesapothekerkammer Brandenburg, einen Pharmaziestudiengang in Brandenburg zu etablieren, ignoriere. »So ist Brandenburg weiterhin das einzige Flächenbundesland ohne einen Pharmaziestudiengang, wodurch die Fachkräfteproblematik und damit die Suche nach Nachfolgern extrem erschwert wird«, moniert Dobbert.
Sorgen um die flächendeckende Versorgung durch die Apotheken macht sich auch Kai Christiansen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein: »In einer Zeit, in der der Staat zwar nach wie vor die hoheitliche Aufgabe der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung auf die Präsenzapotheken überträgt, aber nicht mehr bereit ist, diese Aufgabe auch langfristig angemessen zu bezahlen, sinkt verständlicherweise die Bereitschaft der jüngeren Generation, sich selbständig zu machen«.
Die Folgen dieser Entwicklung seien katastrophal. »Nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern deutschlandweit werden ganze Regionen, Stadtteile und im Norden auch die Inseln unterversorgt sein. Deutschland wird bei der Arzneimittelversorgung ein Dritte-Welt-Land werden«, warnt Christiansen. Die menschliche Zuwendung, die die Patienten in jeder Vor-Ort-Apotheke tagtäglich millionenfach erführen, werde verlorengehen. Zugleich erlebe die Apothekerschaft in den Bundesländern »eine noch nie dagewesene Zustimmung aller politischer Parteien, die sich lautstark für den Erhalt einer wohnortnahen, niederschwelligen Arzneimittelversorgung durch inhabergeführte Apotheken mit freiberuflich tätigen Apothekerinnen und Apotheker aussprechen«. Die Politiker im Bund müssten den Forderungen der Landespolitiker und der Bürger nun nachkommen. »Wir brauchen die langfristige Verlässlichkeit einer attraktiven finanziellen Ausstattung der Präsenzapotheken, die Möglichkeit, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zumindest gleichwertig wie in der Industrie oder bei den Krankenkassen zu vergüten«, fordert Christiansen. Die Zeiten, in denen die Apotheker aus Berufung und heilberuflichem Handeln und unter Inkaufnahme finanzieller Einbußen Stillschweigen bewahrt hätten, seien vorbei, betont der Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein.