Pharmazeutische Zeitung online
WHO-Studie

Jede vierte Frau erlebt Gewalt in der Partnerschaft

Rund um den Globus erleben viele Frauen in ihren Beziehungen Gewalt. Eine WHO-Studie bekräftigt das Ausmaß des Problems.
dpa
PZ
17.02.2022  11:58 Uhr

Etwa jede vierte Frau auf der Welt hat einer Studie zufolge mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt in einer Partnerschaft erfahren. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler nach der Auswertung von Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Betroffen seien auch bereits sehr junge Mädchen und Frauen zwischen 15 und 19 Jahren, berichten die Forscher im Fachmagazin »The Lancet«.

»Es ist von entscheidender Bedeutung und dringend notwendig, Gewalt in der Partnerschaft von vornherein zu verhindern«, sagt Studienleiterin Claudia Garcia-Moreno von der WHO. Regierungen, Gesellschaften und Gemeinschaften müssten aufhorchen, mehr investieren und dringend handeln, um die Gewalt gegen Frauen zu verringern. Das Team um Garcia-Moreno hatte Angaben einer WHO-Datenbank ausgewertet, die auf mehr als 300 Studien und Umfragen aus 161 Ländern und Regionen mit Daten von rund zwei Millionen Frauen zurückgehen. Berücksichtigt wurden Daten von Frauen ab 15 Jahren aus den Jahren 2000 bis 2018. Mit statistischen Methoden ermittelten die Forscher die Verbreitung von Gewalt in verschiedenen Regionen und Altersgruppen.

Weltweit hatten demnach 27 Prozent aller Frauen mindestens einmal seit dem Alter von 15 Jahren körperliche und/oder sexuelle Gewalt in ihrer Partnerschaft erlebt. Allein 2018 waren es rund 492 Millionen Frauen (13 Prozent), die in den vergangenen zwölf Monaten Gewalt erfahren hatten. In der jüngsten Altersgruppe von 15 bis 19 Jahren hatten etwa 24 Prozent der Frauen in ihrem Leben bereits solche Gewalterfahrungen gemacht.

Alarmierende Zahlen

»Die hohe Zahl junger Frauen, die Gewalt in Paarbeziehungen erleben, ist alarmierend, denn die Jugend und das frühe Erwachsenenalter sind wichtige Lebensabschnitte, in denen die Grundlagen für gesunde Beziehungen gelegt werden«, sagt die federführende Wissenschaftlerin Dr. Lynnmarie Sardinha von der WHO. »Die Gewalt, die diese jungen Frauen erleben, hat lang anhaltende Auswirkungen auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden.«

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die Regierungen auf keinem guten Weg sind, das von den Vereinten Nationen formulierte Entwicklungsziel zu erreichen, Gewalt gegen Frauen und Mädchen bis 2030 zu beenden. »Obwohl diese Studie vor der Covid-19-Pandemie durchgeführt wurde, sind die Zahlen alarmierend. Und die Forschung hat gezeigt, dass die Pandemie Probleme, die zu Gewalt in der Partnerschaft führen, wie Isolation, Depressionen und Angstzustände sowie Alkoholkonsum, verschärft und den Zugang zu Hilfsdiensten erschwert hat«, sagt Studienleiterin Garcia-Moreno.

Gewalt gegen Frauen in Zentraleuropa am geringsten

Am weitesten verbreitet ist Gewalt gegen Frauen in der Partnerschaft der Studie zufolge in Ozeanien (49 Prozent), am geringsten in Zentraleuropa (16 Prozent). In ärmeren Ländern ist sie generell häufiger als in reicheren. Für Deutschland sind in der Studie keine Zahlen genannt. Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums wird auch hierzulande etwa jede vierte Frau mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder ihren früheren Partner.

Als Schwächen ihrer Studie nennen die Forscher die regional unterschiedliche Verfügbarkeit und Qualität der Daten, Untergruppen wie Menschen mit Behinderungen und ethnische Minderheiten seien nicht voll erfasst. Zudem beruhten viele Daten auf Selbstauskünften, etwa zur Art der Beziehung.

Was können Apotheken tun?

Apotheken können auf das bundesweite Hilfetelefon »Gewalt gegen Frauen« hinweisen. Im Jahr 2020 war die ABDA an einer Infokampagne für das Hilfetelefon beteiligt. Unter der Telefonnummer 08000 116 016, per E-Mail und im Sofort- oder Termin-Chat auf hilfetelefon.de erhalten Betroffene rund um die Uhr Unterstützung. Auf Wunsch vermitteln die Beraterinnen betroffene Frauen auch an eine Einrichtung vor Ort weiter. Bei Bedarf kann die Beratung in 17 Fremdsprachen sowie in Deutscher Gebärdensprache und in Leichter Sprache erfolgen.

In der Pandemie wurde außerdem das Codewort »Maske 19« für Frauen und Mädchen etabliert, die wegen häuslicher Gewalt Hilfe in Apotheken suchen wollten. Eine langfristiges Konzept, das auch nach der Pandemie noch Bestand haben soll, stammt von der Apothekerkammer Thüringen. Nennen Betroffene das Codewort »Violind« in teilenehmenden Apotheken, bekommen sie eine Violind-Pflasterbox. Diese dient als Tarnung, um betroffenen Frauen unauffällig Informationen zu häuslicher Gewalt in Form einer »Packungsbeilage« und Telefonnummern von örtlichen Beratungsstellen mitzugeben. Dort wird auch auf die Website Violind.de hingewiesen, auf der die wichtigsten Informationen und Kontaktdaten jederzeit abrufbar sind. Apotheken, die sich an dem Projekt beteiligen wollen, erhalten eine Onlineschulung, die von Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser gehalten wird. Im Oktober und November 2021 fanden solche Schulungen bereits statt. Weitere Schulungen sind für das Frühjahr 2022 geplant.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa