Jede vierte Apotheke im kritischen Bereich |
Alexander Müller |
14.05.2025 11:58 Uhr |
Eckart Bauer, Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales bei der ABDA, legte beim DAV-Wirtschaftsforum 2025 in Berlin seinen Wirtschaftsbericht vor. / © DAV-Wirtschaftsforum / André Wagenzik
Eckart Bauer, Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales bei der ABDA, legte beim DAV-Wirtschaftsforum 2025 in Berlin seinen Wirtschaftsbericht vor. Demnach lag der durchschnittliche Umsatz einer Apotheke im vergangenen Jahr bei knapp 3,7 Millionen Euro. Allerdings verzerrt der Mittelwert aufgrund der deutlichen Ausreißer am oberen Ende: 62 Prozent der Apotheken liegen unterhalb des Durchschnitts, die typische Apotheke, also die häufigste Umsatzklasse, ist im Bereich von 2,5 Millionen Euro Umsatz verortet. Dagegen machen knapp 2 Prozent der Apotheken mehr als 10 Millionen Euro Umsatz.
Das steuerliche Betriebsergebnis hat sich nach drei Jahren des Rückgangs etwas stabilisiert und lag 2024 bei 4,4 Prozent des Netto-Umsatzes. Eckart sprach von einem »Tiefplateau«. Zum Vergleich: Zwischen 2021 und 2023 war das Ergebnis von 6,8 auf 4,3 Prozent abgestürzt. In ganzen Zahlen erwirtschaftete eine durchschnittliche Apotheke im vergangenen Jahr ein Betriebsergebnis von 162.073 Euro (Vorjahr: rund 148.000 Euro).
7 Prozent der Apotheken haben im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben, was sich auch in dem anhaltenden Trend an Schließungen zeigt. 530 Apotheken mussten im vergangenen Jahr aufgeben. Und der Trend dürfte anhalten, denn laut Bauer liegen weitere 19 Prozent im wirtschaftlich ungesunden Bereich zwischen schwarzer Null und einem Betriebsergebnis von 75.000 Euro. Claudia Korf, Geschäftsführerin der ABDA, ging in ihrem Statement davon aus, dass sie Zahl der Apotheken im laufenden Jahr auf 16.500 Apotheken zurückgehen könnte.
Die Wareneinsatzquote liegt inzwischen bei 80 Prozent, ein kontinuierlicher Anstieg ist seit Jahren zu beobachten. Der Personalkostenanteil sank leicht auf 9,8 Prozent des Netto-Umsatzes, dazu kommen 6,2 Prozent sonstige steuerlich abzugsfähige Kosten.
Obwohl die Umsätze als Folge des Rückgangs der Apotheken durchschnittlich steigen, ist laut Bauer weiterhin ein erheblicher Teil der Apotheken »wirtschaftlich nicht tragfähig«. Auch steige aufgrund der Hochpreiser die Wareneinsatzquote kontinuierlich – für die Apotheken auch mit Blick auf die Liquidität eine Herausforderung.
Etwas Hoffnung auf Besserung machen laut Bauer die Ankündigungen im Koalitionsvertrag von Union und SPD. Die versprochene Erhöhung des Fixums würde einer durchschnittlichen Apotheke ein Plus von 54.000 Euro bringen. Zudem schlägt in diesem Jahr die Rückführung des Kassenabschlags auf den alten Wert von 1,77 Euro mit durchschnittlich 6.700 Euro positiv zu Buche.
Allerdings sieht Bauer auch noch Unsicherheiten. Diese betreffen sowohl die konkreten Formulierungen im Koalitionsvertrag als auch den Zeitplan der Umsetzung. Und andere Vorhaben der neuen Regierung könnten die Apotheken finanziell belasten, beispielsweise die Erhöhung des Mindestlohns. Bei der letzten deutlichen Anhebung seien Personalkosten der Apotheke um 11 Prozent gestiegen, erinnerte Bauer.
Auch die Entwicklung beim E-Rezept inklusive Werbedruck der Versender werde Einfluss auf das Geschäft der Vor-Ort-Apotheken haben, so Bauer. Das OTC-Geschäft als »Beifang« im steigenden Rx-Versandhandel schwächere ebenfalls in Apotheken.