»Jede Apotheke wird gebraucht« |
Jennifer Evans |
22.07.2021 09:30 Uhr |
Für Tatjana Zambo war es die erste Mitgliederversammlung in ihrem Amt als Präsidentin des LAV-Baden-Württemberg, das sie seit dem 1. Mai 2021 inne hat. / Foto: PZ/Screenshot
Während der Coronavirus-Krise haben die Apotheker gezeigt, was sie können. Das habe zu gesellschaftlicher und politischer Anerkennung des Berufsstands geführt, betonte die neue LAV-Präsidentin Tatjana Zambo. Auf die Frage, ob dieser Einsatz dazu führe, dass künftig das System der Vor-Ort-Apotheken gestärkt und die Leistung der Kollegen nicht an wirtschaftlichen Gutachten oder Kennzahlen gemessen werde, habe sie allerdings keine Antwort. Schließlich sei unklar, wer demnächst »die Geschicke der Gesundheitspolitik« leite. Trotz allem sei sie »sehr stolz« auf den Berufsstand, der in der Pandemie stets »schnelle und praktische Lösungen» gefunden und gezeigt habe: »Jede Apotheke wird gebraucht«. Ihre Flexibilität haben die Berufskollegen in Zambos Augen bestmöglich unter Beweis gestellt. Daher hat sie auch keine Zweifel daran, dass die Offizinen die Umstellung auf das E-Rezept meistern werden. »Ein großes Ziel des LAV ist es, sie auf das vorzubereiten, was kommt«, versprach sie. Denn an der ortsnahen Apotheke werde auch in einer digitalen Welt kein Weg vorbeiführen, ist sie überzeugt.
Kritik äußerte die LAV-Präsidentin allerdings am aktuellen Verhältnis zum Bundesministerium für Gesundheit (BMG), das durch die Geschwindigkeit der Pandemie gelitten habe. Damit spielte sie auf die gekürzten Honorare in den Bereichen FFP2-Masken, Coronavirus-Tests und Impfnachweise an. Anders als andere Branchen hätten die Apotheken jedoch kein Geld geschenkt bekommen, sondern dafür »zusätzliche Leistungen erbracht, ihre Betriebe umgekrempelt und Investitionen getätigt«, begründete sie. Und während auf die Offizinen während der Krise stets Verlass gewesen sei, könne man das vom Gesetzgeber nicht immer behaupten. Für eine künftige Zusammenarbeit mit dem BMG halte sie den Punkt Vertrauen aber für zentral.
Erfreulich war der Blick auf die Arbeit der Abteilung Taxation. Im Jahr 2020 prüfte sie demnach 12.332 von den Kassen beanstandete Rezepte mit einem Gesamtwert von insgesamt 1.517.869 Euro (Vorjahr: 1.516.805 Euro). Davon holte der LAV nach eigenen Angaben im Einspruchsverfahren rund 62 Prozent für die baden-württembergischen Apotheken zurück. Das entspricht 937.533 Euro.
Großen Raum während der gestrigen Mitgliederversammlung nahm die Ehrung des ehemaligen LAV-Präsidenten und DAV-Chefs Fritz Becker ein. Zambo lobte ihn unter anderem für seine Beständigkeit, Hartnäckigkeit, Aufopferung, Bodenständigkeit sowie seinen Fleiß, mit dem er sich rund drei Jahrzehnte lang für den Berufstand »wie eine Löwe« eingesetzt habe.
Fritz Becker ist neuer Ehrenpräsident des LAV Baden-Württemberg. / Foto: LAV BW
Becker führte von 1998 an über 23 Jahre den Landesverband, stand von 2009 bis Ende 2020 insgesamt zwölf Jahre als Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV) auch an der Spitze aller deutschen Apothekerverbände und gehörte ab 2000 zudem dem Geschäftsführenden Vorstand der ABDA an. »Er ist ein großes Vorbild für viele Kollegen«, hob Zambo hervor. Für seine Lebenskraft und Lebenszeit, die er für die Apotheken vor Ort bis zum Ende seiner berufspolitischen Karriere Ende April 2021 einsetzte, sprach sie ihm ein »tiefempfundenes Danke« aus. Mit insgesamt zehn Bundesgesundheitsministern jeglicher »parteipolitischer Couleur« sei Becker in seiner Karriere zusammengetroffen, so Zambo. Dann zählte sie eigene seiner Errungenschaften auf. Darunter, wie Becker immer wieder Details der Arznei- und Hilfsmittelversorgung verhandelte, den engen Kontakt zu Industrie, Großhandel und Markt- und Kooperationspartnern hielt sowie die Stuttgarter Geschäftsstelle gemeinsam mit Geschäftsführerin Ina Hofferberth zu einer Dienstleistungszentrale ausbaute. Parallel sei Becker seit knapp 40 Jahren als Heilberufler für seine Patientinnen dagewesen. Schließlich ernannte der LAV Becker zum Ehrenpräsidenten.
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