| Jennifer Evans |
| 01.12.2021 10:30 Uhr |
Ein gutes Apothekennetz verbessert die Gesundheit: Wie viele Arzneimittel ein Patient einnimmt, hängt laut BKK-Report auch von dessen Wohnort ab. / Foto: Fotolia/Holger Luck
Eigentlich beschäftigt sich der diesjährige BKK-Gesundheitsreport schwerpunktmäßig mit der Coronavirus-Krise, dem Wandel in der Arbeitswelt sowie den Auswirkungen der zunehmenden Digitalisierung. Allerdings liefern die Daten der rund 9 Millionen BKK-Mitglieder noch ein paar andere interessante Aspekte mit Blick auf Apotheken und Arzneimittel.
So kommt der Report zum Beispiel zu dem Ergebnis: Der Wohnort eines Versicherten hat Einfluss auf dessen Gesundheit. Grund dafür sind unterschiedliche regionale Arbeits- und Lebensbedingungen. Dazu gehört etwa die Wirtschaftskraft einer Gegend sowie soziokulturelle Faktoren. Aber auch die medizinische Versorgung spielt eine Rolle. Und darunter fällt laut den Autoren des Reports auf jeden Fall auch die Apothekendichte.
Je dichter also das Apothekennetz einer Region ist, desto gesünder die Menschen, die dort leben. Laut Report bestehen nämlich Parallelen zwischen Wohnort und Verordnungsdaten. Während etwa 91 Prozent der BKK-Versicherten im Saarland mindestens eine ärztliche Diagnose haben, sind es in Hamburg hingegen nur 87 Prozent und in Berlin 88,6 Prozent. Eine ähnliche Tendenz zeigt demnach die Auswertung der verordneten Rezepte. Deren Anzahl ist ebenfalls in Hamburg und Berlin, wo die Apothekendichte verhältnismäßig hoch ist, geringer als in einem Flächenland wie dem Saarland, wo die Offizinen deutlich weiter auseinander liegen.
Generell steigt den Auswertungen zufolge ab dem 40. Lebensjahr sowohl der Anteil der beschäftigten Versicherten, die eine Arzneimittel-Verordnung bekommen, als auch die Menge der Wirkstoffe pro Person an. Mit Ausnahmen innerhalb der Gruppe der Rentner bekommen Frauen mehr Medikamente verschrieben als Männer. Und im Allgemeinen erhalten Personen, die auf dem ostdeutschen Land leben, nicht nur häufiger, sondern auch deutlich mehr Rx-Arzneimittel. Dort ist allerdings auch das Durchschnittsalter höher als in den Städten.
Darüber hinaus haben die Auswertungen des Reports gezeigt, dass die Anzahl der Arzneimitteldosen in Abhängigkeit mit dem Bildungsgrad der BKK-Mitglieder steht, die in einem Arbeitsverhältnis beschäftigt sind. Je höher also der Schulabschluss einer Person, desto weniger Medikamentendosen verschreiben die Mediziner. Und umgekehrt geht ein niedriger Bildungsgrad mit einem überdurchschnittlichen Gebrauch von Arzneimitteln einher. Was die konkret verordneten Präparate in allen Altersklassen betrifft, stehen besonders oft Herz-Kreislauf-Mittel oder Präparate, die auf den Stoffwechsel wirken, auf den Rezepten.
Für seine Arzneimitteldaten zieht der BKK Dachverband, der die politischen Interessen von 72 Betriebskrankenkassen vertritt, alle erstattungsfähigen Einzelverordnungen aus dem ambulanten Sektor heran. Im Jahr 2020 waren das knapp 70 Millionen. Ausgenommen sind Hilfsmittel und Rezepte vom Zahnarzt.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.