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Psychologie

Ist die Glücksformel bald gehackt?

Was ist eigentlich nötig, um glücklich zu sein? Wie unterscheiden sich die Vorstellungen vom Glück und in welchen Augenblicken entsteht es überhaupt? Die Forschung ist gerade dabei, zentrale Faktoren zu entschlüsseln.
Jennifer Evans
19.06.2023  07:00 Uhr

Der Lieblingssong, beruflicher Erfolg, ein schönes Kompliment, Freunde und Familie – was macht Glück eigentlich aus? Oder geht es um eine angenehme Atmosphäre, ausgelassenes Tanzen, Ruhe und Entspannung oder einfach um Kontakt mit der Natur?

Lange war man davon ausgegangen, dass Gefühle universell sind und bei allen Menschen gleich messbar. Heute weiß man: Emotionen setzen sich aus individuellen Empfindungen und körperlichen Reaktionen zusammen. Aber auch äußere Einflüsse, Erfahrungen und Erinnerungen bestimmen sie.

In diesem Jahr hat es Finnland erneut an die Spitze des sogenannten »World Happiness Report« geschafft. Liegt das am Wohlstand, dem naturnahen Leben oder der Gleichberichtigung im Land? Alles Quatsch, meinen Soziologen. Sie führen es auf die Erwartungshaltung zurück, die demnach von den Finnen nicht ganz so hoch angesetzt wird.

Umgang mit Emotionen lernen

Aber kann das wirklich der Schlüssel für ein glückliches Leben sein? Nein, meint Dr. Jolanta Burke, Senior-Dozentin am Zentrum für positive Gesundheitswissenschaften an der University of Medicine and Health Sciences in Irland. Sie behauptet nämlich, dass die psychologische Forschung eher das Gegenteil nahelegt. Hohe Erwartungen seien wichtig, um auf Träume und Ziele hinarbeiten zu können. »Durch einen Prozess, der als mentales Kontrastieren bezeichnet wird, bilden wir ein Urteil über unsere Zukunftserwartungen und entscheiden, welche Träume realistisch zu verfolgen sind und welche wir besser aufgeben sollten«, schreibt sie auf der Wissenschaftsnachrichten-Plattform »The Conversation«. Dieser Prozess sei wichtig, um nicht durch Überschätzung Frust zu erzeugen.

Eine grundsätzlich bejahende Grundhaltung erzeugt aber noch weitere positive Effekte. Je höher unsere Erwartungen sind, desto optimistischer bleiben wir und machen trotz Widrigkeiten weiter und bleiben zuversichtlich, dass sich schon alles zum Guten wenden wird. Diese Einstellung sei ein Zeichen von Widerstandsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und Wohlbefinden, so die Psychologin.

Dagegen behinderten niedrige Erwartungen unsere Fähigkeit, sich an veränderte Umstände anzupassen, meint Burke. Stattdessen könne so ein Gefühl von Hilflosigkeit oder Verzweiflung entstehen. Menschen mit geringen Erfolgserwartungen geben demnach schneller auf und verpassen darüber hinaus Chancen für positive Erlebnisse. Laut Burke begründen Menschen ihre gedämpfte Haltung damit, sich vor Enttäuschung schützen zu wollen, sprich: Erfüllt sich eine Hoffnung nicht, gibt es weniger Grund, traurig zu sein.

Dabei ist es in den Augen der Psychologin viel entscheidender, sich nicht auf mögliche Sorgen oder Probleme zu konzentrieren, sondern den eigenen Umgang mit Emotionen wie Traurigkeit oder Frustration zu trainieren. »Die Vorteile hoher Erwartungen, die uns motivieren, Ziele zu setzen und zu erreichen, überwiegen die Nachteile und jeden Schutz, den wir durch niedrige Erwartungen erhalten könnten«, ist Burke sicher.

Glück ist ein Hilfsmittel

Robb Rutledge, Assistenzprofessor an der Yale University, hat sich ebenfalls mit dem Glück beschäftigt. Er kam zu dem Ergebnis, dass es eng mit dem Lernen über unsere Umwelt verbunden ist. »Glück ist ein Hilfsmittel, kein Ziel an sich«, wie er auf »The Conversation« berichtet. »Es kann uns helfen, besser zu verstehen, was uns wichtig ist, was wir schätzen. Es kann uns mitteilen, ob die Dinge überraschend gut laufen, was uns dazu motivieren kann, in entscheidenden Momenten weiterzumachen.« Und es kann die Weichen für einen Neuanfang stellen. »Wenn unsere Zufriedenheit sinkt, kann das ein Zeichen dafür sein, dass wir etwas Neues ausprobieren sollten«, so der Neurowissenschaftler.

Seine Erkenntnisse zieht Rutledge unter anderem aus einer Smartphone-App, die sich »The Happiness Project« nennt. Ziel ist es, daraus eine Art Glücksformel abzuleiten. Der Nutzer muss lediglich eines von vier Spielen spielen. Jedes konzentriert sich auf einen Aspekt, von dem die Forscher bereits wissen, dass er entscheidend für das Glück ist: und zwar Ungewissheit, Nachdenken über die Zukunft, Lernen und Anstrengung.

Das Gehirn passt sich an

Herausgefunden haben Rutledge und sein Team bereits, dass Erwartungen eine große Rolle spielen. Demnach ist Glück nicht davon abhängig, wie gut es einem Nutzer geht, sondern ob er beim Spielen besser abschnitt als erwartet. Diese Einstellung bringt Probleme mit sich. »Wenn man immer mit dem Schlimmsten rechnet, ist es schwierig, gute Entscheidungen zu treffen«, so Rutledge. Gleichzeitig steckt darin eine Chance: Läuft etwas besser als erwartet, kann unser Gehirn anhand dieser Erfahrung die eigene Einstellung nach oben korrigieren – und wir treffen fortan bessere Entscheidungen.

Eine weitere Lektion der Smartphone-Spiele: Die meisten Ereignisse beeinträchtigen nicht lange unser Glück. Auch Freude ist begrenzt, weil sich das Gehirn daran ebenso anpasst wie an andere Emotionen. Laut Rutledge erfüllt diese Funktion aber einen Sinn. Denn nach einer Anpassung sei man dann wieder bereit, den nächsten Schritt zu gehen. Er geht davon aus, dass es nie die eine Formel für das Glück geben wird, die Forschung aber dazu beitragen wird, verschiedene ausschlaggebende Faktoren zu erklären.

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