Ist der Schlankheitswahn politisch? |
Paulina Kamm |
18.08.2025 12:00 Uhr |
Post sieht in dem Angriff auf Frauen kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem: »Das macht dich gefügig. Dieser ganze Schönheitsdruck hält in einem Zustand der Unsicherheit.« Ständiger Druck, vermeintlich objektiven Erwartungen zu entsprechen, lenke von tatsächlicher Selbstverwirklichung ab. Der Schlankheitswahn diene als Ablenkung von echten Problemen und politischer Teilhabe, meint sie.
Außerdem hält sie Schönheit für eine Währung weiblicher Wertschätzung – ein Mechanismus, der laut Post bereits auf dem Spielplatz beginne, wenn Jungen für Stärke und Mädchen für hübsche Kleidung gelobt würden. Noch heute sei es als Frau schwer bis unmöglich, dem Idealbild, das sich über tausende von Jahren durch Patriarchat, Religion und Rassismus verfestigt habe, gerecht zu werden, meint Post. Wolf bringt einen weiteren Aspekt ins Spiel und macht die von Männern geprägte Idealvorstellung für den Konkurrenzgedanken unter Frauen verantwortlich.
Dieses unerreichbare Idealbild geht nach Ansicht von Wolf und Post weit über das Körperliche hinaus. Es sei Ausdruck eines politischen Systems, das Kontrolle und Anpassung anstrebe. Die Wiederkehr solcher Ideale in autoritären und rechten Diskursen zeige, wie eng Körperbilder mit gesellschaftlichen und patriarchalen Machtverhältnissen verknüpft seien.