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Rheumatoide Arthritis

Inverser Impfstoff stoppt Gewebedestruktion im Tiermodell

Inverse Impfstoffe sollen Immunreaktionen löschen, statt induzieren. Einen solchen Toleranz-erzeugenden Impfstoff gegen eine Autoimmunreaktion bei rheumatoider Arthritis hat eine internationale Forschungsgruppe vorgestellt – inklusive erster Erfolge bei Mäusen.
Christina Hohmann-Jeddi
20.09.2023  11:00 Uhr

Bei Autoimmunerkrankungen, zu denen auch die rheumatoide Arthritis (RA) gehört, wendet sich eine fehlgeleitete Immunreaktion gegen körpereigene Strukturen. Diesen Angriff gezielt zu stoppen, ohne das Immunsystem insgesamt lahmzulegen, ist Ziel von sogenannten inversen Impfstoffen. An diesen arbeiten verschiedene Arbeitsgruppen weltweit. Vor Kurzem stellten Forschende von der University of Chicago in »Nature Biomedical Engineering« einen solchen Ansatz vor, der im Tierversuch die Krankheitsaktivität bei Multipler Sklerose deutlich senken konnte

Im Juni präsentierten Forschende um Vilma Urbonaviciute vom Karolinska-Institut in Stockholm, Schweden, und Kollegen vom Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie ITMP in Frankfurt am Main sowie vom Universitätsklinikum Frankfurt einen ganz anderen Ansatz eines inversen Impfstoffs im Fachjournal »PNAS«

Sie entwickelten einen Impfstoff gegen RA, den sie als tolerogen (Toleranz erzeugend) bezeichnen. Er soll die Autoimmunreaktion gegen das wichtige Gelenkprotein Kollagen-Typ-II (COL2) löschen, das in Knorpel, aber auch in den zentralen lymphatischen Organen, dem Thymus und dem Knochenmark vorkommt.

Es war bereits bekannt, dass bei der Entstehung von RA Proteine des Haupthistokompatibilitätskomplexes (MHCII), die für Antigenpräsentation und Antigenerkennung durch T-Zellen wichtig sind, eine Rolle spielen. Die Forschenden fanden heraus, dass ein bestimmtes MHCII-Protein mit der Bezeichnung Aq, wenn es an ein galaktolysiertes Peptid von COL2 gebunden ist, die Entwicklung von RA im Mausmodell stoppen konnte. Entsprechend stellte das Team einen Impfstoff her, der diesen Proteinkomplex Aq-galCOL2 enthält. Dieser interagiert der Publikation zufolge direkt mit dem antigenspezifischen T-Zell-Rezeptor (TCR), was zur Vermehrung von regulatorischen T-Zellen führt, wodurch Angriffe des Immunsystems auf körpereigenes Gewebe verhindert werden, ohne die allgemeine Immunfunktion zu beeinträchtigen.

Bei Untersuchungen mit Mäusen führte die Behandlung mit Aq-galCOL2  zu einer dominanten gewebespezifischen Toleranz gegen das COL2-Epitop und zum Schutz vor Arthritis. Die Forschenden planen nun klinischen Studien der Phase I, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Impfung zu prüfen. »Aidcure, ein Spin-off-Unternehmen des Fraunhofer-Instituts für Translationale Medizin und Pharmakologie, wird mit deutschen Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten, um diese Studien durchzuführen«, heißt es in einer Mitteilung von Aidcure.

Professor Dr. Frank Behrens, Rheumatologe an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und stellvertretender Leiter des Fraunhofer ITMP, erklärt: »Wir gehen aufgrund von Ex-vivo-Experimenten davon aus, dass der Impfstoff beim Menschen genauso wirkt wie bei Mäusen.« Der medizinische Bedarf an neuen RA-Therapien sei nach wie vor hoch. »Unser Impfstoff hat im Tiermodell keine Anzeichen von Nebenwirkungen, Toxizität oder Teratogenität gezeigt.« Das gute Nutzen-Risiko-Verhältnis sei auch der Grund dafür, dass das Paul-Ehrlich-Institut als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel eine voraussichtliche Genehmigung für die klinischen Studien der Phase I erteilt habe.

Der Impfstoff könne den Forschenden zufolge eines Tages bei Patienten die Progression der RA stoppen und sogar als Präventivmaßnahme für Personen mit hohem Krankheitsrisiko eingesetzt werden.

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