Intervallfasten ohne zusätzlichen Nutzen |
Theo Dingermann |
25.04.2022 18:00 Uhr |
Von den eingeschlossenen 139 Teilnehmern schlossen immerhin 118 (84,9 Prozent) die anspruchsvolle Studie ab. Der mittlere Gewichtsverlust gegenüber dem Ausgangswert betrug nach zwölf Monaten 8,0 kg in der Gruppe mit dem Intervall-Ernährungsschema und 6,3 kg in der Gruppe ohne zeitlich eingeschränkte Kalorienzufuhr. Die Gewichtsveränderungen waren in den beiden Gruppen bei der Zwölf-Monats-Bewertung nicht signifikant unterschiedlich (Nettodifferenz, -1,8 kg; P=0,11).
Die Ergebnisse der Analysen von Taillenumfang, BMI, Körperfett, Magermasse, Blutdruck und metabolischen Risikofaktoren entsprachen ebenfalls den Ergebnissen des primären Endpunkts. Darüber hinaus gab es keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der Anzahl der unerwünschten Ereignisse.
Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass auch bei einer zeitlich eingeschränkten Nahrungsaufnahme die Einschränkung der Kalorienzufuhr den Haupteffekt einer Diät verursacht. Dennoch deuten die Ergebnisse zumindest an, dass sich eine zeitlich eingeschränkte Nahrungsaufnahme durchaus als eine alternative Option für ein Gewichtsmanagement eignen kann. So vermuten die Autoren, dass die zeitliche Begrenzung der täglichen Nahrungsaufnahme hilfreich ist, sich konsequent an die Vorgaben der Diät halten zu können.
In einem Gasteditorial zu dem Artikel schreiben Dr. Blandine Laferrère und Dr. Satchidananda Panda vom Diabetes Research Center des Columbia University Irving Medical Centers in New York und vom Salk Institute for Biological Studies, La Jolla, dass Gewichtsabnahme durch Kalorienrestriktion zwar der empfohlene Ansatz zur Behandlung von Fettleibigkeit sei, aber dieser Ansatz ressourcenintensiv und auf Dauer nur schwer aufrechtzuerhalten sei. Dagegen sei ein Ernährungsregime, bei dem die tägliche Kalorienzufuhr auf einen konstanten Zeitraum von weniger als zehn Stunden beschränkt wird, eine potenziell kostengünstige und nachhaltige Option, selbst dann, wenn Ernährungsgewohnheiten nicht geändert oder die Kalorienzahl reduziert werde.
Einen Vorteil eines Intervall-Essregimes sehen die Editorialistinnen darin, dass eine zeitlich eingeschränkte Nahrungsaufnahme den zirkadianen Rhythmus aufrecht erhält und den Stoffwechsel durch Verlängerung des täglichen Fastens verbessert, was wiederum zelluläre Signalwege aktiviert, die für die Vermittlung der Vorteile der Kalorienrestriktion verantwortlich gemacht werden. Für diese Annahme gebe es zumindest gute Date aus Tierexperimenten, so die Kommentatorinnen.
Zudem erscheint die Übertragbarkeit dieser Studie auf breitere Bevölkerungsgruppen sehr fraglich. Ob ein solches Regime auch ohne die strenge Anleitung und Überwachung durch das Studienpersonal möglich wäre, kann bezweifelt werden. Dennoch ist die Studie zur evidenzgestützten Kosten-Nutzen-Analyse wichtig für die Bewertung der Skalierbarkeit einer Lebensstilintervention.
So liefert die Studie trotz der Einschränkungen einen wichtigen Maßstab für eine Lebensstilintervention, die Qualität, Quantität und Zeitpunkt der Ernährung kombiniert.