Intensive Lipidsenkung nach Herzinfarkt rettet Leben |
Theo Dingermann |
17.04.2025 12:30 Uhr |
Wer nach einem Herzinfarkt rasch eine lipidsenkende Kombitherapie bekommt, hat ein besseres Überleben und weniger schwere Komplikationen. / © Getty Images/Daisy-Daisy
In einer großen Kohorte von 35.826 Patienten aus dem schwedischen SWEDEHEART-Register untersuchten Forschende um Professor Dr. Margret Leosdottir vom Skåne Universitätskrankenhaus in Malmö, Schweden, ob die frühzeitige Verordnung (innerhalb von zwölf Wochen nach Herzinfarkt) einer lipidsenkenden Kombinationstherapie mit Ezetimib und Statinen gegenüber einem verzögerten Therapiebeginn (13 Wochen bis 16 Monate) Vorteile hinsichtlich schwerer kardiovaskulärer Ereignisse (MACE) bietet. MACE waren definiert als Tod, nicht tödlicher Myokardinfarkt oder Schlaganfall. Die Ergebnisse publizierten die Forschenden jetzt im Wissenschaftsjournal »Journal of the American College of Cardiology«.
Drei Gruppen wurden definiert: Die Patienten der ersten Gruppe erhielten früh eine Kombinationstherapie, bei der zweiten Gruppe wurde die Kombinationstherapie verzögert induziert und die Patienten der dritten Gruppe erhielten eine Statin-Monotherapie. Die primären Endpunkte waren MACE, deren Einzelereignisse und die kardiovaskuläre Mortalität über einen Beobachtungszeitraum von im Median knapp vier Jahren.
Die beiden ersten Gruppen waren eher schwach besetzt: 17 Prozent aller Patienten in der ersten und 18 Prozent in der zweiten Gruppe. Das bedeutet, dass 65 Prozent der Patienten eine Statin-Monotherapie erhielten.
In der Gruppe, deren Mitglieder früh eine Kombination aus Ezetimib und einem Statin bekamen, war die Ein-Jahres-MACE-Rate mit 1,79 pro 100 Patientenjahren signifikant niedriger als bei den Patienten aus der zweiten Gruppe (2,58 pro 100 Patientenjahren), bei denen die Kombinationstherapie später initiiert wurde. Noch schlechter war die Ein-Jahres-MACE-Rate (4,03) bei den Patienten unter Statin-Monotherapie. Im Vergleich zur früh verordneten Kombinationstherapie betrug die Drei-Jahres-Hazard-Ratio für MACE 1,14 für einen verzögerten Start der Kombinationstherapie und 1,29 für die Monotherapie.
Auch die LDL-Cholesterol-Zielwerte (<1,4 mmol/L und ≥ 50 Prozent Reduktion) erreichten die Patienten mit der frühen Kombination signifikant häufiger (55 Prozent), gegenüber 28 Prozent der Patienten in der zweiten Gruppe und 25 Prozent unter Monotherapie.
Folgerichtig fordern die Autoren eine Abkehr vom stufenweisen verzögerten Vorgehen zur Lipidsenkung nach Myokardinfarkt. Eine proaktive Strategie mit sofortiger Kombinationstherapie noch vor Entlassung könne nicht nur dazu führen, dass die Zielwerte häufiger erreicht werden, sondern dass auch kardiovaskuläre Ereignisse signifikant reduziert würden.