Intensiv therapieren, intensiv begleiten |
Daniela Hüttemann |
10.04.2025 10:44 Uhr |
»Vor jeder Therapieeskalation sollte man immer genau hinschauen, ob der Patient auch adhärent ist«, riet Waltering. Und auch ein Blick auf die Komedikation lohnt sich, die den Blutdruck erhöhen könnte, wie orale Kontrazeptiva (Drospirenon!), NSAR, bestimmte Antidepressiva, aber auch pflanzliche Mittel wie Ginseng, Ginkgo und Johanniskraut.
Betablocker werden als Blutdrucksenker nur noch bei Komorbiditäten wie Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern oder nach Herzinfarkt sowie bei stressbedingtem Bluthochdruck mit hohem Puls und bei (geplanter) Schwangerschaft eingesetzt.
Ob eine Bluthochdrucktherapie nun leitliniengerecht ist oder nicht, sei für Apotheker nicht immer einfach zu bewerten. Es gebe hier kein Schwarzweiß und die genaue Therapie hänge von vielen Faktoren ab, die die Apotheker nicht unbedingt alle kennen würden. Teilweise gibt es auch Unterschiede in Wirkung und Verträglichkeit innerhalb der einzelnen Wirkstoffklassen. »Sammeln Sie so viele Informationen, wie Sie bekommen können und urteilen Sie nicht vorschnell«, riet Waltering. »Aber seien Sie auch nicht zu schüchtern mit Vorschlägen – Studien zeigen, dass Apotheker besonders erfolgreich zur Blutdruckeinstellung beitragen können.«
Apotheker sollten auf jeden Fall Hinweise zur richtigen Anwendung (exakte Anweisungen) und Lagerung geben und bei der Adhärenz unterstützen. Lercanidipin beispielsweise müsse 15 Minuten vor dem Essen eingenommen werden, darf nicht in der Dosette oder auf der Fensterbank aufbewahrt werden und Grapefruitsaft ist tabu. Bei Thiazid-Diuretika sollte man auf die morgendliche Gabe und ausreichenden Sonnenschutz inklusive Lippenpflege hinweisen.
Hypertonie-Patienten sollen in der Regel auch selbst ihren Blutdruck messen. Hier lohnt sich zu prüfen, ob das Gerät geeignet ist, die Manschette richtig sitzt und der Patient mit gerader Haltung (Rückenlehne), den Füßen parallel auf dem Boden (Beine nicht überschlagen) und ausreichend Ruhezeit vor der Messung misst.
»Am besten wird morgens vor der Einnahme der Blutdrucktablette und dem ersten Kaffee gemessen«, erklärte Waltering. Vorher sollte der Patient auf die Toilette gehen, denn eine volle Blase könne den Blutdruck um über 30 mmHg erhöhen. Zur Therapiekontrolle empfiehlt sich auch die pDL standardisierte Risikoerfassung hoher Blutdruck. »Diese pDL ist so wichtig – mit einer guten Blutdruckeinstellung retten Sie Leben!«, verdeutlichte Waltering.