| Alexander Müller |
| 12.01.2024 10:30 Uhr |
Gematik-Interimschef Florian Hartge sieht bei der E-Rezept-Einführung »insgesamt eine robuste und stabile Performance«. / Foto: Gematik
In der ersten Januarwoche seien trotz vielerorts noch urlaubsbedingter Praxisschließungen fast 5 Millionen E-Rezepte erfolgreich eingelöst worden, resümierte Hartge. »Insgesamt gehen wir davon aus, dass sich auch die Praxen, die erst seit dem neuen Jahr E-Rezepte ausstellen, sehr schnell mit Apotheken und Versicherten einspielen.«
Die aktuellen Zahlen zeigten, »dass das E-Rezept in der Versorgung gut angekommen ist«, zieht Hartge insgesamt ein positives Fazit. Er sieht aber auch die Schwachstellen: »Bei einem Projekt dieser Größe, Tragweite und Komplexität ist es allerdings normal, dass am Anfang noch nicht alles perfekt ineinandergreift.«
Oberste Priorität – sowohl für die Gematik als auch die Dienstleister – bleibe, »dass das Erstellen und Einlösen von E-Rezepten möglichst reibungslos läuft und Unwägbarkeiten auf ein absolutes Minimum begrenzt sind«. Das Feedback aus dem Anwenderkreis sei immens wichtig, denn das E-Rezept sei nun einmal ein gemeinschaftliches Unternehmen.
Zu den technischen Ausfällen am Jahresanfang sagt Hartge zur PZ: »Die Störungen an den von Bitmarck und IBM betriebenen sektoralen IDPs Anfang Januar hatten in der Gesamtschau betrachtet lediglich minimale Auswirkungen, da sie sich lediglich auf die Nutzung der E-Rezept-App im Kontext der GesundheitsID bezogen und nur einen Teil der Krankenkassen betrafen. Betroffene konnten sich alternativ mit der eGK und PIN in der App anmelden beziehungsweise den Ausdruck oder die Gesundheitskarte für die Einlösung von E-Rezepten nutzen. Das Problem ist inzwischen behoben.«
Einige Probleme bei der Einführung sind allerdings in der fehlerhaften Handhabung begründet – meist in den Arztpraxen. Die Gematik hatte daher bereits gemahnt, dass die in der Praxis oftmals eine Anpassung der Arbeitsabläufe notwendig sei: So sollte bei der Ausstellung von E-Rezepten möglichst die Komfortsignatur genutzt werden, damit die E-Rezepte auch sofort eingelöst werden können.
Das Zusammenspiel mit den Gesellschaftern sieht der Gematik-Interimschef als »weiterhin sehr konstruktiv und geprägt von dem Willen, die bestmöglichen Lösungen für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zu finden«. Unabhängig von einem geplanten Umbau der Gematik solle der sehr enge Austausch zur Apothekerschaft erhalten bleiben, versicherte Hartge. »Wir benötigen den Dialog und die Erfahrung der Nutzerinnen und Nutzer, um Anwendungen weiterzuentwickeln beziehungsweise neue Lösungen gemeinsam zu konzipieren. Es geht nicht ohne diejenigen, die die Anwendungen im Arbeitsalltag einsetzen.«
Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie bei der ABDA, geht davon aus, dass sich die Rolle der Gematik nicht nennenswert von ihrer aktuellen unterscheiden wird. »Wichtig sind oft handelnde Personen, gemeinsame Werte und ein Kultur des Miteinander. Aus meiner Erfahrung der letzten Jahre braucht die Gematik den offenen Austausch mit den Leistungserbringerorganisationen, um nicht am Versorgungsauftrag und am bestehenden Regulierungsrahmen vorbei zu planen. Informatiker sehen die technische Lösung. Ob diese gegen andere Rechte verstößt, erkennen die Betroffenen schneller.«
Der DAV werde sich im Kreis der Gesellschafter »weiterhin energisch einbringen«, kündigte Korf an. Ob eine Agenturlösung hier neue Betätigungsfelder schafft, oder grundsätzliche Veränderungen bei Entscheidungsprozessen mit sich bringt, sei offen. Korf selbst kennt bislang keinen Reformfahrplan.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.