Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Glomerulonephritiden

Innovative Therapien halten Nierenversagen auf

Entzündungen der Nierenkörperchen sind eine der häufigsten Ursachen für ein Nierenversagen und damit auch für eine Dialyse oder Nierentransplantation. Statt unspezifischer Immunsuppression wird heute oft gezielt therapiert – mit gutem Erfolg.
AutorKontaktBrigitte M. Gensthaler
Datum 07.10.2025  13:30 Uhr

»Die Niere ist ein total schweigsames Organ; sie rührt sich lange nicht bei Erkrankungen«, erklärte Professor Dr. Jan J. Menne, Chefarzt der Klinik für Nephrologie am KRH Klinikum Siloah, Hannover, kürzlich bei einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN). Dies gelte auch bei Entzündungen der Nierenkörperchen, sogenannten Glomerulonephritiden (GN), die zum Nierenversagen führen können.

Nierenkörperchen (Glomeruli) sind die kleinsten Einheiten in der Niere, sie filtern das Blut und produzieren dabei Urin. Der Mensch hat 1 bis 1,5 Millionen Glomeruli, Männer etwas mehr als Frauen. »Das gesamte Blutvolumen wird einmal pro Stunde gesäubert, also 24-mal am Tag. Pro Tag produzieren wir rund 180 Liter Urin, aber es werden nur 2 Liter ausgeschieden«, berichtete der Rheumatologe. Wenn mehr als 90 Prozent der Nierenfunktion verloren sind, wird ein Mensch dialysepflichtig. Ein gutes Maß für die Nierenleistung ist die glomeruläre Filtrationsrate (eGFR).

Größere Moleküle wie Proteine werden nicht im Urin ausgeschieden. Nur 1 bis maximal 5 mg Eiweiß/Tag gehen über eine gesunde Niere verloren.

S3-Leitlinie setzt klare Regeln zu Diagnostik und Nierenschutz

»Glomerulonephritiden können schon im Kindesalter beginnen; die meisten Patienten sind jung und werden oft dialysepflichtig«, so Menne. Die Pathomechanismen seien heute weitgehend bekannt; häufig liege ein immunologischer Mechanismus zugrunde. GN werden in primäre und sekundäre Formen eingeteilt. Bei den sekundären Formen schädigt eine Systemerkrankung die Nieren, etwa ein Lupus erythematodes oder Diabetes mellitus.

Die neue S3-Leitlinie »Diagnose und Therapie von Glomerulonephritiden«, die unter Federführung der DGfN erarbeitet wurde, enthalte erstmals evidenzbasierte Empfehlungen zur Diagnostik, etwa zu Nierenbiopsie, Labor- und Bildgebung. Ebenso gebe es klare Empfehlungen zur Therapie, betonte der Arzt. Basis der Therapie sind dabei Lebensstilmodifikationen mit Normalisierung des Gewichts, Reduktion der Kochsalzzufuhr unter 5 g/Tag, eingeschränkte Proteinzufuhr, regelmäßige körperliche Betätigung sowie Nikotinkarenz.

Darüber hinaus kommen Arzneimittel zum Einsatz. »Früher hatten wir nur Corticoide und Immunsuppressiva zur Therapie; das war nebenwirkungsreich und viele Patienten wurden dialysepflichtig«, berichtete Menne. Heute gebe es sehr gute Basistherapeutika zum Nierenschutz wie RAS-Inhibitoren und SGLT2-Hemmer; laut Leitlinie in der maximal verträglichen und zulässigen Tagesdosis. »Fast alle Patienten mit Glomerulonephritis bekommen heute SGLT-2-Hemmer, auch wenn sie keinen Diabetes haben.« Das Ziel sollte die Reduktion der Proteinurie unter 0,5 g/d sein (Protein-Kreatinin-Ratio im Urin, UPCR < 0,4 g/g).

Zielgerichtet therapieren

Mit modernen Therapeutika könne man gezielt und präzise in fehlgeleitete Immunprozesse eingreifen, verdeutlichte der Nephrologe. Dies basiere auf der Erforschung spezifischer Angriffspunkte: von B- und T-Lymphozyten über Zytokine bis zum Komplementsystem.

So ersetzen monoklonale Antikörper, zum Beispiel Rituximab und Obinutuzumab, zunehmend klassische Immunsuppressiva wie Cyclophosphamid. Komplementinhibitoren wie Iptacopan oder Ravulizumab könnten neue Optionen bei seltenen Formen wie der C3-Glomerulopathie eröffnen.

Für Patienten mit IgA-Nephropathie oder Lupus-Nephritis sind Wirkstoffe wie Budesonid, der duale Endothelin-Angiotensin-Rezeptorantagonist Sparsentan, der Antikörper Belimumab und der Calcineurin-Inhibitor Voclosporin bereits zugelassen. Komplementfaktoren wie C3, C5 sowie weitere Aktivierungswege im Komplementsystem würden als Zielstrukturen getestet. Sogar die CAR-T-Zelltherapie werde zur Eliminierung autoimmun aktiver B-Zellen bei Lupus-Nephritis untersucht.

»In den nächsten Jahren werden noch fünf bis zehn neue Arzneimittel zur Therapie der GN auf den Markt kommen«, prognostizierte der Nephrologe. Die Vielfalt sei vor allem für Patienten wichtig, die auf herkömmliche Behandlungen nicht ausreichend ansprechen. »Eine GN kann man zwar noch nicht endgültig heilen, aber wir können sie oft weitgehend zum Stillstand bringen.«

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa