Innovationen in der Kardiologie |
Daniela Hüttemann |
12.11.2024 10:30 Uhr |
Auf die medikamentöse Therapie der chronischen Herzinsuffizienz war zuvor Professor Dr. Dietmar Trenk eingegangen, ehemaliger Leiter der Abteilung Klinische Pharmakologie am Universitäts-Herzzentrum Bad Krozingen, das zum Uniklinikum Freiburg gehört. Etwa 2,5 Millionen Menschen sind betroffen. »Mit jeder Exazerbation, mit jedem Krankenhausaufenthalt verschlechtert sich die Prognose des Patienten dramatisch«, betonte Trenk. Eine dekompensierte Herzinsuffizienz sei der häufigste Einweisungsgrund für Menschen ab 65 Jahren. Die 5-Jahres-Mortalität liege bei 50 Prozent und steige mit jedem Krankenhausaufenthalt. Die Lebensqualität sei vergleichbar schlecht wie bei Patienten nach Schlaganfall; die Kosten für das Gesundheitssystem extrem hoch.
»Die Fantastischen Vier« ist eine Comicreihe aus den 1960er-Jahren. / © Getty Images/PictureLake/Ken Brown
»Ganz wichtig sind daher möglichst frühe Diagnose und Therapiestart«, verdeutlichte der Referent. Während früher die medikamentöse Therapie stufenweise erfolgte, gab es 2021 einen großen Paradigmenwechsel: Seitdem wird von Anfang an Patienten mit Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer Ejektionsfraktion (HFrEF, die häufigste Form) eine Viererkombination empfohlen, die sogenannten »Fantastic Four« der Herzinsuffizienz. Sie besteht aus einem RAS-Hemmer, laut Trenk idealerweise einem ARNI (Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor, also Sacubitril/Valsartan) – oder ersatzweise ACE-Hemmer oder Sartan – plus Betablocker, Mineralcorticoid-Rezeptorantagonist und SGLT-2-Hemmer. Sie müssen eingeschlichen werden, sollten aber noch im Krankenhaus auf mindestens die Hälfte der optimalen Dosis auftitriert werden und dann unter Aufsicht des Kardiologen nach spätestens drei bis sechs Wochen zur empfohlenen maximal verträglichen Dosis.
Die genaue Auswahl orientiere sich an den Begleiterkrankungen des Patienten, ebenso, ob noch wie früher Diuretika (beispielsweise bei Volumenüberlastung) oder Digoxin (bei Vorhofflimmern) gegeben werden. »Diese Arzneimittel haben aber im Gegensatz zu den Fantastic Four keinen Einfluss auf die Prognose«, so der Pharmakologe.