Pharmazeutische Zeitung online

Doppelte Kasse mit dritten Zähnen

13.09.2004  00:00 Uhr
Globudent-Skandal

Doppelte Kasse mit dritten Zähnen

von Klaus Peters, Duisburg

„Komforttarif“ lautete das Zauberwort, das über fünf Jahre bis Ende 2002 bei der Mülheimer Dentalfirma Globudent die Kassen klingeln ließ - und hunderten Zahnärzten im gesamten Bundesgebiet Millionen Euro schwarz in die Praxiskasse spülte.

Die Staatsanwaltschaft nennt den Handel der drei angeklagten Globudent-Manager mit billigen Zahnersatz aus China und der Türkei bandenmäßigen und gewerbsmäßigen Betrug: Denn finanziell komfortabel war der Tarif nur für das Labor und die Ärzte, Patienten und Krankenkassen mussten dagegen kräftig bluten. Der Gesamtschaden liegt im dreistelligen Millionenbereich.

Laut ersten Geständnissen und Anklageschrift berechnete Globudent für den billigen Zahnersatz aus Fernost die Tarife für teure deutsche Produkte und kassierte damit etwa den doppelten Gewinn. Meist rund 25 Prozent des Rechnungs-Nettobetrages erhielten dann die beteiligten Ärzte als so genannte „Rückvergütung“ bar auf die Hand oder per Post, sauber abgerechnet bis auf den letzten Cent. Kassen und Patienten, denen die Rückvergütungen bei einem sauberen Verfahren zugestanden hätten, gingen leer aus.

Schwarze Schafe im ganzen Land

Unter den im Prozess angeklagten 68 Fällen war ein Duisburger Mediziner mit Rückvergütungen in Höhe von insgesamt 222.838,49 Euro Spitzenreiter, das Schlusslicht steckte immerhin noch knapp 15.000 Euro schwarz in die Tasche. Rund 450 Zahnärzte und Dutzende Dentalfirmen quer durch die Republik waren nach Erkenntnissen der Ermittler an den Betrügereien beteiligt. Damit im Fall Globudent der Prozess nicht ausufert, beschränkt sich die Staatsanwaltschaft auf die Fälle, in denen Mediziner mehr als 14.000 Euro kassierten. Den Schaden beziffern die Ankläger in den 68 Fällen auf insgesamt knapp 3,2 Millionen Euro.

Die Manager, zwei Brüder im Alter von 29 und 38 Jahren sowie ein 38-jähriger Zahntechniker, haben die Millionen-Betrügereien in den Vernehmungen bereits weitgehend eingeräumt. Vor Gericht legten sie dann umfangreiche Geständnisse ab. Michael Tsambikakis aus dem Verteidiger-Trio kündigte vor Beginn zudem an, die Angeklagten würden den Schaden in Höhe von 3,2 Millionen Euro im vollen Umfang wieder gutmachen.

Die AOK Niedersachsen, die den Fall Globudent 2002 nach Hinweisen von Zahnärzten ins Rollen brachte, rechnet mit einem Gesamtschaden in dreistelliger Millionenhöhe, die durch Betrügereien mit Billig-Prothesen entstanden sein sollen. Denn im Gefolge des Globudent-Skandals ermittelten die Krankenkassen ähnliche Machenschaften bei Dutzenden Zahnlaboren und Handelsgesellschaften.

Zahnärzten drohen saftige Strafen

Auch die beteiligten Zahnärzte müssen mit saftigen Strafen rechnen. Ein Zahnarzt aus Moers wurde sogar zwischenzeitlich in Untersuchungshaft genommen. Allein im Kassenbezirk Nordrhein verloren mehr als 40 Mediziner ihre Zulassung. Und die Strafverfahren stehen in fast allen Fällen noch aus.

Zwei der angeklagten Manager arbeiten laut Tsambekakis wieder „im Dentalbereich“, obwohl ihre Firma Globudent längst Insolvenz anmelden musste. Der jüngste Beteiligte widmet sich dagegen wieder seinem Studium: Der 29-Jährige studiert Jura. Top

© 2004 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa