Pharmabranche für Liberalisierung der Werbung |
20.09.1999 00:00 Uhr |
Wirtschaft & Handel
GROSSBRITANNIEN
Britische Arzneimittelhersteller sind derzeit bestrebt, das Werbeverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel zu liberalisieren. Sie testen, wie weit die Industrie gehen kann, ehe die Behörden gegen die Werbung einschreiten.
Vorreiter ist das amerikanisch-schwedische Unternehmen Pharmacia & Upjohn. Er investierte umgerechnet mehr als 3 Millionen DM, um Patienten mittels Werbeplakate auf Litfasssäulen über die Möglichkeiten medikamentösen Behandlung von Harninkontinenz und andere Blasenprobleme zu informieren. Nun geht das Unternehmen einen Schritt weiter und will diesen Herbst eine ähnliche Kampagne zur besten Sendezeit ins britische Fernsehen bringen.
Zwar wird auf Direktwerbung für ein bestimmtes Produkt verzichtet. Patienten mit Blasenproblemen wird aber geraten, einen Arzt zu konsultieren oder eine kostenlose Telefonnummer anzurufen. Ein Unternehmenssprecher sagte, es gehe darum, Patienten über moderne Therapiemöglichkeiten zu informieren. Untersuchungen hätten gezeigt, dass viele an Harninkontinenz leidende Patienten nichts oder zu wenig über die medikamentöse Therapie dieses Leidens wüssten. Ärzte-, Fachärzte- und Patientenverbände hätten die Initiative begrüßt, hieß es.
Es ist die Aufgabe der britischen Arzneimittelbehörde Medicines Control Agency (MCA), über die Einhaltung der gesetzlichen Werbebestimmungen zu wachen. Ein Behördensprecher sagte gegenüber der PZ, man beobachte die derzeitigen Entwicklungen mit großer Aufmerksamkeit. Die MCA halte die Kampagne für legal und nicht gegen die Werbebestimmungen verstoßend. Die Arzneimittelbehörde wäre allerdings dann gezwungen, ihre Entscheidung zu überprüfen, wenn es Beschwerden aus der Öffentlichkeit oder aus der Ärzte- und Apothekerschaft geben würde. Bisher habe es aber keine Beschwerden gegeben.
Eigene Recherchen ergaben, dass diverse Hersteller in Großbritannien inzwischen Lobbyisten eingeschaltet haben, um beim Gesetzgeber auf eine Liberalisierung der Werbebestimmungen für ethische Arzneimittel zu drängen, zumal die 1997 in Amerika vorgenommene Lockerung viele positive Aspekte für Patienten gebracht habe.
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