Fraglos und klaglos Warten auf den BGH |
28.06.2004 00:00 Uhr |
Die Überraschung stand Vorstand und Aufsichtsrat ins Gesicht geschrieben: Auf der Hauptversammlung der Sanacorp AG am Dienstag in München hatte niemand der Anwesenden eine Frage, es gab keine Diskussion. Alles konzentriert sich auf den 13. Juli 2004.
In knapp zwei Wochen wird der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe sein Urteil im Kartellverfahren Sanacorp/Anzag verkünden. Bis dahin wird sich Sanacorp-Vorstandschef Manfred Renner noch gedulden müssen mit öffentlichen Aussagen zum Verfahrensausgang. Dass er Geduld hat, und sich nicht zum noch laufenden Prozess äußern will und wird, hatte er kürzlich schon den Sanacorp-Vertretern in Dresden klar gemacht.
Und auch die Aktionäre der Sanacorp AG hörten keine anderen Zahlen und Statements als einige Tage zuvor die Vertreter. Aber das fehlende Stimmrecht und die insoweit mangelnde echte Mitsprache im Unternehmen dürfte so manchem Kleinaktionärsvertreter auf das Sprachzentrum geschlagen sein.
Die Dividende bewegte sich einmal mehr im Bereich des Möglichen, immer mehr Mitarbeiter beteiligen sich am Unternehmen und überhaupt wartet man eigentlich nur noch auf den zweiten Dienstag im Juli. Alles andere, so machte es in München den Anschein, ist derzeit nebensächlich.
Allerdings hatte Renner im Gegensatz zur Vertreterversammlung eine bedeutsame Änderungsmitteilung im Gepäck. Bislang erwartete das Unternehmen eine Gewinnspanne für das laufende Geschäftsjahr zwischen 18 und 25 Millionen Euro. Nun will Renner ausreichend Indizien dafür gesammelt haben, dass die Sanacorp nun bei 20 bis 26 Millionen Euro Gewinn landet.
Das wäre, angesichts eines kräftigen Umsatzeinbruchs im ersten Quartal, ein klares Zeichen dafür, dass sich die rendite-orientierte Unternehmenspolitik Renners bemerkbar macht. Sanacorp verzichtet zurzeit allem Anschein nach auf den Kampf um Marktanteile und konzentriert sich auf die Kooperation „meine apotheke“ und das Geschäft mit den vorhandenen Kunden.
Einen wirklichen Erkenntnissprung über die weitere Unternehmensentwicklung wird wohl tatsächlich erst der 13. Juli 2004 bringen. Dann entscheidet der BGH pro oder contra Fusion. Und das ist dann eine wesentliche Entscheidung in der Unternehmensgeschichte der Sanacorp. Spätestens dann müssen die Karten auf den Tisch. Und dann wird es auch wieder Fragen geben. Aber immer noch kein Stimmrecht.
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