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Supermärkte in Konkurrenz zu Boots

12.06.2000  00:00 Uhr

-Wirtschaft & HandelGovi-Verlag

Supermärkte in
Konkurrenz zu Boots

von Arndt Striegler, London

Großbritanniens Apothekenkette Boots ist nach Einschätzung der Londoner City in einen Preis- und Standortkampf mit großen Supermarktketten verwickelt, bei dem sie mittelfristig den kürzeren ziehen könnte. Nach der Vorlage der Jahresbilanz für das Geschäftsjahr 1999/ 2000 sank der Kurs der Boots-Aktie an der Londoner Börse auf den tiefsten Stand seit neun Jahren. Der Kursrutsch ist eine bittere Pille für den im Sommer in den Ruhestand tretenden Boots-Chairman Lord Blyth.

Für das am 31. März 2000 abgelaufene Geschäftsjahr meldet Boots einen auf 5,2 Milliarden (Vorjahr 5 Milliarden) Pfund gestiegenen Umsatz. Der Bruttogewinn stieg um 4,8 Prozent auf 587 Millionen Pfund.

Trotzdem befindet sich der Aktienkurs auf Talfahrt. Grund für das Tief ist nach Meinung der Börsenexperten die Tatsache, dass große britische Supermarktketten wie Tesco und Sainsbury den Apothekenketten immer mehr Kunden vor allem im Bereich des Apothekenrandsortiments abjagen. Wegen dieses Wettbewerbs fiel der Umsatz in der als Boots The Chemist geführten Apothekenkette im Geschäftsjahr 99/2000 eher bescheiden aus: Er stieg um 1,8 Prozent, klammert man die in den vergangenen zwölf Monaten neu hinzu gekommenen Verkaufsflächen aus.

Der Bruttogewinn stieg auf 470 Millionen Pfund. Traditionell ist die Apothekenkette mit mehr als 1100 Filialen der Wachstumsmotor von Boots. In London reagierte man nun alarmiert auf die Mitteilung, die Gewinnspanne im Geschäft mit Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten sei um 0,3 Prozent gesunken. Dies wird als Indiz dafür interpretiert, dass Boots im Wettstreit mit den Supermarktketten das Nachsehen haben wird. Die Kundenzahl in den Kettenapotheken ist zugleich um rund 2,5 Prozent gesunken.

Um seine Abhängigkeit vom Apothekengeschäft zu verringern, kündigte der Filialist in London diverse Veränderungen seiner Geschäftsinteressen an. So sollen umgerechnet rund 46 Millionen Pfund in den Bau von Gesundheitszentren investiert werden. In diesen Boots Body360 sollen die Apothekenkunden nicht nur an Fitnessapparaten etwas für ihren Körper tun, angeboten werden dort dann auch kosmetische und diagnostische Dienstleistungen, wie die Entfernung von Körperbehaarung mit Lasern, Pediküre, zahnkosmetische Behandlungen sowie Blutdruckmessungen und Sehtests. Derartige Angebote sind bislang nur in großen Boots-Apotheken zu finden.

Der neue Hauptgeschäftsführer von Boots, Steve Russel, gab sich in der Bilanzpressekonferenz sicher, damit "innovativ und wirkungsvoll" auf die Konkurrenz reagiert zu haben. "Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie der Lebensmitteleinzelhandel den Apotheken die Kunden weg nimmt", sagte Russel. Top

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