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Hersteller im Streit mit dem Gesundheitsministerium

05.03.2001  00:00 Uhr

GROSSBRITANNIEN

Hersteller im Streit mit dem Gesundheitsministerium

von Arndt Striegler, London

Arzneimittelherstellern soll in Großbritannien gesetzlich verboten werden, Verschreibungsdaten, die ihnen Arztpraxen und Apotheken zur Verfügung stellen, für Marketingzwecke zu nutzen. Verschiedene Unterhausabgeordnete wollen in der laufenden parlamentarischen Beratung eines neuen Sozial- und Gesundheitsgesetzes (Health and Social Care Bill) das Verbot durchsetzen.

Apotheker und Ärzte verkaufen verschlüsselte Verschreibungsinformationen an die Industrie. Dies war von allen Beteiligten bislang als sinnvoll angesehen worden. Der Industrie sind die aktuellen Marktdaten Geld wert.

Anliegen des Londoner Gesundheitsministeriums ist es dagegen, die Pharmaindustrie daran zu hindern, Verschreibungsdaten für Marketing- und andere Zwecke zu nutzen. Wisse die Industrie weniger gut Bescheid, wer bestimmte Medikamente nicht verordnet, dann könne sie weniger gezielt Marketing betreiben. Das wiederum würde helfen, die Ausgaben des National Health Service (NHS) für verschreibungspflichtige Arzneimittel zu senken. Wie der stellvertretende Gesundheitsminister John Denham sagte, würden die von Ärzten und Apothekern gesammelten Verschreibungsdaten "von der Industrie dazu missbraucht, um Ärzte unter Druck zu setzen", unnötige und teure Arzneimittel zu verschreiben. Das verstoße gegen das Allgemeinwohl und müsse daher gesetzlich unterbunden werden.

Die forschende Association of British Pharmaceutical Industry (ABPI) widerspricht dem. Es sei ein Unding, dass es den Pharmaherstellern nicht erlaubt sein soll, die Verordnungsdaten ihrer eigenen Produkte zu benutzen, sagte der Verbandssprecher Richard Ley im Gespräch mit der PZ in London. "Das ist in keinem anderen Wirtschaftszweig denkbar." Es liege sowohl im Interesse von Patienten und Ärzten als auch der Volkswirtschaft, eine möglichst große Datentransparenz innerhalb des NHS zu erreichen.

"Je genauer wir wissen, welche Präparate von welchem Arzt wann verschrieben werden, desto leichter ist es, Therapieverbesserungen zu erforschen", so Ley. Schließlich zahlten die Hersteller für die Rezeptinformations-Daten Geld. Die britischen Apothekerorganisationen unterstützen die ABPI, um ein gesetzliches Verbot zur Weitergabe der Verschreibungsdaten zu verhindern. Top

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