Aufatmen nach der Wahl |
08.11.2004 00:00 Uhr |
Nach der Wiederwahl von George W. Bush zum US-Präsidenten war das Aufatmen der Pharmakonzerne bis nach Europa zu hören. Denn der alte und neue Regierungschef gilt als Förderer der Branche, nicht als eifriger Regulierer.
Die amerikanischen Großkonzerne und die meisten kleinen US-Unternehmen haben nach Meinung vieler Analysten erleichtert auf die Nachricht reagiert, dass Bush in Amt und Würden bleibt. Sie haben von ihm und einem noch stärker von den Republikanern beherrschten Kongress in den kommenden vier Jahren viel mehr zu erwarten als von seinem demokratischen Gegenspieler John Kerry. Bush wird seine sehr lockere Kartellrechtspolitik fortsetzen und die Aufsichtsbehörden mit Konservativen besetzen, die sich nicht wesentlich in die Privatwirtschaft einmischen werden.
Die größten Gewinner dürften die US-Finanzdienstleister und Versicherungsfirmen sein. Bush will die staatliche Rentenversicherung reformieren. Er will den Steuerzahlern die Möglichkeit geben, einen Teil ihrer bisherigen Beiträge für Aktien, Anleihen oder Investmentfondsanteile abzuzweigen. Für die Banken und anderen Finanzdienstleister würde sich eine riesige neue Einnahmequelle auftun. Bush wird auch die auf 15 Prozent reduzierte Besteuerung der Dividendeneinkünfte und Spekulationsgewinne beibehalten. Bush will auch mit Steuerhilfen private Krankenversicherungen fördern.
Insbesondere die Großkonzerne erhoffen sich eine Entlastung bei den gewaltigen Kosten für ihre Betriebsrenten und betrieblichen Krankenkassen. Diese Milliardenkosten haben nach Börsenberichten die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber beispielsweise ausländischen Autoherstellern enorm vermindert.
Jenseits der zahlreichen Änderungen, die derzeit auf viele Patientinnen
und Patienten in den USA zukommen, wird die gesellschaftspolitisch
umstrittene Stellung der Pharmabranche mit der Wiederwahl zumindest
seitens der Regierung eindeutig gestärkt. Bush ist ein Befürworter der
amerikanischen Abschottungspolitik gegenüber preisgünstigen Importen oder
der Zulassung ausländischer Versandapotheken. Der Pharmabranche bleiben
unter Bush preisdrückende Einmischungen in den Medikamentenmarkt, wie
Kerry sie geplant hatte, erspart. Allerdings soll der bisherige
Gesundheitsminister Tommy Thompson, noch im vergangenen Jahr zu Gast in
Berlin, dem neuen Kabinett Bush nicht mehr angehören.
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