Nicht wirklich rosig |
13.11.2000 00:00 Uhr |
"Die Lage ist nicht schrecklich, aber auch nicht wirklich rosig." Diplom-Volkswirtin Ursula Hasan-Boehme brachte die wirtschaftliche Situation der deutschen Apothekerinnen und Apotheker auf den Punkt. Im Vorfeld der Mitgliederversammlung der Treuhand-Verbandes Deutscher Apotheker e.V. in Hannover informierten Fachleute am 11. November über Perspektiven für Apotheker.
"Die Apotheken im Strudel von Gesundheitsreformen" lautete der bezeichnende Titel des Vortrags von Hasan-Boehme, die sich ausführlich den Kernpunkten des Gesundheitsreformgesetzes 2000 widmete. Ein aktueller Schwerpunkt war auch in Hannover natürlich das Frankfurter Urteil gegen die niederländische Internetapotheke 0800DocMorris. Hasan-Boehme informierte im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal des Hotels Maritim über die aktuellsten Entwicklungen und über den Fortgang bei den Einstweiligen Verfügungen und Urteilen.
Wichtig sei, die Vielfalt der politisch induzierten Veränderungen im System ganzheitlich zu betrachten. Schließlich führten diese Reformen auch zu Veränderungen für die einzelne Apotheke. Sehr pragmatisch waren die Anregungen der Treuhand-Geschäftsführerin. So sollten Apothekerinnen und Apotheker sich durchaus auch die Frage stellen, wie alt denn die Ärzte in der Umgebung ihrer Apotheke seien. Es schade schließlich nichts, auch mit dem jeweiligen Arzt Kontakt aufzunehmen und in Erfahrung zu bringen, ob er die Praxis an einen Nachfolger übergibt oder wie lange er überhaupt noch seine Praxis betreiben will.
Wie wichtig die Ärzte und deren Befindlichkeit auch für die Apothekerschaft sein können, zeigte die Darstellung der Auswirkung der Budgetierung auf die Ärzteschaft und deren Verordnungsverhalten. Letzteres schlägt wiederum bei den Umsätzen und Ergebnissen der Apotheken nieder.
Insgesamt verzeichnet man zwar im Westen wie im Osten der Republik in der Offizin durchschnittliche Zuwächse. Doch die sind in den einzelnen Bundesländern äußerst unterschiedlich. Nach den der Treuhand vorliegenden Zahlen ist der Umsatz in den ersten neun Monaten 2000 in den alten Bundesländern im Vergleich zum Vorjahr um 3,7 Prozent, im Osten um 2,7 Prozent gestiegen. Bemerkenswert ist, nach einer sehr zurückhaltend formulierten vorsichtigen Analyse von Hasan-Boehme, dass einer sehr positiven Entwicklung im Handverkauf mit Zuwächsen von 9 (West) und 7,9 Prozent (Ost) starke Rückgänge bei den Zuzahlungen (-7,6/-13,7) gegenüber stehen. Die Zuwächse beim Handverkauf schlagen im wesentlichen bei den Privat-Rezepten und der Selbstmedikation zu Buche, wobei es hier erhebliche Unterschiede zwischen West und Ost gibt. Aus Sicht von Hasan-Boehme findet hier ein Verschiebebahnhof von den Zuzahlungen zu Selbstmedikation und Privatrezepten statt.
In drei Parallelveranstaltungen konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim
Treuhand-Wochenende über weitere Themen informieren. So referierte Steuerberater Markus
Händeler über die Steuerreform 2001 und deren Bedeutung für die Apotheken.
Wirtschaftliche und rechtliche Aspekete bei der Findung und Bindung qualifizierter
Mitarbeiter erläuterte Rechtsanwalt und Notar Dr. Johannes Kevekordes. Im dritten Seminar
informierten Dr. Jutta Degenhardt und Christian Meyer über die "Apotheke 2000
Qualitätsmanagement, Internet, Kooperationen".
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