10 Milliarden gegen den Schmerz |
18.09.2000 00:00 Uhr |
Wie von Geisterhand gesteuert rollen Roboter über blitzblank gebohnerte Gänge. Nicht weniger automatisch regeln andere "Kollegen" den Produktionsprozess. Mittendrin: ein Häuflein in Plastik verpackter Menschen mit Fotoapparaten, Kameras und einem Ziel: dem Schnappschuss einer bestimmten Tablette - der 10 Milliardsten Aspirin.
Plötzlich stoppt das Band, greift Dr. Georg Frank, Geschäftsführer der Bayer Bitterfeld GmbH, eine bestimmte Packung ab und legt diese auf ein schwarzes Samtkissen. Die wenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der hochmodernen vollautomatischen Bayer-Produktionsstätte schauen sich das Schauspiel an, das Pressestab und Medienvertreter inszenieren.
Für die Bayer AG hat dieser Tag eine besondere Bedeutung. "Dies ist ein Meilenstein für Aspirin und ein Symbol für den weltweiten Erfolg und die Qualität der Marke", lässt Frank wissen. Die Rekord-Tablette ist eine von zurzeit jährlich bis zu 2,5 Milliarden, die das Werk am traditionsreichen ostdeutschen Chemiestandort verlassen. Von 1990 bis Ende 1998 investierte die Bayer AG rund 900 Millionen Mark in die am höchsten automatisierte pharmazeutische Fertigungsanlage der Welt. Seitdem wurden rund 600 Arbeitsplätze im Unternehmen, über 600 weitere bei Zulieferern und Dienstleistern in der Umgebung geschaffen.
Während die Roboter nach einer kurzen Pause die Verpackung der Tabletten wieder aufnehmen, sausen die Maschinen im düsteren, fast Fußballfeld weiten und knapp 30 Meter hohen Hochregallager um die Wette. Vollautomatisch wird hier nonstop abgelegt und abgeholt. Fahrer oder Steuerleute? Fehlanzeige.
Der Selbstmedikationsbetrieb der Bayer Bitterfeld GmbH ist schließlich für die Zukunft gebaut. Konsequent wurde über sieben Stockwerke ein vertikaler Materialfluss verwirklicht, um die jährlich über 4000 Tonnen Substanzen und Hilfsstoffe zu verarbeiten. Nur so sind zwölf Verpackungslinien in der Lage, bis zu 6000 Tabletten in der Minute zu verarbeiten.
Von lautlosem Ineinandergreifen von Arbeitsvorgängen war 24 Stunden vor dem Jubiläum in Bitterfeld nichts zu spüren. 1000 Schülerinnen und Schüler hatten ab 10 Uhr schulfrei bekommen, schlüpften lachend in weiße und schwarze T-Shirts und wurden zum Gruppenbild gebeten. Aus der Luft hielten Fotografen im Hubschrauber die Szene fest: Aus den 1000 Körpern wuchs schließlich der Schriftzug: 10.000.000.000 Aspirin.
Auch in Zukunft soll die Aspirin-Produktlinie den Bayer-Konzern stützen. Marke und Unternehmen profitieren perfekt voneinander. Und auch der Blick auf neue Anwendungsgebiete und bereits präsentierte Produktvarianten wie Aspirin Migräne gibt Anlass zu Optimismus.
Mit Blick auf die Apotheken stellte überdies Dr. Gunnar Riemann, Leiter Consumer Care Europa bei Bayer, unmissverständlich klar, dass Internet-Apotheken als Plattform für Vertrieb und Information nicht taugen: "Unabhängig von den rechtlichen Fragen glauben wir nicht, dass diese Apotheken ihren Auftrag einer sicheren und qualitativ hochwertigen Arzneimittelversorgung erfüllen können." Man werde auch zukünftig "unsere enge Partnerschaft zur Apotheke pflegen und nicht über das Internet vertreiben", so Riemann.
Nach dem Abzug von Management und Besuchern arbeitete eine Handvoll fleißiger
Automaten munter weiter - an der nächsten Aspirin-Milliarde.
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