ADAS – im Verbund stärker |
17.07.2000 00:00 Uhr |
Vor etwa vier Jahren schlossen sich die sieben führenden Apothekensoftwareanbieter zur Arbeitsgemeinschaft deutscher Apothekensoftwarehäuser (ADAS) zusammen. Sie betreut zwischen 16.000 und 17.000 Apotheken. Durch die Zusammenarbeit können die Softwarehäuser zum Vorteil der Kunden Synergien nutzen sowie Effizienz und Geschwindigkeit bei der Entwicklung und Verbesserung von EDV-Systemen erhöhen. Die Pharmazeutische Zeitung sprach mit dem Vorsitzenden Lutz K. Stahl und dem stellvertretenden Vorsitzenden Werner Torns, um zu erfahren, ob sich das Konzept bewährt hat.
Der ursprüngliche Anlass zur Gründung der ADAS waren, so Stahl, terminliche Querelen bei der Umsetzung gesetzlicher Regelungen, die mit der ABDATA abzustimmen waren. Die Forderung nach kurzfristiger Umsetzung stieß auf den Widerstand der einzelnen Apotheken-Softwarehäuser. Es wurde daher notwendig, die Interessen der einzelnen Anbieter in der Arbeitsgemeinschaft zu bündeln, um zu einer akzeptablen Terminplanung zu kommen.
Der Zusammenschluss sei für die Apotheken von großer Bedeutung, müssten doch letztendlich die Softwareanbieter dafür sorgen, dass Abmachungen zwischen Deutschem Apothekerverband und Krankenkassen oder Gesetzgeber termingerecht und mit einer qualitativ hochwertigen Technik umgesetzt werden. Schnelle Änderungen der Software seien auf Grund der Komplexität fast unmöglich geworden. Torns ergänzte, dass gerade die Konsequenzen des § 300 mit enormen Anstrengungen verbunden seien und kurzfristige Lösungen ausschlössen. Schnellschüsse seien nur unter hohen Qualitätsverlusten möglich - und dies könnten die Softwarehäuser ihren Kunden nicht zumuten. Dem einzelnen Anbieter sei es unmöglich, zu intervenieren, er hätte auch keine Chance auf Erfolg gehabt, so dass die Interessenbündelung die einzig sinnvolle Konsequenz gewesen sei.
Inzwischen ist die ADAS quasi ein Verband der Softwarehäuser geworden, der die politischen Interessen der Mitglieder gegenüber den Partnern im Gesundheitswesen und auch in Richtung des Gesetzgebers vertritt, bestätigte Stahl. Diesbezüglich sei er durchaus mit dem Phagro vergleichbar.
Die Frage, inwieweit die ADAS den härteren Wettbewerb beeinflussen konnte, beantwortete Stahl mit dem Hinweis, dass die Fairness und Unlauterkeit innerhalb der Konkurrenz beeinflusst werden konnte. Der eigentliche Wettbewerb über Preis und Leistung der Systeme bleibe aber unberührt.
Aufgabe der Arbeitsgemeinschaft war zum Beispiel die gemeinsame Entwicklung und der gemeinsame Einkauf einer ISDN-Karte. Durch hohe Stückzahlen konnte die Karte den Apotheken wesentlich günstiger angeboten werden sie zogen also einen direkten Nutzen aus der ADAS-Gründung. In Richtung "gemeinsamer Einkauf" werde weitergedacht, so Torns. Aber nicht alle Arbeitsgruppenmitglieder beteiligten sich an jeder Aktion, insbesondere dann nicht, wenn ein Mitglied bereits bessere Einkaufskonditionen hat und diese als Vertriebsvorteile im Wettbewerb weiter nutzen möchte. Als besonders erfolgreiche Einkaufsaktion bewertete Stahl die Bündelung der Telefonnutzung. Sie habe zu Einsparungen von 50.000 bis 60.000 DM pro Monat geführt.
Die Umstellung auf den Euro ist gleichfalls Aufgabe der ADAS. In enger Zusammenarbeit mit der ABDA, insbesondere mit Dr. Frank Diener, habe sie die Stichtaglösung erarbeitet, weil ein Doppelwährungswesen in der Apotheke nicht praktikabel ist. Die Softwareanbieter hätten sich so Einzeldiskussionen erspart und auch die ABDATA profitiere von dieser frühzeitig getroffenen Entscheidung. Tatsächlich müssen in einer Nacht sämtliche Preisdaten der Arzneimittel ausgetauscht werden. Dies erfordere jedoch noch Aufklärungsarbeit, auch bei den Apotheken. In diesem Kontext lobten die ADAS-Vertreter die sehr gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der ABDATA, insbesondere bei der Erstellung des neuen großen Artikelstammes und der damit verbundenen Vereinbarung über eine vierjährigen Übergangszeit, die ganz im Sinne der Apotheken sei.
Erfolgreich war die ADAS auch bei der Umstellung der Softwaresysteme auf das Jahr 2000, das in der Arbeitsgemeinschaft sehr gut vorbereitet und den Kunden transparent gemacht wurde. Die Folge: Die Hotlines blieben in der Silvesternacht still.
Die Arbeitsgemeinschaft habe zudem mit der Dateg die serielle Datenübertragung zwischen Apotheke und Pharmazeutischem Großhandel bearbeitet und eine einheitliche Lösung für Verbundlieferungen vorgeschlagen, um die Arbeit in den Apotheken zu erleichtern. Angestrebt werde auch die EDV-gestützte serielle Bestellung als alleinige Norm. Sie soll die in den 70er Jahren eingeführte Bestellung mit den ABDA-Lochkarten ablösen. Die ADAS strebe mit der Dateg einen Termin an, ab dem die historische Datenübertragung nicht mehr möglich sein wird und niemand mit der seriellen Übertragung Wettbewerb treiben kann.
Torns betonte in diesem Zusammenhang, dass die ADAS sehr schnell gehandelt habe, wenn sie allein gefordert war, wie zum Beispiel bei Rückrufen nach einer Bestellung beim Pharmagroßhandel, die von den Apotheken automatisch angefordert werden konnten. Das kostete den Großhandel viel Geld und war ärgerlich, weil 70 bis 80 Prozent der Rückrufe unnötig waren. Diesen Automatismus habe man aus den Programmen genommen, beziehungsweise die Rückrufanforderung den Apotheken bewusster gemacht. Ähnliche Schnelligkeit würde sich die ADAS auch von der Dateg und dem Phagro wünschen.
Eine Zukunftsaufgabe sehen die beiden Vertreter der ADAS in der Einführung des elektronischen Rezepts. In sämtlichen Arbeitsgruppen, die sich mit dem Thema beschäftigen, und bei Modellversuchen zum Beispiel Papenburg oder Bayerncard - sei die ADAS bei der Vorbereitung oder Durchführung vertreten. Zur Zeit seien die Softwarehäuser noch verunsichert, weil für die breite Einführung noch kein Termin genannt werden könne. Auch sei die Frage der Technik, ob Smart-Card oder Server, nicht geklärt. Deshalb müsse gemeinsam mit den Rechenzentren und dem DAV im Vorfeld entschieden werden, welche Standards eingesetzt werden sollen, um eine Übertragung dieser sensiblen Daten über das Internet unter Datenschutzgesichtspunkten sicher zu machen. Hier komme es auf ein einheitliches System an, das nur gemeinsam von den Softwareanbietern mit den Rechenzentren entwickelt werden könne. Was den Banken gelungen sei, müsse auch von den Apotheken und Krankenkassen erreicht werden können.
Auch der Frage der elektronischen Unterstützung der Pharmazeutischen Betreuung und
eines Qualitätssicherungssystems (QMS) will sich die ADAS im Verbund stellen und
gemeinsam diese Probleme angehen. Die Arbeitsgemeinschaft ist sich dabei bewusst, dass
gerade diese Themen unter den Softwareanbietern ein starkes Wettbewerbsinstrument sind. Es
sei aber nötig, Standards in diesen Bereichen zu erarbeiten und diese machten wiederum
eine Abstimmung im Verbund notwendig.
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