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Die deutsche Gesellschaft soll von Frankfurt aus geleitet werden

19.07.1999  00:00 Uhr

Das Aktiengesetz wird von einzelnen Aktionären voll zu ihren Gunsten strapaziert und mißbraucht. Obwohl die Aktionärsvertreter der verschiedenen Schutzvereinigungen in ihren Redebeiträgen trotz bestimmter Kritikpunkte zumeist das Fusionsvorhaben Aventis unterstützten, waren es wieder einmal die Rentner unter den Kleinaktionären, die deutlich und klar zum Ausdruck brachten, die – wohlweislich für zwei Tage einberufene – außerordentliche Hauptversammlung in voller Länge für ihr Rederecht auszunutzen. Den vielen anderen – rund 3500 Besucher wurden gezählt – stahlen sie damit wertvolle Zeit. Bei der Hoechst-Hauptversammlung allerdings nur mit dem kläglichen Ergebnis, keine gute Figur gemacht zu haben.

Einen Herrn aus Saarbrücken erlebten die Aktionäre der Stada-Hauptversammlung gerade zwei Wochen vorher in ähnlicher Manier. Er gab’s dem Podium sozusagen schriftlich: "Ich sorge dafür, daß bis morgen Abend 24 Uhr getagt werden muß". Warum, das wurde ebensowenig ersichtlich und begreifbar wie der Grund seines "Antrags zur Geschäftsordnung". Als dieser der Rednerliste vorgezogen wurde, war der Aktionär gar nicht im Saal. Später war dies für ihn wiederum Anlaß, sich zu beschweren, daß er zur Begründung gar nicht aufgerufen wurde. Ein anderer Aktionär erzählte seine ganze Depressions-Leidensgeschichte, für die er seinen früheren Arbeitgeber Hoechst verantwortlich machte, ein anderer wiederum langweilte mit seinen Steuerzahlungen.

Ein ganzes Heer von Experten stand dem Vorstand hinter dem Podium zur Verfügung, um alle Fragen, so unsinnig sie sein mochten und obwohl sie im Vorstandsbericht und früheren Antwort-Runden bereits ausführlich beantwortet waren, immer wieder ruhig und ausführlich zu beantworten. Werden Fragen nicht beantwortet, kann es zu Einsprüchen und gerichtlichen Auseinandersetzungen kommen und ein Zusammenschluß-Prozeß zumindest erheblich verzögert und verteuert werden.Top

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