Wirtschaft & Handel
Der
Geschäftsbereich Pharmagroßhandel von Gehe trug mit
einem Jahresumsatz von 20 Milliarden DM 91 Prozent zum
Konzernergebnis und 75 Prozent zum Vorsteuergewinn bei -
und dies dank der Akquisitionen von OCP in Frankreich im
Jahr 1993 und AAH in Großbritannien 1995. Auf diese
dramatischen Verschiebungen der In- und Auslandsanteile
wies der Vorstandsvorsitzende der Gehe AG, Dietrich
Kämmerer, in seinem Bericht vor der Hauptversammlung am
11. Juni in Stuttgart besonders hin.
Zumal ab Januar 1997 durch den Erwerb von Lloyds
ein weiterer Umsatzsprung in Großbritannien angesagt
ist. Der Inlandanteil ist 1996 gegenüber 1992 bei einem
damaligen Jahresumsatz von 5,4 Milliarden DM von 93
Prozent auf 27 Prozent geschrumpft.
Die OCP-Gruppe hat mit 10,5 Milliarden DM Umsatz mehr als
die Hälfte des Pharmagroßhandel-Umsatzes erwirtschaftet
und ihren Beitrag zum Konzernergebnis vor Steuern von 105
Millionen DM auf 119 Millionen DM erhöht, dies obwohl
sie im französischen Markt operiert, der am stärksten
von Regierungsmaßnahmen betroffenen sei, wie Kämmerer
betonte. Ausgezahlt habe sich hier die 1993 begonnenen
Maßnahmen zur Verbesserung der Niederlassungsstruktur
und -effizienz. 1996 bezog die Gruppe ihre neue
Hauptverwaltung und Hauptniederlassung in St. Quen an der
nördlichen Peripherie von Paris.
Die britische AAH-Gruppe (Pharmagroß- und -einzelhandel)
soll mit einem Gesamtumsatz von 4,5 Milliarden DM
deutlich stärker gewachsen sein als der Markt und damit
ihren Marktanteil im Pharmagroßhandel auf über 30
Prozent ausgebaut haben. Das günstige Umfeld des
Pharmamarktes in Großbritannien habe ein Marktwachstum
von 10 Prozent zugelassen, so Kämmerer. Unter
Kostengesichtspunkten gelte das Gesundheitssystem im
internationalen Vergleich dennoch als sehr effizient.
Kämmerer führt dies auf die hohe Selbstbeteiligung von
rund 14 DM pro Verschreibung zurück, so daß sich ein
relativ geringer Teil der Arzneimittelkosten auf das
National Health System durchschlagen. Die Umsatzrendite
der AAH-Gruppe stieg von 2,41 auf 2,62 Prozent. Mit einem
Umsatzanteil von 11 Prozent habe die Hills-Apothekenkette
mit 365 Betrieben zur positiven Entwicklung beigetragen.
Während das Marktwachstum des Gehe Pharmahandels in
Deutschland in den ersten drei Quartalen bei 7 bis 8
Prozent lag, schrumpfte es im Gesamtjahr - aufgrund der
Regreßforderungen der GKV gegenüber den Ärzten - auf
4,7 Prozent. Gehe lag mit einem Umsatzanstieg von 5,3
Prozent auf 5,1 Milliarden DM etwas darüber. Eine
Produktivitätssteigerung sowie
Rationalisierungsmaßnahmen hätten aber zu einem
stabilisierten Rohertrag beigetragen.
Verkauf der Pharmaproduktion kommt Lloyds zugute
Einen erheblichen Einfluß auf die Konzernbilanz
sowie Gewinn- und Verlustrechnung der Gehe AG hatte der
Verkauf des Geschäftsbereichs Pharmaproduktion, der
einen Erlös von 1,2 Milliarden DM brachte und im
Geschäftsbericht beim Vorsteuerergebnis 459 Millionen DM
als außerordentliche Erträge ausweist. Die
Eigenkapitalquote hat so die 37,8 Prozent-Marke erreicht
und war und ist", wie Kämmerer sagte,
"eine gute Ausgangsbasis" für das
Lloyds-Projekt.
Der Erwerb des britischen Pharmagroß- und
-einzelhändlers Lloyds für rund 685 Millionen Dollar,
der durch den Höhenflug des britischen Pfund deutlich
mehr kostete, und seine Integration sind für Gehe die
große Aufgabe in 1997. Von daher war der Hinweis
Kämmerers, in diesem Jahr die Expansionstour nicht
unbedingt vorantreiben zu wollen, plausibel.
Neben den zwölf Großhandelsniederlassungen von Lloyds -
die Gehe verpflichtungsgemäß bereits wieder verkauft
hat - und den 920 Lloyds-Apotheken erwarb Gehe unter
anderem auch eine Kette von mehr als 400
Gesundheitskostläden, eine Drogeriemarktkette (130
Betriebe), eine Generikaproduktion und einen
Tierarzneimittelhersteller und -großhandel. Diese nicht
zum Kerngeschäft von Gehe zählenden Aktivitäen sollen
verkauft werden und die Kosten des britischen Erwerbs um
rund ein Drittel reduzieren.
Geplant ist von Gehe eine Fusion von AAH und Lloyds, also
von zwei Unternehmen, die vorher im Wettbewerb
miteinander standen. Dazu wurde der Vorstand neu besetzt
und die Unternehmen einer einheitlichen Führung
unterstellt. Kurz gesagt: Gehe befindet sich in
Großbritannien mitten in einem schwierigen
Integrationsprozeß.
Ab diesem Jahr soll die Hills/Lloyds-Apothekenkette mit
einem Umsatz von 2,3 Milliarden DM von den
Pharmagroßhandelsaktivitäten getrennt unter dem
Geschäftsbereich "Apotheken/Einzelhandel"
geführt werden. Er soll an die Stelle des
Geschäftsbereich Pharmaproduktion treten.
Zuversichtlich gab sich der Gehe-Vorstandsvorsitzende
hinsichtlich des Geschäftsverlaufs in diesem Jahr.
Angestrebt wird ein Umsatz von mehr als 24 Milliarden DM
und eine Gewinnsteigerung vor Steuern von über 450
Millionen DM. Einen weiteren Bericht aus der
Hauptversammlung finden Sie im Ressort Politik.
PZ-Artikel von Erdmuthe Arnold, Stuttgart
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