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Die Marke Aspirin bleibt deutsch

12.06.2000  00:00 Uhr

-Wirtschaft & HandelGovi-VerlagINTERVIEW

Die Marke Aspirin bleibt deutsch

von Christine Vetter, Leverkusen

Zu Verunsicherungen haben Meldungen geführt, wonach der Sitz des Geschäftsbereichs Consumer Care der Bayer Vital GmbH & Co. KG nach Morristown / USA verlegt wird. Dadurch wird sich jedoch weder an der Strategie der Vermarktung noch bei der Produktion der in der Selbstmedikation durch Bayer Vital vertriebenen Medikamente etwas ändern, erläutert Wolf-Ulrich Scherhag, Leiter der Gesundheitspolitik des Geschäftsbereichs Consumer Care bei Bayer Vital in einem Interview.

PZ: Herr Scherhag, der Geschäftsbereich Consumer Care hat seinen Sitz nach Morristown in die USA verlegt. Was bedeutet das für Deutschland und für Europa?

Scherhag: Zum 1. Mai diesen Jahres wurde die Zentrale des weltweit tätigen Geschäftsbereichs Consumer Care der Bayer AG nach Morristown im Staate New Jersey verlegt. Für Deutschland wie auch für Europa hat dies jedoch keine Konsequenzen. Wir werden die Vermarktung der in diesem Geschäftsbereich vertriebenen Marken von Bayer Vital, insbesondere von Aspirin, wie gewohnt von Deutschland aus betreiben, von wo aus das Geschäft auch verantwortet wird. Auch im Europageschäft ändert sich praktisch nichts an der derzeitigen Situation, die Verantwortung und Steuerung der Vermarktung der Produkte in Europa bleibt nach wie vor in Leverkusen.

PZ: Was konkret wird damit in die USA verlagert?

Scherhag: Verlagert wird praktisch die globale Verantwortung für den Geschäftsbereich Consumer Care, das heißt im Einzelnen: die Geschäftsleitung sowie die Funktionen weltweite Marketing-, Produktions-, Forschungs- und Entwicklungsstragegie.

PZ: Wie sieht es mit der Produktion aus?

Scherhag: Bei der Produktion sind keine Änderungen geplant. Die Produktion in Deutschland wird sogar verstärkt, denn es ist geplant, auch An-teile für das US-Geschäft in Bitterfeld herstellen zu lassen. „Made in Germany„ gilt für Aspirin mehr denn je. Im Laufe des Sommers wird die Zehnmilliardste Tablette in Bitterfeld gepresst.

PZ: Warum dann die Sitzverlegung nach Morristown?

Scherhag: Die USA ist die größte Wachstumsregion für verschreibungsfreie Medikamente. Dort werden50 Prozent des weltweiten OTC-Umsatzes erzielt. Von dort kommen die neuen Trends und Innovationen im OTC-Geschäft. Wenn man in ihm erfolgreich sein möchte, muss man selbstverständlich vor Ort präsent sein und dem trägt die Sitzverlegung Rechnung. Denn der Geschäftsbereich Consumer Care von Bayer will auch zukünftig im Markt erfolgreich vertreten sein und das geht nur mit einer entsprechenden Repräsentanz in den Vereinigten Staaten. Unabhängig davon erhält der Selbstmedikationsmarkt von dort weltweit bedeutsame Impulse. Aus den USA kommen viele neue Entwicklungen und neue Trends, auf die wir uns strategisch besser vorbereiten können, wenn wir die Entwicklung vor Ort analysieren können.

PZ: Ist damit auch geplant, quasi amerikanische Vertriebswege bei der Selbstmedikation auch in Deutschland und Europa zu etablieren?

Scherhag: Nein keineswegs. Wir haben kein Interesse daran, das amerikanische Vertriebssystem zu übernehmen und Aspirin im Drogeriemarkt oder an der Tankstelle zu vertreiben. Im Gegenteil. Wir werden weiterhin darfür eintreten, dass die Vertriebsbindung über die Apotheke bestehen bleibt und auch die anderen verschreibungsfreien Arzneimittel unseres Hauses ausschließlich über die Apotheke an den Verbraucher verkauft werden.

PZ: Bleibt Aspirin damit deutsch?

Scherhag: Unbedingt. Es handelt sich um eine Weltmarke deutschen Ursprungs, die inzwischen in über 90 Ländern vertreten ist. In den USA hat Bayer die 1919 enteigneten Markenrechte 1994 zurückbekommen.

PZ: Wieviele Mitarbeiter werden in die USA übersiedeln?

Scherhag: Etwa 20 Mitarbeiter werden nach Morristown wechseln. Das sind weniger als 10 Prozent unserer Mitarbeiter hier vor Ort. Übrigens sind bereits bislang 2000 von insgesamt 5300 Mitarbeitern bei Consumer Care in Morristown tätig. In Bezug auf die Zahl der Mitarbeiter ändert sich somit wenig. Schon diese Tatsachen zeigen, dass Aspirin auch zukünftig eine deutsche Marke bleiben wird, deren Produktion wie auch die Vermarktung strategisch nach wie vor in Deutschland betrieben wird.

PZ: Herr Scherhag haben Sie vielen Dank für das Gespräch.Top

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