Wirtschaft & Handel
Die am
Betriebsvergleich des Instituts für Handelsforschung an
der Universität zu Köln (IfH) beteiligten Apotheken
konnten 1995 nach zwei Jahren mit negativem
betriebswirtschaftlichem Betriebsergebnis wieder eine
Verbesserung ihrer Umsatz-, Kosten- und Ertragslage
feststellen.
Die nominale Umsatzzunahme der erfaßten
Apotheken betrug 1995 gegenüber dem Vorjahr 6 Prozent.
Damit konnte, zusammen mit dem Umsatzwachstum 1994
gegenüber 1993 (+ 4 Prozent), der 1993 festgestellte
Umsatzrückgang von 8 Prozent ausgeglichen und das
nominale Umsatzniveau von 1992 wieder erreicht werden. Da
nach den Ermittlungen des Statistischen Bundesamtes die
Verkaufspreise der Apotheken 1995 im Vergleich zu 1994 um
0,7 Prozent stiegen, verbleibt nach Ausschaltung der
Preiserhöhung für 1995 ein realer Umsatzzuwachs
gegenüber 1994 von 5,3 Prozent.
Keine wesentlichen Änderungen bei Personal und
Raumeinsatz
Der Umsatz je beschäftigter Person, die
wichtigste Leistungsmeßzahl, nahm von 386.200 (1994) auf
406.200 DM (1995) um 6,2 Prozent zu. Die etwa im Ausmaß
der Umsatzsteigerung liegende Erhöhung der
Personalumsatzleistung deutet auf eine nahezu
unveränderte Personalkapazität hin. Erreicht wurde die
Steigerung trotz der geringeren Verschreibungswerte, die
in der Abnahme des Umsatzes je Kassenrezept von 55,20 auf
54,40 DM zum Ausdruck kommen.
Die Verbesserung der wirtschaftlichen Raumnutzung von
13.710 DM Umsatz je Quadratmeter Geschäftsraum im Jahr
1994 auf 14.570 DM im Jahr 1995 um 6,3 Prozent läßt im
Vergleich mit der Gesamtumsatzentwicklung auch keine
wesentliche Veränderung des Raumeinsatzes erkennen. In
der Lagerhaltung ist eine deutliche Beschleunigung des
Lagerumschlages von 7,3mal 1994 auf 8,3mal 1995 zu
verzeichnen. Dem steht eine Zunahme des Lagerbestandes je
beschäftigter Person von 29.200 auf 29.400 DM und des
Lagerbestandes je Quadratmeter Geschäftsraum von 1020
auf 1050 DM gegenüber.
Die Ertragsentwicklung weist eine unveränderte
Handelsspanne von 28,1 Prozent aus. Bei einer
gleichzeitigen Reduzierung der Gesamtkostenbelastung von
28,1 Prozent auf 27,4 Prozent ist das
betriebswirtschaftliche Betriebsergebnis auf 0,7 Prozent
im Berichtsjahr gegenüber -0,2 Prozent im Vorjahr
angestiegen. Die Reduzierung der gesamten Handlungskosten
um 0,9 Prozentpunkte wurde durch eine Verringerung der
Personalkosten (0,6 Prozent) sowie der Miete (0,2
Prozent) und der Sachkosten für Geschäftsräume (0,1
Prozent) erreicht. Der Rückgang der relativen
Kostenbelastung in diesen Positionen ist im wesentlichen
auf die gegenüber dem Vorjahr durch die Umsatzerhöhung
verbesserte Auslastung der unveränderten Personal- und
Raumkapazität zurückzuführen.
Teilnehmerstruktur
An der Jahresauswertung 1995 beteiligten sich
642 Apotheken, die mit einem Einsatz von durchschnittlich
sechs beschäftigten Personen und 165 Quadratmetern
Geschäftsraum einen Umsatz (einschließlich
Mehrwertsteuer) von 2.426.000 DM je Betrieb erzielten.
Ebenso wie die Zahl der beschäftigten Personen und
Quadratmeter Geschäftsraum je Betrieb blieb im
Berichtsjahr 1995 - verglichen mit mehreren Vorjahren -
auch die Aufteilung des Umsatzes nach Warengruppen und
nach Umsatzwegen nahezu unverändert.
Vom Gesamtumsatz entfielen 93 Prozent auf Arzneimittel.
Der Umsatzanteil an private Barzahler lag bei 33 Prozent,
an Kassenmitglieder bei 66 Prozent und an gewerbliche
Verwender bei 1 Prozent. Der Umsatz an Kassenmitglieder
und an gewerbliche Verwender entspricht weitgehend den
Kreditverkäufen (1995: 66,3 Prozent) und verursachte am
31. Dezember 1995 Außenstände von 5,7 Prozent des
Jahresumsatzes.
Durchführung der Vergleichsarbeiten
Im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher
Apothekerverbände - ABDA - führt das Institut seit 1967
Betriebsvergleiche für Apotheken durch. Vor kurzem wurde
der Jahresbetriebsvergleich für 1995 abgeschlossen und
den beteiligten Apotheken die Auswertungsergebnisse
übermittelt. Die Hauptaufgabe des Betriebsvergleichs
besteht darin, den Teilnehmern objektive Meßzahlen zur
Beurteilung ihrer Leistungs-, Kosten- und
Ertragsverhältnisse an die Hand zu geben. Jeder Betrieb
erhält kurzfristig nach Eingang seines Jahresberichtes
im Institut eine individuelle Vorabauswertung mit
Plausibilitätstest. Hierin wird der innerbetriebliche
Zeitvergleich mit den eigenen Vorjahreszahlen sowie eine
kritische Überprüfung der gemeldeten Daten hinsichtlich
extremer, unklarer oder unvollständiger Angaben
vorgenommen, um bei den späteren Auswertungen eine
möglichst realitätsgetreue Darstellung der
einzelbetrieblichen Verhältnisse zu gewährleisten.
Die fundamentale Informationsunterlage des
Jahresbetriebsvergleichs ist die synoptische
Ergebnistabelle mit sämtlichen Vergleichszahlen aller
beteiligten Apotheken, die diesen nach Abschluß der
Endauswertung übermittelt wird. Sie bietet die
Möglichkeit, strukturell ähnlich gelagerte Apotheken
zum zwischenbetrieblichen Vergleich herauszufinden. Die
erfaßten Betriebe werden nach Pachtapotheken und
Nichtpachtapotheken getrennt - entsprechend der Anzahl
der beschäftigten Personen zu Betriebsgrößenklassen
zusammengefaßt und für diese Durchschnittswerte
ermittelt. Die einzelbetriebliche Wiedergabe weiterer
Strukturdaten wie Ortsgröße, Geschäftslage,
Sortimentszusammensetzung, Kundenkreis, Umsatzvolumen und
Raumgröße gestattet es, auch diese zusätzlichen
Kriterien bei der Auswahl ähnlich gelagerter Apotheken
heranzuziehen.
Für das Berichtsjahr 1995 hat das Institut für die
Apotheken einen Unternehmenskompaß entwickelt. Darin
werden die Informationen des Betriebsvergleichs graphisch
und tabellarisch individuell aufbereitet, So kann sich
jeder Teilnehmerbetrieb einen schnellen Überblick über
Leistungsreserven im eigenen Betrieb verschaffen und
einzelne Teilbereiche der Unternehmensführung, etwa den
Personalbereich, analysieren und entsprechende
Konsequenzen ziehen.
PZ-Artikel von Klaus Wirtz, Köln
© 1997 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de