Duales System entsorgt für andere |
29.04.2002 00:00 Uhr |
Arzneiverpackungen
Bei der Entsorgung von Arzneimittelverpackungen entscheiden sich die Konsumenten mit großer Mehrheit für die Gelbe Tonne beziehungsweise den Gelben Sack. Dies hat eine Studie der Technischen Fachhochschule (TFH) Berlin ergeben.
Auf der Basis umfangreicher Datenerhebungen und Repräsentativbefragungen untersuchte die TFH im Auftrag von Duales System Deutschland (DSD), wie Verkaufsverpackungen für Humanarzneimittel in Deutschland gekennzeichnet und entsorgt werden. Dabei wurden apothekenpflichtige Arzneimittel, die über Apotheken, Krankenhäuser und Ärzte in den Verkehr gebracht werden, einbezogen. Arzneimittel, die überwiegend in Krankenhäusern eingesetzt werden, wurden nicht untersucht.
Im Jahr 2000 erreichte der deutsche Arzneimittelmarkt eine Größe von circa 1,875 Milliarden abgegebenen Verpackungen. Dabei wurden rund 85 Prozent aller Verpackungen über die Apotheken vertrieben, 13 Prozent in Krankenhäusern verbraucht und circa 2 Prozent von niedergelassenen Ärzten abgegeben.
Drei Systeme lizenziert
Die Lizenzierung der Arzneimittelverpackungen erfolgt zu unterschiedlichen Anteilen durch drei Systeme: DSD AG mit dem Nutzungszeichen "Der Grüne Punkt", Vfw-Remedica mit dem Nutzungszeichen "Vfw" und Medi-Recycling ohne Nutzungszeichen. DSD (Lizenzierungsanteil 51 Prozent) und Vfw (47 Prozent) teilen sich nahezu den Markt. Medi-Recycling ist mit 2 Prozent Marktanteil nur ein Nischenanbieter.
Mehr als 85 Prozent der Arzneimittelverpackungen werden über Privathaushalte entsorgt. Davon landen wiederum 86 Prozent der Verpackungen in den Wertstofftonnen und Restmüllbehältern; nur 14 Prozent werden in den Apotheken zurückgegeben.
Professor Dieter Berndt, Leiter des Studiengangs Verpackungstechnik an der TFH Berlin, erläutert: "Eine differenzierte Entsorgung entsprechend der Lizenzgeber der Arzneimittelverpackungen erfolgt nicht. Richtigerweise müssten Arzneimittelverpackungen von dem Unternehmen gesammelt und verwertet werden, bei dem auch die Lizenzierung erfolgt ist." Das bedeutet: Arzneimittelverpackungen, die über Vfw lizenziert werden, müssten in den Apotheken zurückgegeben werden und dürften nicht haushaltsnah über das Duale System entsorgt werden.
"Der Konsument hat gelernt, Verpackungen über die Gelben Tonnen und Gelben Säcke zu entsorgen. Außerdem ist die Vfw-Remedica als System für die Sammlung und Entsorgung von Arzneimittelverpackungen unbekannt. Zudem fehlen Hinweisschilder und zugängliche Behälter in den Apotheken", betont Berndt.
An das Duale System, so die Studie, werden Gebühren für rund 724 Millionen Arzneimittelverpackungen von der Industrie gezahlt. In Privathaushalten, Krankenhäusern und Apotheken werden aber etwa 1003 Millionen Verpackungen über dieses System gesammelt. Das entspricht einer Quote von knapp 139 Prozent.
"Das DSD muss folglich zu einem erheblichen Anteil die Entsorgung von Arzneimittelverpackungen übernehmen, die durch andere lizenziert wurden. Ein Zustand, der so sicher nicht von der Umweltgesetzgebung gewollt sein kann", bilanzierte Berndt.
Er warf der Vfw eine "mangelhafte Verwertungsquote" vor. Diese will die Kritik nicht auf sich sitzen lassen. Man habe die gesetzlich vorgeschriebenen Recyclingquoten erreicht, sagte Dirk Stolze für das Unternehmen, das nach eigenen Angaben in 15.000 Apotheken Container platziert hat. Problematisch ist, dass der Unternehmensname de facto kaum bekannt ist.
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