Pharmaindustrie legt im Osten zu |
02.04.2001 00:00 Uhr |
Die pharmazeutische Industrie in den neuen Bundesländern hat im vorigen Jahr bei Umsatz und Beschäftigtenzahlen kräftig zugelegt. Trotzdem befürchtet die Branche in Zukunft erhebliche Einbrüche, weil die vorgeschriebene Nachzulassung von alten DDR-Medikamenten nicht vorankommt.
Damit machen die Firmen im Durchschnitt 70 Prozent ihres Umsatzes. Das vorige Jahr lief für die 46 Ostunternehmen gut. Der Umsatz von über 2,2 Milliarden DM bedeute ein Plus von fast 15 Prozent im Vergleich zu 1999, sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes Nordost des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie, Rolf Siegert, am 30. März in Osterweddingen bei Magdeburg.
Überdurchschnittlich gewachsen sei der Export, der inzwischen über ein Viertel des Umsatzes ausmache. Die 587 Millionen DM Auslandsumsatz bedeuteten ein Plus von knapp 17 Prozent im Vergleich zu 1999. Die Beschäftigtenzahl stieg Siegert zufolge von 6300 auf rund 7000. Das ist immerhin ein Zuwachs von über 11 Prozent. Die stärksten Länder sind Sachsen-Anhalt mit 17 Unternehmen und 1800 Beschäftigten sowie Sachsen mit 14 Pharmafirmen und 2300 Mitarbeitern.
Probleme bereiteten der Branche in den neuen Ländern aber immer noch die Nachzulassung von Arzneimitteln aus DDR-Zeiten, berichtete Siegert. Diese Medikamente sind zwar in der DDR oft jahrzehntelang im Einsatz gewesen und hatten sich bewährt, müssen aber nach bundesdeutschen Arzneimittelrecht noch einmal die volle Zulassungsprozedur durchlaufen. Siegert kritisierte, dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn mit der Bearbeitung nachkommt. Betroffen seien noch 2000 bis 3000 Ostmedikamente. Neuerdings müssten die Hersteller dies auf dem Beipackzettel vermerken. Laut Siegert ist der Aufdruck "Die behördliche Prüfung auf pharmazeutische Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit ist noch nicht abgeschlossen" gesetzlich vorgeschrieben. Das treibt dem Verbandsvertreter die Zornesröte ins Gesicht: "Damit werden diese Arzneimittel diskriminiert."
Noch mehr Kopfzerbrechen macht der Branche die geplante Positivliste für Medikamente. Befindet sich das Arzneimittel noch in der Zulassung, kann es nicht auf die Liste kommen. "Ein Medikament, das nicht auf die Liste kommt, ist praktisch vom Markt", betont Siegert. Nun solle zwar die Frist zur Anmeldung vom 30. Juni diesen Jahres bis 2003 verlängert werden. Aber angesichts der langen Bearbeitungszeiten des Bonner Instituts seien zwei Jahre Verlängerung viel zu kurz. "Es kann nicht sein, dass ein Industriezweig, der Arbeitsplätze schafft, so in Not gebracht wird", moniert der Geschäftsführer.
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