Deutschland liegt im europäischen Mittelfeld |
28.02.2000 00:00 Uhr |
Wirtschaft & Handel
VERBAND FORSCHENDER
ARZNEIMITTELHERSTELLER
von Stephanie Czajka, Berlin
Trotz schwarzer Zahlen ist Patrick Schwarz-Schütte, Vorstandsvorsitzender des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) mit der Marktentwicklung im Jahr 1999 nicht zufrieden. Auf einer Pressekonferenz zur Mitgliederversammlung des VFA forderte er in Berlin eine "dezentrale und pluralistische Wettbewerbsordnung" statt "unflexibler Regulierungssysteme".
Der Arzneimittelmarkt im Inland legte 1999 um 6,2 Prozent zu. Deutschland liegt damit im europäischen Mittelfeld. England verzeichnete in den ersten elf Monaten Zuwachsraten von neun, die USA sogar von 15 Prozent. Das Auslandsgeschäft lief mit einem Zuwachs von 14,1 Prozent bis einschließlich Oktober 1999 auch bei deutschen Firmen auf Rekordkurs. Es gebe aber keinen Anlass, sich auf diesen Zahlen auszuruhen, sagte Schwarz-Schütte. Sie seien vor allem wegen des Wachstums in Nordamerika und wegen des vergleichsweise schwachen Euro erzielt worden. "Im internationalen Standortvergleich bewegt sich Deutschland allenfalls im Durchschnitt."
Der VFA-Vorsitzende kritisierte ein Papier aus dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Es verteidige mit nicht bewiesenen Behauptungen sektorale Arzneimittelbudgets. Nicht belegt sei beispielsweise, dass regionale Unterschiede bei Arzneimittelausgaben nicht durch Unterschiede in der Alters-, Morbiditäts- oder Infrastruktur zu erklären seien. Auch Analogpräparate könnten, anders als vom BMG behauptet, Fortschritt für den einzelnen Patienten bedeuten. "Sei es wegen eines günstigeren Nebenwirkungsspektrums oder weil sie für den Patienten die bessere Alternative darstellen." Gäbe es bei gleichem Verordnungsvolumen nur einen Erstanbieter für eine Wirkstoffklasse, wären die Präparate teurer. Anders als das BMG vertrat Schwarz-Schütte zudem die Ansicht, dass der Generikamarkt eher ausgeschöpft, denn ausbaufähig sei.
Sektorale Budgets führten zwangsläufig zu Rationierung. Schwarz-Schütte forderte, statt dessen Richtgrößen einzuführen, die sich an einzelnen Indikationen orientierten. Nur über stärkeren Wettbewerb sei die Effizienz zu erhöhen. Ein Regelwerk müsse allerdings in "solidarischem Wettbewerb" die Versorgung sozial schwacher Bürger sicherstellen. Die Zuzahlung bei Arzneimitteln sollte sich nicht an der Packungsgröße, sondern am Schweregrad der Erkrankung orientieren. Je lebensnotwendiger das Medikament, desto niedriger die Zuzahlung.
"Stärker denn je" setzten die Arzneimittelhersteller jetzt auf Innovationen,
sagte Schwarz-Schütte. Die Politiker forderte er auf, dafür "zukunftsfähige
Rahmenbedingungen" zu bieten. Sie müssten klären, welche Strukturen
marktwirtschaftliches Handeln gewährleisten und die Effizienz verbessern und wie der
"Wachstumsmarkt Gesundheit" finanziert werden kann, ohne die Arbeitskosten
zusätzlich zu belasten.
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