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Erosion durch Parallelimporte und Patentauslauf

04.02.2002  00:00 Uhr
LILLY DEUTSCHLAND

Erosion durch Parallelimporte und Patentauslauf

von Erdmuthe Arnold, Frankfurt am Main

Welchen Umfang reimportierte, patentgeschützte Arzneimittel am Gesamtumsatz eines Pharmaunternehmens inzwischen haben, demonstrierte die deutsche Eli Lilly-Tochter bei Vorlage ihres Jahresergebnisses 2001 am 4. Februar 2002. Spektakulär war der Umsatzrückgang wegen des Patentauslaufs für Prozac, mit dem der Konzern seit August 2001 konfrontiert wird.

Wie der seit einem Jahr in Bad Homburg neu residierende Geschäftsführer und Sprecher der Lilly Pharma Holding, Abbas Hussain, einführend darlegte, hat sich der US-Mutterkonzern Eli Lilly & Company in Indianapolis/Indiana das ehrgeizige Ziel gesetzt, zusammen mit seinen 41 134 Mitarbeitern in diesem Jahrzehnt besonders stark zu wachsen. In Deutschland will das Unternehmen von Platz 17 zu den Top-Ten im Pharmamarkt stoßen. Erreicht werden soll dies durch die Einführung neuer Präparate. Eine vielversprechende Pipeline und Lizenznahmen nähren in der Unternehmensleitung die Umsetzung dieses Ziels.

Neben den hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung (2001: 2,24 Milliarden Dollar oder 20 Prozent vom Umsatz) soll auch in eine moderne Produktion und ein aktives Marketing investiert werden. Verstärkt werde zudem nach Partnerschaften gesucht.

2001 konnte der Umsatz weltweit um 5 Prozent auf 11,5 Milliarden Dollar gesteigert werden. Das um einmalige Ereignisse bereinigte Betriebsergebnis stieg um 3 Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar und der Jahresüberschuss um 4 Prozent auf 3,014 Milliarden Dollar. Prozac unberücksichtigt hätte das Umsatzwachstum bei 17 Prozent gelegen. Tatsächlich sah sich das Unternehmen mit zwei Erosionen konfrontiert. Neben dem Patentauslauf von Prozac (Fluoxetin) zur Behandlung von Depressionen machte dem Konzern in Europa die Gewinnabgabe an Reimporteure zu schaffen.

Neuzulassungen 2002 und 2003

In diesem Jahr hofft Lilly auf Zulassungsweiterungen für Zyprexa (Olanzapin), Evista (Raloxifen) und Gemzar (Gemcitabin), wie der medizinische Direktor Dr. Hans-Joachim Weber darlegte. Nach der Zulassung in USA im November 2001 wird in Deutschland auch grünes Licht für Zovant (Drotrecogin-a) gegen Sepsis erwartet. In Amerika und bei der Europäischen Zulassungsbehörde wurde auch die Marktzulassung von Tadalafil zur Behandlung erektiler Dysfunktion beantragt. Für das nächste Jahr kündigte Weber das Osteoporose-Präparat Teriparatid (Parathormon) an. Die Substanz soll nicht nur den Knochenabbau verhindern, sondern auch den Aufbau fördern. Viel verspricht sich Lilly auch von MTA (Multi-Targeted Antifolate). Das Krebsmedikament blockiert drei Enzyme im Stoffwechsel der Tumorzellen und verhindert so deren Vermehrung.

Zunahme der Parallelimporte

Der für Gesundheits- und Wirtschaftspolitik zuständige Lilly-Direktor Dr. Hans-Nikolaus Schulze-Solce verwies auf das Phänomen, wonach 2001 bei Lilly der Umsatz mit Parallelimporten in Deutschland um 137 Prozent auf 63,7 Millionen Euro angestiegen ist. In manchen Monaten soll die Zunahme bei dem Umsatzträger Zyprexa bei mehr als 50 Prozent gelegen haben. Schulze-Solces Ansicht nach griff bereits im Vorfeld der Importregelung zwischen den GKV- und Apothekerverbänden der auf die Apotheken ausgeübte Retaxationsdruck seitens der Krankenkassen. Allerdings springe für die Krankenkassen dabei nicht viel heraus, denn die Importeure gäben die im Süden Europas billig erworbenen patentgeschützten Präparate nur um wenige Prozente günstiger ab als die Originalhersteller. Bei Zyprexa errechnete Lilly 3 Prozent.

Schulze-Solce legte auch dar, was sicherlich viele seiner Kollegen in der forschenden Pharmaindustrie umtreibt. Den Gewinn machen die Importeure, die nicht in die Forschung reinvestieren. Da in Deutschland nur 15 Prozent der GKV-Ausgaben auf Arzneimittel entfallen und bereits 65 Prozent dieser Arzneimittel der Festbetragsregelung unterliegen, müsse der Politik klar gemacht werden, dass die Arzneimittel von heute die Arzneimittel von morgen finanzieren. "Gesundheit ist eine Investition in Wohlstand und kein Kostenfaktor", wie dies leider von der Politik gesehen wird, so Schulze-Solce.

Prozac minus 23 Prozent Umsatz

Die Erosions-Nummer 1 wurde bei Vorlage der Umsatzzahlen durch Finanzdirektor Hilmar Bohn deutlich. Während Prozac in den Vorjahren die stärksten Umsatzzuwächse brachte, fiel der Erlös im Gesamtjahr 2001 um 23 Prozent und im vierten Quartal gar um 66 Prozent auf nunmehr 1,9 Milliarden Dollar zurück. Dagegen stieg der Umsatz mit Zyprexa um 39 Prozent auf 3,08 Milliarden, Evista um 27 Prozent auf 666 Millionen und Gemzar um 29 Prozent auf 723 Millionen Dollar. Lag der Gewinn pro Aktie im Gesamtjahr bei 2,76 Dollar (plus 4 Prozent), ging er im vierten Quartal auf 0,60 Dollar (minus 14 Prozent) zurück.

Der deutsche Anteil

Um 6,7 Prozent auf 362,7 Millionen Euro kletterte der Umsatz der Lilly Deutschland GmbH. Davon entfielen auf den Pharmabereich 353,4 Millionen Euro (plus 7,4 Prozent) und auf Elanco Veterinär 9,4 Millionen Euro (minus 15,3 Prozent). Die Verkäufe von anderen Konzerngesellschaften (etwa aus der Schweiz) und die Parallelimporte eingerechnet, stieg die Nachfrage in Deutschland um 13,9 Prozent auf 438 Millionen Euro. Negatives Wachstum wurde außer bei Prozac nur in einzelnen Positionen verzeichnet. Top

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