Pharmazeutische Zeitung online

Kurz und heftig

09.07.2001  00:00 Uhr

EURO-EINFÜHRUNG

Kurz und heftig

von Eckart Bauer und Thomas Bellartz, Eschborn

Die überdimensionale Uhr in der Frankfurter Innenstadt läuft bereits seit etlichen Monaten. Sie zählt rückwärts, und mit ihr läuft die Zeit der D-Mark ab, die ab dem 1. Januar 2002 als offizielles Zahlungsmittel vollends aus den Kassen und Geldbörsen verschwinden wird. Spätestens am 28. Februar 2002 wird der Euro die D-Mark im Barverkehr ablösen - eine enorme Herausforderung nicht nur für die Banken, sondern auch für die Apotheken.

Mit Argusaugen betrachten die Menschen innerhalb, aber auch außerhalb der Europäischen Union seit der Einführung des Euro den Wechselkurs der Währung. Seit seiner Einführung am 1. Januar 1999 hat der Euro gewaltig gegenüber dem Dollar an Wert verloren. Das führt dazu, dass auch heute, wenige Monate vor der Euro-Premiere im Barverkehr, die Stimmung gegenüber der Gemeinschaftswährung eher verhalten ist.

Vergleichbare Wechselkursschwankungen, hervorgerufen durch die wirtschaftlichen Entwicklungen in den großen Industrienationen, durch das Auf und Ab an den Aktienmärkten und nicht zuletzt durch politische Entscheidungen, hat es auch früher gegeben. Wer erinnert sich nicht an den billigen Dollar, der für deutlich unter 1,50 DM zu bekommen war? Und an Zeiten, als man für einen Dollar 3 DM und mehr zahlen musste?

Doch der Wechselkurs des Euro zu anderen Währungen erscheint zurzeit unwichtig im Vergleich zu den weitreichenden logistischen Herausforderungen, die seine Einführung mit sich bringt.

Zum 1. Januar 1999 wurden für die Währungen von elf Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) die Wechselkurse zueinander und zum Euro unwiderruflich festgelegt. Zwei Jahre später hat sich die Zahl der teilnehmenden Länder durch die Aufnahme Griechenlands auf zwölf erhöht. Der folgende Kasten zeigt die jeweiligen Wechselkurse zwischen der nationalen Währungseinheit und dem Euro.

 

1 Euro = 

1,95583 Deutsche Mark

40,3399 Belgische und Luxemburgische Franken

166, 386 Spanische Peseten

6,55957 Französische Franc

0,787564 Irische Pfund

1936,27 Italienische Lire

2,20371 Niederländische Gulden

13,7603 Österreichische Schilling

200,482 Portugiesische Escudos

5,94573 Finnmark

340,750 Griechische Drachmen

 

Ein Euro ist unterteilt in 100 Cent. Übrigens werden sowohl Euro als auch Cent ohne Plural-S geschrieben. Bei Umrechnungen von Preisen ist kaufmännisch auf die letzte relevante Stelle zu runden (für Zahlbeträge in Euro also auf Cent; zum Beispiel: 3 DM = 1,53387 € = 1,53 €). Für Umrechnungen von DM- in Euro-Beträge ist der DM-Betrag durch den offiziellen Umrechnungskurs zu dividieren. Rechenmethoden, die zum selben Ergebnis führen, sind erlaubt. Faktisch ist aber kein anderer Rechenweg möglich. Ein praktisches Beispiel: Umrechnung von 147,23 DM in Euro: 147,23/1,95583 (DM/€) = 75,27750 € -> 75,28 €.

Formal ist der Euro bereits seit dem 1. Januar 1999 beziehungsweise 1. Januar 2001 (Griechenland) die offizielle Währung der teilnehmenden Staaten. Bisher wird aber in allen Staaten mit der jeweiligen (ehemaligen) nationalen Währung gezahlt - zumindest im baren Verkehr. Genau dies ändert sich zum 1. Januar 2002: In kurzer Zeit werden dann alle Transaktionen - bar und unbar - ausschließlich in Euro abgewickelt. Hierzu werden Banknoten mit dem Wert 5, 10, 20, 50, 100, 200 und 500 € in Verkehr gebracht, sowie Münzen zu 1, 2, 5, 10, 20 und 50 Cent und 1 und 2 €. Die Einführung der neuen Währung wird in Deutschland zum 28. Februar 2002 abgeschlossen. Aber auch danach können DM-Geldbestände zeitlich unbefristet und in unbeschränkter Höhe bei der Deutschen Bundesbank oder in den Geschäftsstellen der jeweiligen Landeszentralbank kostenlos in Euro umgetauscht werden. Geschäftsbanken werden für die Einreichung allerdings Gebühren veranschlagen.

Nationale Gestaltung

Die Banknoten sehen in allen Ländern gleich aus. Bei den Münzen ist es den einzelnen Ländern erlaubt, die Rückseite national zu gestalten. Bis zum Beitritt weiterer Staaten zum Euro-Währungsraum wird es 45 verschiedene Rückseiten von Euro-Münzen geben. Die völlige Übereinstimmung der Banknoten ermöglicht es dem Laien im täglichen Zahlungsverkehr nicht, das Herstellungsland zu erkennen. Und die Münzen gelten, ungeachtet ihrer unterschiedlichen Rückseiten, in allen Teilnehmerländern. Für Gedenkmünzen gelten abweichende Regelungen. Die praktische Relevanz dieser Einschränkung ist allerdings extrem gering. Die einheitliche Gestaltung der Vorderseite, das Material, die Größe und die Farbe sorgen für ein problemloses Erkennen des Wertes.

Die deutschen Geschäftsbanken werden den privaten Haushalten ab dem 17. Dezember 2001 so genannte Euro-Münzhaushaltsmischungen zu 10,23 Euro zum Tausch für 20 DM anbieten, um eine Minimalausstattung der Bevölkerung mit Euro-Münzgeld zum 1. Januar 2002 sicherzustellen. Die Geschäftsbanken haben 53 Millionen Sets bestellt. Banknoten werden erst ab dem 1. Januar 2002 an private Haushalte ausgegeben. Zum Jahreswechsel wird der Normalbürger also nur über ein Minimum an Euro verfügen. Dies bedeutet, dass ungewöhnlich viele Kunden in der ersten Januarwoche mit Banknoten oder bargeldlos zahlen wollen. 

Die Konzeption der Deutschen Bundesbank sieht vor, dass Bankinstitute mit ihren Geldautomaten die zügige Versorgung der Bevölkerung mit Euro-Banknoten ab dem 1. Januar 2002 übernehmen. Hierzu sollen die Geldautomaten ab dem 1. Januar 2002 nur noch Euro ausgeben, und zwar zunächst in kleinen Stückelungen. Die Versorgung der Bevölkerung mit Münzgeld soll hingegen primär über den Handel - und damit auch über die Apotheken - erfolgen: Die Kunden bezahlen mit DM- oder Euro-Banknoten, sie bekommen ihr Restgeld in Euro-Banknoten und Euro- beziehungsweise Cent-Münzen zurück.

Zu Beginn der Umtauschphase werden Apotheken ungewöhnlich hohe Münzbestände haben. Einerseits werden die Euro- beziehungsweise Cent-Münzen zur Rückgabe genutzt, ohne dass entsprechende Münzen von Kunden zur Zahlung eingereicht werden. Andererseits werden viele Kunden Anfang Januar ihre DM-Bestände, insbesondere auch DM-Münzbestände, beim Kauf nutzen und aufbrauchen wollen. Apotheken werden folglich erhebliche Münzbestände in Griffnähe der Kasse bereithalten oder zwischenlagern müssen. In der Anfangsphase der Euro-Umstellung (erste Woche) werden DM eingenommen, aber Euro herausgegeben. Der Euro-Bestand muss dementsprechend höher sein als der vergleichbare DM-Bestand zu Normalzeiten. Neben Münzen sollten auch Banknoten in kleiner Stückelung vorrätig gehalten werden.

Der genaue Euro-Bedarf lässt sich nicht pauschal abschätzen. Er hängt auch davon ab, ob die Apotheke - als Kundenservice - im Falle großer DM-Banknoten partiell auch die Funktion einer Wechselstube wahrnehmen will, oder ob bei derartigen Fällen konsequent an Geschäftsbanken verwiesen wird. Auch wenn sich Apotheken für den temporären Service einer Wechselstube entscheiden, sollte die Hamster-Bevorratung von Euro vermieden werden. Das Diebstahlrisiko, räumliche Probleme und der erhöhte Bargeldbedarf werden schnell wieder auf ein normales Maß zurückgeführt, wenn auch die Kunden über Euro verfügen.

Frontloading

Die Geschäftsbanken erhalten ab September 2001 im Rahmen eines so genannten Frontloading Euro geliefert. Sie haben die Möglichkeit, ihrerseits Banknoten und Münzen an ihre Geschäftskunden weiterzugeben (Sub-Frontloading). Die Geschäftsbanken sind aber daran interessiert, ihre eigene Lagerhaltung an Euro - sowohl aus logistischen Gründen (Vermeidung einer starken Nachfrage um den Jahreswechsel herum), als auch aus Gründen der Sicherheit - vergleichsweise gering zu halten. Grundsätzlich wollen sie also frühzeitig Euro an ihre Geschäftskunden ausgeben. Andererseits müssen sie sich der Europäischen Zentralbank (EZB) gegenüber verpflichten, dass das an sie ausgegebene Euro-Geld nicht vorzeitig in Umlauf gelangt. Für den Fall eines Verstoßes drohen empfindliche Geldbußen. Ferner müssen Geschäftsbanken bei vorzeitiger Weitergabe von Euro-Bargeld an Geschäftskunden der Zentralbank "angemessene Sicherheiten" stellen.

Zurückhaltende Preispolitik

Grundsätzlich dürfen die Geschäftsbanken für den reinen Euro-Umtausch Gebühren nehmen. Sie haben sich aber zu einer zurückhaltenden Preispolitik - insbesondere gegenüber Privathaushalten - verpflichtet. Die Deutsche Bundesbank selbst wird in ihren Transaktionen mit den Geschäftsbanken in der Zeit vom 1. September 2001 bis zum 28. Februar 2002 bei der Abgabe von Euro-Münzrollen kein Rollenentgelt berechnen.

Da neben unterschiedlichen Vorgehensweisen der einzelnen Kreditinstitute auch eine Differenzierung nach einzelnen Filialen möglich ist, kommen Apothekerinnen und Apotheker nicht umhin, sich persönlich bei ihrer Geschäftsbank über deren Planungen und Vorgehensweise zu informieren. Vielleicht lässt sich durch vorherige Absprache des Bedarfs (Summe und Stückelung) auch die Wartezeit bei der Ausgabe der Euro verkürzen.

Zur Verringerung der mit Bargeldzahlungen verbundenen Unannehmlichkeiten kann es überlegenswert sein, die Möglichkeiten unbarer Zahlungen (EC-Karte, Kreditkarten et cetera) auszubauen und dafür zum Beispiel auch auf Multifunktionsterminals umzurüsten.

Die Apotheke erst nach Euro-Einführung mit dem neuen Geld zu versorgen, erscheint nicht weniger problematisch als die Bemühungen um ein Sub-Frontloading. Zwar planen viele Geschäftsbanken Sonderöffnungen am 1. Januar 2002, so dass dann die Möglichkeit besteht, an Euro-Bargeld zu gelangen; der Termin ist insbesondere für Geschäftskunden gedacht. Trotzdem ist mit einem großem Andrang zu rechnen. Wenn die Hausbank also dazu bereit ist, vor dem Jahreswechsel Euro auszugeben, sollten Apotheker diese Möglichkeit nutzen.

Und dann sind da auch noch Apotheken, die am 1. Januar 2002 Notdienst haben. Hier gibt es zu einer vorzeitigen Versorgung mit Euro keine Alternative.

Stauraum erforderlich

Die Deutsche Bundesbank gibt selbst zu, dass für den Jahresanfang 2002 Engpässe in der Bargeldversorgung nicht auszuschließen sind, wenn das Frontloading Ende 2001 nicht ausreichend intensiv betrieben werden sollte, das heißt wenn sich zu viele Geschäfte und Geschäftsbanken auf eine zügige Versorgung mit Euro-Bargeld (insbesondere Münzen) zum Jahresanfang verlassen. Die Planungen der Deutschen Bundesbank sehen vor, dass spätestens ab dem 11. Januar 2002 die D-Mark im Handel keine nennenswerte Rolle mehr spielen wird. Sie unterstellt also - ganz im Sinne des erwünschten "Big-bang" - eine kurze, aber heftige Euro-Umstellung. Je nach Szenario schätzt die Deutsche Bundesbank, dass in den ersten zwei Wochen rund 6,5 bis 8,4 Milliarden Münzen über den Handel zurückfließen werden. Diese Zahlen verdeutlichen den benötigten "Stauraum" im Handel, aber auch in den Geschäftsbanken.

Wohin mit den Münzen?

In der Umstellungsphase werden Apotheken vergleichsweise hohe Summen an Bargeld in der Apotheke vorhalten müssen. Hieraus ergeben sich verschiedene Probleme: So steigt die Attraktivität von Überfällen auf Geschäfte des Einzelhandels. Es ist nicht auszuschließen, dass auch Apotheken, die nicht den Ruf ungewöhnlich hoher Sicherheitsstandards im Verkaufsraum haben, hiervon betroffen sind.

Der Bedarf an Lagerplatz für Geld im Verkaufsraum nimmt in den ersten Januarwochen deutlich zu. Es ist sinnvoll, Unterbringungsmöglichkeiten insbesondere für entgegengenommene DM-Münzen und Banknoten vorzusehen. Zur Verringerung des Risikos von Raubüberfällen, aber auch zur Schaffung neuer Lagerkapazitäten, sollten eingenommene DM regelmäßig bei der Hausbank eingereicht werden.

 

TIPP
Die Expertenrunde Euro gibt als Tipp zur Minimal-Ausstattung mit Bargeld zum 01. Januar 2002 das 10-fache der durchschnittlichen Wechselgeldkasse für die ersten 3 - 4 Tage (pro Tag!) oder aber den Bar-Tagesumsatz in Euro (pro Tag!) an. Besonderheiten der einzelnen Apotheke (Lage etc.), aber auch die Bereitschaft des jeweiligen Apothekers, sich als "Wechselstube" zu betätigen, können aber erhebliche Abweichungen erforderlich machen. Sie kommen hier um eine individuelle Abwägung keinesfalls herum.

 

Achtung Falschgeld

Besitzer von DM-Falschgeld-Beständen geraten unter Zeitdruck, ihre "Ware" loszuschlagen. Da wiederum in Banken verstärkt kontrolliert wird, mag es attraktiv erscheinen, den Einzelhandel zu nutzen. Bei unbekannten Kunden mit großen Scheinen sollte man auf eine nahe gelegene Bank verweisen. Nach der Euro-Einführung gibt es noch ein anderes Risiko: Die Mehrheit der Bevölkerung kennt insbesondere größere Euro-Banknoten (noch) nicht aus eigener Anschauung. Es besteht die Gefahr, dass Betrüger diese Unwissenheit und Unsicherheit nutzen wollen, um Euro-Falschgeld in Verkehr zu bringen. Auch in diesem Fall ist Misstrauen eine gute Gegenwehr.

Unbar in Euro bezahlen

Es ist bereits heute unproblematisch, Verrechnungs- oder Travellerschecks in Euro entgegenzunehmen (und einzureichen), Scheck- oder Kreditkartenzahlungen in Euro abzuwickeln et cetera. Zum 1. Januar 2002 ändert sich hier de facto nichts. Entsprechend können Sie auch heute schon unbare Zahlungen in Euro leisten. Auch hier ändert sich zum 1. Januar 2002 nichts.

Wie beim Bargeld ist ab dem 1. Januar 2002 die Entgegennahme von unbaren Zahlungen in DM nicht mehr verpflichtend. Außerdem ist keine Übergangsphase vorgesehen. Ab dem 1. Januar 2002 gibt es im unbaren Zahlungsverkehr ausschließlich Euro. Da aber alle Geschäftsbanken damit rechnen müssen, dass ihre Kunden in den ersten Tagen des Jahres 2002 noch im Vorjahr auf DM ausgestellte Schecks einreichen wollen, ist von einer kulanten Regelung auszugehen.

Allerdings sind schon wenige Wochen nach dem Jahreswechsel Probleme bei der Einreichung von DM-Schecks nicht auszuschließen. Daher sollten Apotheken bei unbarer Zahlung ab dem 1. Januar 2002 auf Euro bestehen oder etwaige unbare Zahlungen in DM schnellstmöglich bei ihrer Geschäftsbank einreichen.

Automatische Kontoumstellung

Alle bis zum 31. Dezember 2001 in DM geführten Konten werden zum 1. Januar 2002 automatisch und gebührenfrei auf Euro umgestellt. Wichtig: Verträge, die auf DM lauten, werden zum 1. Januar 2002 zum offiziellen Umrechnungskurs auf Euro umgestellt. Niemand hat das Recht, wegen der Euro-Umstellung bestehende Verträge zu kündigen, neu zu verhandeln oder gar einseitig zu ändern.

Die Verbuchung von Rechnungsbeträgen erfolgt automatisch in der Währungseinheit, in der das Konto geführt wird, von dem die Überweisung vorgenommen wird. Erfolgt die Buchführung in derselben Recheneinheit wie die Kontoführung, so entspricht der dem Konto belastete Betrag auch dem in der Buchführung zu übernehmenden Posten. Ab dem 1. Januar 2002 wird der unbare Zahlungsverkehr ausschließlich in Euro abgewickelt. Im Normalfall sollte bei Rechnungen, deren Zahlung erst im Jahre 2002 erfolgen wird, zumindest ein nachrichtlicher Ausweis des Rechnungsbetrags in Euro erfolgen.

Euro-Fassung der AMPreisV

Apothekerinnen und Apotheker brauchen in Bezug auf die Preisgestaltung apothekenpflichtiger Produkte nichts zu tun. Bis zum 31. Dezember 2001 gilt die Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) in ihrer bisherigen "DM-Fassung". Ab dem 1. Januar 2002 ist ausschließlich der Euro-Preis von Arzneimitteln als Grundlage für Berechnungen heranzuziehen.

Die Unterscheidung zwischen den DM- und den Euro-Preisen für Arzneimittel ist wichtig, da die in der AMPreisV festgelegten Regelungen auf Grund von Rundungsdifferenzen nur für die jeweilige Recheneinheit anwendbar sind.

Sowohl beim Großhandels- als auch beim Apothekenzuschlag ist grundsätzlich rechnerisch genau umgestellt worden (Tabellen 1 und 2). Da aber in einigen Fällen infolge von Rundung der höchste Euro-Betrag der niedrigeren mit dem niedrigsten Euro-Betrag der nächst höheren Stufe übereinstimmte, war in diesen Fällen eine "Korrektur" erforderlich: Hier wurde der Höchstbetrag der unteren Stufe um 1 Cent gesenkt.

 

Tabelle 1: Großhandelshöchstspanne nach AMPreisV in der Fassung ab 01. Januar 2002

Herstellerabgabepreis
von .. bis .. €

Großhandelshöchstspanne 
in v.H. des GHAP bzw. in €

  

0,84

17,4 %

0,85

0,88

0,18 €

0,89

1,70

16,7 %

1,71

1,74

0,34 €

1,75

2,56

16,3 %

2,57

2,63

0,50 €

2,64

3,65

16,0 %

3,66

3,75

0,70 €

3,76

6,03

15,6 %

6,04

6,20

1,12 €

6,21

9,10

15,3 %

9,11

10,92

1,64 €

10,93

44,46

13,0 %

44,47

55,58

 6,67 €

55,59

684,76

10,7 %

684,77 und mehr

3,0 %* + 61,63 €**

*) in v.H. des Herstellerabgabepreises
**) Großhandelshöchstzuschlag

 

Tabelle 2: Apothekenfixspanne nach AMPreisV in der Fassung ab 1. Januar 2002

Apothekeneinkaufspreis
von .. bis .. €

Apothekenspanne 
in v. H. des Apothekenverkaufspreises ohne MwSt beziehungsweise in €

 

1,22

40,5%

1,23

1,34

0,83 €

1,35

3,88

40,0%

3,89

4,22

2,41 €

4,23

7,30

36,3%

7,31

8,67

4,16 €

8,68

12,14

32,4%

12,15

13,55

5,83 €

13,56

19,42

30,1%

19,43

22,57

8,35 €

22,58

29,14

27,0%

29,15

35,94

10,78 €

35,95

543,91

23,1%

543,92 und mehr

8,263%* + 118,24 €

*) in Prozent des Apothekeneinkaufspreises

 

Die Rezepturzuschläge werden von 3,00, 6,00 und 9,00 DM auf 1,53, 3,07 und 4,60 € umgestellt. Nach § 5 Abs. 3 AMPreisV erhöht sich für jede über die Grundmenge hinausgehende kleinere bis gleich große Menge der Rezepturzuschlag um jeweils 50 vom Hundert. Dabei ist bei der Ermittlung der 50 v. H. kaufmännisch auf volle Cent zu runden. Die Notdienstgebühr wird von 3,00 DM auf 1,53 €, und der Betäubungsmittelzuschlag von 0,50 DM auf 0,26 € umgestellt.

Die Patientenzuzahlungen ändern sich zum 1. Januar 2002 wie in Tabelle 3 dargestellt. Wie bisher richtet sich die Zuzahlung nach dem Einreichen des Rezepts. Also muss der Kunde ab dem 1. Januar 2002 die neuen Beträge entrichten. Zuzahlungsbeträge unterscheiden sich systematisch nicht von anderen "Zahlbeträgen". Dementsprechend sind die gültigen Zuzahlungsbeträge bei einer eventuellen Begleichung in DM korrekt, das heißt zum Kurs 1 € = 1,95583 DM, von Euro in DM umzurechnen. Die entsprechenden Beträge lauten: 7,82 DM, 8,80 DM beziehungsweise 9,78 DM.

 

Tabelle 3: Zuzahlung

bis 31. Dezember 2001

ab 1.Januar 2002

8,00 DM

4,00 €

9,00 DM

4,50 €

10,00 DM

5,00 €

 

Es gibt keine Verpflichtung zur gleichzeitigen Auszeichnung von Produkten mit DM- und Euro-Preisangabe. Bis zum 31. Dezember 2001 müssen Preise in DM angegeben werden, dürfen zusätzlich nachrichtlich in Euro ausgezeichnet werden. Ab dem 1. Januar 2002 müssen Preise in Euro und dürfen zusätzlich nachrichtlich in DM ausgezeichnet werden. Die Preise eines doppelt ausgezeichneten Produkts müssen bei rechnerisch exakter Umrechnung und Rundung einander entsprechen.

EDV rechtzeitig aktualisieren

Für Nutzer von Apothekensoftware wird sich im betrieblichen Ablauf nichts ändern. Bei allen EDV-Systemen wird allerdings vor der Euro-Umstellung eine neue Software zu installieren sein. Dies kann jedoch schon weit vor dem Stichtag geschehen, was auch in Betracht gezogen werden sollte, um die Arbeitsbelastung in der Umstellungsphase nicht weiter zu erhöhen. Bis zum 31. Dezember 2001 gibt das System ausschließlich DM-Beträge an, nach Einspielung der ab dem 1. Januar 2002 gültigen Taxliste ausschließlich Euro-Beträge.

Zum Jahreswechsel müssen alle preisgebundenen Daten ausgetauscht werden. Folglich müssen innerhalb kürzester Zeit, nach dem Ladenschluss am 31. Dezember 2001, große Datensätze wie der ABDA-Artikelstamm inklusive der Festbeträge, das Modul Artikelstamm Plus V und somit die neuen Zuzahlungswerte, die neue AMPreisV sowie die neuen gültigen Angebote der Großhandlungen und weitere Daten auf den Systemen installiert werden.

Hierfür ist der Weg über die ISDN-Leitung nicht anwendbar, da die Datenmengen zu groß sind. Ein Versand der Daten muss per Datenträger (CDs, Bänder) erfolgen. Somit reduziert sich das Zeitfenster für die Kunden, die derzeit ihre Daten über ISDN-Leitungen beziehen, und für die Softwarehäuser hinsichtlich der Erstellung der Datenträger und den Versand. Es ist davon auszugehen, dass die Datenträger den Apotheken nicht vor dem 27. Dezember 2001 zur Verfügung stehen werden. Sollte sich der Versand über Post oder Paketdienst verzögern, kann es notwendig werden, die Datenträger in der lokalen Niederlassung des EDV-Anbieters abzuholen.

Zur Entlastung aller Betroffener in dieser logistischen Kette (Anbieter, IFA GmbH, ABDATA Pharma-Daten-Service, Apothekensoftwarehäuser, Apotheken) fällt der Preisänderungsdienst zum 15. Dezember 2001 aus.

Sollte das Einspielen der neuen Taxpreise zum 1. Januar 2002 aus irgendeinem Grund nicht möglich sein, dürfen auf keinen Fall Rezepte bedruckt werden. Diese würden unweigerlich retaxiert werden. Die Rezepte dürfen erst nach dem Einspielen der neuen Datenstämme bedruckt werden. Übrigens: Viele Anbieter werden zum Jahreswechsel Sonder-Hotlines freischalten.

Daten unbedingt sichern

Bei der Umstellung werden auch alle historischen Daten auf Euro umgerechnet. Zur Wiederherstellung des Urzustandes bei eventuellen Problemen muss vorher der komplette Datenbestand unbedingt gesichert werden. Sinnvoll ist es, vor der Umstellung alle Vorgänge abzuschließen, Rechnungen an Kunden und Ärzte auszudrucken, Kassenabschluss zu machen und alle Buchungen durchzuführen.

Bei allen Systemen wird es die Möglichkeit geben, die selbstdefinierten Preise für die Produkte des Randsortiments komfortabel umzurechnen. Dabei sind die neuen Euro-Preisempfehlungen im ABDA-Artikelstamm zu beachten.

Nicht nur die Warenwirtschaftssysteme sind betroffen, auch alle weiteren Softwareprogramme sind umzustellen. Kassenbuch-, Buchhaltungs-, Banking- und Kontierungssoftware müssen gegebenenfalls angepasst werden. Ist ältere Software nicht Euro-fähig, muss sie ausgetauscht werden. Excel-Tabellen, Preislisten, manuell erstellte Dokumente müssen nach Preisangaben durchsucht und geändert werden.

In der Übergangszeit vom 1. Januar bis zum 28. Februar 2002 und auch danach können die Kassensysteme in den Apotheken wechselweise Euro oder DM als Rückgeld ausweisen. Es wird aber empfohlen, ab dem 1. Januar 2002 nur noch in Euro herauszugeben.

Nach Ladenschluss des 31. Dezember 2001 (oder am Neujahrstag 2002) sollten zwei bis acht Stunden EDV-Laufzeit für die Umstellung eingeplant werden. Diese Zeit wird benötigt für Datensicherungen, Einlesen des Änderungsdienstes, Aktivierung und die Umstellung aller Preisdaten auf Euro. In dieser Zeit kann am System nicht oder nur stark eingeschränkt gearbeitet werden. Für den Notdienst in der Silvesternacht könnte ein einzelner Rechner (Kasse, Notebook) auch während der Umstellung unter DM lauffähig bleiben. Eventuell genügt auch eine ausgedruckte Preisliste. Wenn in dieser Zeit nur auf Papier, also ohne Nutzung von Software gearbeitet wird, müssen alle Geschäftsvorgänge sorgfältig notiert werden, um sie später nachträglich einbuchen zu können.

Viel Zeit einplanen

Die Euroumstellung der EDV ist von großer Bedeutung für die Apotheke und somit Chefsache. Wenn die Arbeit delegiert wird, ist schon heute für qualifizierten und mit dem EDV-System vertrauten Ersatz Sorge zu tragen. Diese Vertretung benötigt dann alle Informationen zur Euro-Umstellung.

Die Buchführung der Apotheken muss bis zum Jahreswechsel 2001/2002 umgestellt werden. In den meisten Fällen stimmt das Wirtschaftsjahr mit dem Kalenderjahr überein. Es ist sinnvoll, eine Umstellung der Buchführung zum 1. Januar 2002 durchzuführen. Ein früherer Termin gilt bei abweichenden Wirtschaftsjahren. Wickeln Apotheken die Buchführung als Selbstbucher in Eigenregie ab, müssen sie sich selbst um die Euro-Umstellung zum Beginn ihres Wirtschaftsjahres kümmern und sich im eigenen Interesse vergewissern, dass das von ihnen genutzte Buchführungsprogramm auch tatsächlich Euro-fähig ist und den Anforderungen an die Umrechnungsprozeduren in vollem Umfang entspricht.

Ab 1. Januar 2002 müssen alle Geschäftsvorfälle in Euro erfasst und verbucht werden. In den Kassenaufzeichnungen darf es nur noch eine Währung - den Euro - geben. Noch eingenommene DM-Beträge oder Ausgaben in DM sind vor der Eintragung in Euro umzurechnen. Dies kann insbesondere in den beiden ersten Monaten noch häufiger vorkommen. Wenn der Kassenbericht von der Registrierkasse aber automatisch erzeugt wird, dürften diese Umrechnungsvorgänge kein Problem darstellen.

Ab 1. Januar 2002 rechnen die Rezeptabrechnungszentren in Euro ab, bis dahin in DM. Wareneingangsbuch und Rechnungsausgangsbuch sind ab 1. Januar 2002 unbedingt in Euro zu führen. Wie beim Kassenbuch ist es wichtig, dass in 2002 noch vorkommende DM-Rechnungen deutlich als solche gekennzeichnet werden.

Einfach haben es Apotheker, die, abgesehen von den Kassenaufzeichnungen, für alle übrigen Vorgänge die Weitergabe der Belege mit ihrem Steuerberater verabredet haben, das heißt die eine Belegbuchführung praktizieren. Hierbei ist es Sache des Steuerberaters, die richtige Währung zu berücksichtigen.

Für den Jahresabschluss - Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung - ist der Zeitpunkt der Euro-Umstellung zwingend vorgeschrieben. Für alle in 2001 endenden Wirtschaftsjahre ist der Jahresabschluss letztmalig in DM zu erstellen. Für alle nach dem 31. Dezember 2001 endenden Wirtschaftsjahre müssen Jahresabschlüsse in Euro erstellt werden.

Für Steuererklärungen und Bescheide ist jeweils das Veranlagungsjahr maßgebend. Für alle Veranlagungszeiträume 2001 und früher ergehen Steuererklärungen und Bescheide in DM, auch spätere Änderungsbescheide. Lediglich die Voranmeldungen von Lohnsteuer und Umsatzsteuer können bereits seit dem 1. Januar 1999 in Euro abgegeben werden. Alle Steuererklärungen und Bescheide für Veranlagungszeiträume ab 2002 werden in Euro ausgegeben. Die Steuerzahlungen erfolgen ab 1. Januar 2002 in Euro.

Inventuren vorziehen

Für Inventuren gilt grundsätzlich dieselbe Regelung wie für Bilanz- und Gewinn- und Verlustrechnung. Inventuren - insbesondere auf den Stichtag 31. Dezember 2001 - sollten möglichst vorverlegt werden. Die körperliche Bestandsaufnahme kann bis zu drei Monate vor den Bilanz- beziehungsweise Inventurstichtag vorgezogen werden. Neben der Entzerrung der Arbeitsbelastung zum Jahresende hat dies vor allem den Vorteil, dass Umrechnungsvorgänge weitgehend entfallen, da auch die Preise der Vorräte sowie die Preisinformationen in den EDV-Systemen bis zum Jahreswechsel noch auf DM lauten. Wird die Bestandsaufnahme dagegen erst nach dem Inventurstichtag 31. Dezember 2001 vorgenommen, so stellt das EDV-System nur noch Euro-Preise bereit. Nach dem Grundsatz der Einzelbewertung müsste dann für jeden einzelnen Artikel der Euro-Preis auf DM zurückgerechnet werden. Das kann man sich ersparen. Die große Zeitspanne für die Vorverlegung der Inventuraufnahme gibt genügend Spielraum für die Auswahl eines Aufnahmestichtags, an dem sich der Arbeitsaufwand gut bewältigen lässt.

Gehälter in Euro

Da die Sozialversicherung bis zum 31. Dezember 2001 ausschließlich in DM rechnet und die Sozialbeiträge dementsprechend in DM abgeführt werden müssen, sollte bis zu diesem Zeitpunkt das Arbeitsentgelt der Angestellten ebenfalls in DM ausgewiesen werden. Dies schließt einen nachrichtlichen Ausweis der auszuzahlenden Summe in Euro selbstverständlich nicht aus. Ab dem 1. Januar 2002 ist ein Umstieg auf Euro unvermeidlich. Ab diesem Termin müssen Zahlungen an die Sozialversicherung allesamt in Euro geleistet werden.

Werden Lohnabrechnungen extern erstellt, sollte mit dem zuständigen Unternehmen die Modalität der Umstellung geklärt werden. Bei eigenständiger Lohnabrechnung muss rechtzeitig sichergestellt werden, dass die Software für die Personalkostenbuchhaltung Euro-fähig ist.

Apothekenteam vorbereiten

Wegen des in der Umstellungsphase unvermeidlichen Arbeitsanfalls sollten Urlaubspläne vorausschauend besprochen werden, um in der heißen Phase eine ausreichende Zahl Aktiver zur Verfügung zu haben. Vielleicht lässt sich der Weihnachtsurlaub zum Karnevalsurlaub ummünzen. Auch den Mitarbeitern sollten die Bedeutung, aber auch die methodischen Einzelheiten der Euro-Umstellung bekannt sein.

Und für in der Umstellungsphase unvermeidliche Umrechnungsprobleme sollte in der Nähe der Kasse der eine oder andere Taschenrechner bereit liegen. Das ist natürlich nur dann sinnvoll, wenn das gesamte Team das Gerät zur Umrechnung von DM- in Euro-Beträge (und anders herum) nutzen kann.

Die Einführung des Euro ist ein logistisches Großereignis für die einzelne Apotheke. Das gute Zusammenspiel mit Bank, Steuerberater, Lieferanten und nicht zuletzt mit den Kunden wird der Schlüssel für den erfolgreichen Schritt ins Euro-Zeitalter sein.

 

"Der Euro kommt" Diesem Beitrag liegt die Broschüre "Der Euro kommt - Euro-Information für Apotheken" zu Grunde. Im Internetangebot der ABDA kann diese Broschüre als pdf-Dokument heruntergeladen werden.
Die Broschüre wurde in enger Abstimmung mit vielen Organisationen des Gesundheitswesens erstellt, denen wir an dieser Stelle nochmals herzlich für die enge Zusammenarbeit danken. Eine Auflistung der Beteiligten finden Sie am Anfang der Broschüre.

Die vorliegenden Informationen wurden mit größter Sorgfalt zusammengestellt. Trotzdem kann keine Gewähr für ihre Richtigkeit übernommen werden. Insbesondere können die Autoren nicht für Schäden, die durch fehlerhafte oder unvollständige Informationen entstehen, haftbar gemacht werden.

 

Die Autoren

Eckart Bauer studierte an der Universität Kiel Volkswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Außenwirtschaft, Statistik und Ökonometrie. Nach dem Diplom war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Finanzwissenschaft an der Universität der Bundeswehr Hamburg tätig. Dort wurde er mit einer Arbeit über umlagefinanzierte Rentenversicherungen promoviert. Seit April 2000 ist er im Geschäftsbereich Wirtschaft und Soziales der ABDA beschäftigt.

Thomas Bellartz ist seit 1998 Chef vom Dienst der Pharmazeutischen Zeitung und betreut die Sozial- und Wirtschaftspolitik. Seit 1986 arbeitete er für Print und Hörfunk, hospitierte in Deutschland, Großbritannien und den USA. Nach seinem Volontariat bei der Aachener Zeitung entwickelte Bellartz Zeitschriftenformate und betreute die Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen und Verbänden. Zudem unterrichtet er als Dozent angehende Journalisten in Frankfurt und Nürnberg.

 

Für die Verfasser:
Thomas Bellartz
Carl-Mannich-Straße 26
65760 Eschborn
E-Mail: bellartz@govi.de
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