Versand senkt keine Kosten |
19.05.2003 00:00 Uhr |
Vorneweg: Weder in den USA, noch in der Schweiz oder den Niederlanden werden Patientinnen und Patienten katastrophal versorgt. Allerdings werden die deutschen Apotheken bereits seit Jahren mit Vorurteilen konfrontiert, die insbesondere die Einführung des Versandhandels mit Arzneimitteln in der Bundesrepublik ins Visier nehmen. Bauer schickte sich an, diesen Vorurteilen den Garaus zu machen. So ergab die detaillierte Betrachtung des niederländischen Modells, das Fremd- und Mehrbesitz sowie den Versandhandel mit Arzneimitteln erlaubt, überraschende Ergebnisse.
Das Modell wirkt auf den ersten Blick anders, aus Sicht von Politikern in einzelnen Zügen vielleicht attraktiver. Faktisch aber verdienen niederländische Apotheken mehr Geld als ihre deutschen Kollegen. Und genau deswegen werden derzeit in den Niederlanden neue Rabattstufen eingeführt. Das Ziel kommt bekannt vor: Rabatte beim Großhandel und bei den Apotheken sollen schlicht und ergreifend abgeschöpft werden. Süffisant bemerkt Bauer, dass in den Niederlanden wenigstens eines preiswerter sei als hier zu Lande, nämlich die Verwaltungskosten der Krankenkassen. In den Niederlanden betragen diese nur 3 Prozent der Gesamtausgaben, in Deutschland 5 Prozent.
Auch in der Schweiz ist nicht alles Gold, was glänzt. So erweist es sich als kaum statthaft, den Versandhandel als Allheilmittel isoliert zu betrachten und mit deutschen Verhältnissen zu vergleichen. Die komplette Vergütung und Versorgung von und mit Arzneimitteln ist in der Schweiz anders geregelt. Überdies muss auch hier darauf geachtet werden, dass die Schweiz nicht EU-Mitglied ist und insoweit ihre nationale Steuerungshoheit behält.
Der Arzneiversand in den USA ist dort seit etlichen Jahren fester Bestandteil des Marktes, er hält einen Marktanteil von rund 15 Prozent. Und auch hier zeigt sich, dass ein Nachweis, dass mit Versandhandel Geld gespart werden kann, nicht zu erbringen ist. Vielmehr steigen gerade in den Vereinigten Staaten die Arzneimittelausgaben drastisch an – die von deutschen Gesundheitspolitikern erhoffte Kostensenkung bleibt sogar im vermeintlichen Versandhandels-Musterland aus.
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