Reisemedizin |
04.06.2001 00:00 Uhr |
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Die Zahl der an Dengue-Fieber Erkrankten steigt weltweit an und damit auch die Gefahr für Dengue-hämorrhagisches Fieber (DHF), an dem viele Patienten sterben. Diese besonders schwere Form der Erkrankung tritt dann auf, wenn Menschen nach einer ersten Infektion mit einem anderen Serotyp des Virus in Kontakt kommen. Betroffen ist zurzeit vor allem Bangladesch, Ecuador, Thailand und Vietnam.
Überschwemmungen haben seit April zwischen 50 und 100 Todesopfer gefordert und lassen für die Provinzen Luanda, Benguela, Namibe und Huila einen Cholera-Ausbruch befürchten.
Ein deutscher Reisender, der sich bis Ende April in den Northern Territories und Queensland aufgehalten hat, ist schwer an einer Meningo-Enzephalitis erkrankt. Wahrscheinliche Ursache ist das Murray-Valley-Virus oder das Kunjin-Virus. Ein erhöhtes Risiko für diese Infektionen herrscht dort bis in den Juli.
In Alice Springs sind zahlreiche Kinder an Gastroenteritiden erkrankt, Ursache sind Rotaviren.
Nach frühen Monsunregen sind Anfang Mai die ersten Menschen an Dengue-Fieber erkrankt, drei davon schwer. Experten schlagen Alarm: Da nur wenige Gegenmaßnahmen getroffen werden, könnte die Saison ähnlich wie vergangenes Jahr verlaufen, als 93 von 5500 Erkrankten (andere Quellen sprechen von wesentlich höheren Zahlen) an Dengue-hämorrhagischem Fieber starben.
Von März bis Mai steigen in Bangladesch regelmäßig die Zahlen der Durchfallerkrankungen. Aktuell tritt Diarrhö in neun Distrikten auf. Landesweit erkrankten bis Ende Mai bereits 37.000 Menschen, 88 starben - wesentlich mehr als in den vergangenen Jahren.
Im Distrikt Pabna starben sechs Menschen an Kala-Azar, der viszeralen Leishmaniose, 150 Menschen erkrankten in den letzten drei Monaten.
Nach dem Ausbruch eines veränderten Masern-Virus-Stamms, vor dem die Masern-Impfung offensichtlich nicht schützt, starben in Chandpur (Meherpur District) innerhalb von zwei Wochen zehn Menschen, etwa 100 erkrankten.
In den Wäldern von Santo Antonio das Missoes und Garruchos (Missoes Region in Rio Grande do Sul) ist wahrscheinlich Gelbfieber ausgebrochen. Eine Impfaktion soll die Einwohner der Gebiete am Rio Uruguai schützen.
Zwei Kinder sind am schwarzen Meer (in Burgas und im circa 100 km westlich davon gelegenen Yambol) an Polio erkrankt. Der Ursprung des Virus liegt in Nordindien.
Angesichts steigender Dengue- und Malaria-Zahlen in einigen Küstenprovinzen sprechen offizielle Stellen von einer kritischen Situation. Zurzeit sind zehn Menschen an Dengue-hämorrhagischem Fieber (DHF) erkrankt, für die gesamte Saison liegt die Zahl damit bei 33. An klassischem Dengue-Fieber erkrankt sind bislang 6696 Menschen.
Im Südwesten des Landes (Danané- und Duekoué-Distrikt) erkrankten einige Menschen an Gelbfieber, die meisten sind gestorben. Wahrscheinlich begann dieser lokale Ausbruch bereits im vergangenen Jahr.
Mitte Februar wurde hier bei einem Patienten eine Infektion mit dem Gelbfieber-Virus durch Laboruntersuchungen bestätigt. Meist ist ein offiziell gemeldeter Fall nur die Spitze eines Eisbergs, und es sind viel mehr Menschen erkrankt.
In Neu-Delhi sind mindestens 146 Menschen nach dem frühen Sommerbeginn an Cholera erkrankt. In den Slums um Badarpur und Tughlaqabad sind Infektionskrankheiten auf Grund extrem schlechter sanitärer Verhältnisse besonders häufig.
An verschiedenen Orten tritt zudem verstärkt Malaria auf. Im Staat Mizoram starben im Mai neun Menschen an Infektionen mit Plasmodium falciparum. Am schlimmsten betroffen ist der Champhai-Distrikt im Osten. Im nordöstlichen Staat Assam hat die Parasitose mindestens 50 Tote gefordert, mehr als 4500 Menschen sind erkrankt. Am schwersten sind hier die Distrikte Nalbari und Barpeta und weitere Gebiete in West-Assam, an der Grenze zu Bhutan und an der Ostgrenze des Staates betroffen.
Im Nordosten Indiens ist die Malaria weit verbreitet, jährlich sterben etwa 500 Menschen. In Hiriyur und Hosadurga in Bangalore sind mindestens 15.000 Personen an Malaria erkrankt. Im Distrikt Tumkur im Staat Karnataka sind es 4090 Menschen.
In Panaji, zu dem auch Goa gehört, steigen die Malaria-Zahlen.
In North Battleford in Saskatchewan starben seit April drei Menschen an Kryptosporidiose, mehr als 100 erkrankten. Bei 26 Patienten wurde die Infektion mit Cryptosporidien im Labor bestätigt. Ursache ist das veraltete Trinkwassersystem. Alle Toten hatten ein geschwächtes Immunsystem. In Vancouver und Winnipeg ist das Wasserversorgungssystem ebenso veraltet, ein Ausbruch ist hier möglich.
Auch in Kenia erwarten Experten das erneute Auftreten der Schlafkrankheit. Im Ruma Park im Lambwe Valley (circa 20 Kilometer südwestlich von Homa Bay nahe dem Viktoriasee) sind nach starker Zunahme der Tsetse-Fliegen-Population bereits Rinder erkrankt. Auf der kenianischen Seite der Grenze zu Uganda bei Tororo (nördlich des Viktoriasees) erkrankte ein Mensch nach einer Infektion mit Trypanosomen.
In der Demokratischen Republik Kongo sind im April und der ersten Mai-Hälfte in der südlichen Katanga Province 1554 Menschen an Cholera erkrankt, 67 starben. Cholera tritt auch in Masisi im nördlichen Kivu auf.
In Selangor, in der Nähe von Kuala Lumpur, sind etwa 125 Menschen an Cholera erkrankt.
In Penang starb ein Baby an der "hand, foot and mouth disease", 18 Kinder sind im Krankenhaus. Alle kommen aus Teluk Kumbar beziehungsweise Bandar Baru Air Itam. Bereits im März war die Erkrankung, von der meist Kinder unter zehn Jahren betroffen sind, hier aufgetreten.
Auch in Male und auf den Atollen steigen nach einem Ausbruch im März erneut die Zahlen der an "hand, foot and mouth disease" Erkrankten. In Male blieben deshalb die Schulen für einen Monat geschlossen.
Drei Bewohner von Rose-Belle, im Süden der Insel, circa 15 Kilometer von der Küste entfernt, sind an Malaria erkrankt. Erreger ist Plasmodium vivax. Dies sind dort seit langer Zeit die ersten autochthonen Malaria-Erkrankungen.
In den vier nördlichen Regionen nimmt die Malaria epidemische Ausmaße an, bisher starben bereits 134 Menschen, und die Malariasaison hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Die Erkrankungszahlen steigen schon seit März rapide an. Am stärksten sind die Distrikte Onandjokwe, Engela, Oshakati, Outapi und Eenhana betroffen. Jährlich erkranken in Namibia etwa 400.000 Menschen an der Parasitose, 400 sterben.
In mehreren Staaten treten Masern auf. Die typische Zeit für Epidemien ist November bis Mai, bis zum Einsetzen der Regenzeit. In der Region Kano kursierte Ende Mai die Meldung, dass die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr um circa 700 Prozent gestiegen sind. Seit Januar starben mindestens 84 Menschen, Ende März/Anfang April stieg die Zahl der Neuerkrankungen steil an. Betroffen sind außerdem der Sokoto-Staat (Nordwest-Nigeria) und die Region Dutsi.
Pakistan
Auch in Karachi und weiten Teilen der Südostprovinz Sindh starben viele Kinder an Masern, die Zahl der Erkrankungen soll verglichen mit den letzten Jahren alarmierende Ausmaße angenommen haben. In den Distrikten Mirpurkhas/Hyderabad und Larkana ist nur die Hälfte der Bevölkerung gegen Masern geimpft. Laut Statistik ist das Erkrankungsrisiko im Frühling, vor allem von April bis Juni, am höchsten.
In Pakistan tritt zudem Polio auf. Sechs Menschen erkrankten in Malir, dem Jacobabad District und Hyderabad an Kinderlähmung.
In Peru herrscht von allen gängigen Reisezielen das höchste Erkrankungsrisiko: Laut einer Umfrage in England erkrankten zwei Drittel aller Peru-Reisenden, während es zum Beispiel in Kenia nur die Hälfte der Reisenden traf.
In London starb ein Mensch an Tollwut. Er war auf den Philippinen von einem Hund gebissen worden. Dort gibt es jährlich circa 400 Tollwutfälle, dies ist die dritthöchste Inzidenz weltweit. 10 Prozent aller Hundebisse stammen hier von tollwütigen Hunden.
Russische Föderation
In Stavropol, 1200 Kilometer südlich von Moskau, starb Ende April ein Patient am Krim-Kongo-Fieber. Im vergangenen Jahr waren hier mehr als 1400 Personen in medizinischer Betreuung, drei starben an dem hämorrhagischen Fieber. In diesem Jahr waren bislang mehr als 400 Menschen auf Grund der Virusinfektion in ärztlicher Behandlung. Infektionen mit dem Krim-Kongo-Virus wurden auch aus der Republik Dagestan und aus Kalmykia gemeldet. Nach dem warmen Winter erwarten Experten zahlreiche Zecken, die das Virus übertragen.
In vielen Regionen kam es nach Beginn der warmen Jahreszeit zu Zeckenbissen und zu Frühsommer-Meningo-Enzephalitiden (FSME). In Komsomolsk-na-Amure (Khabarovsk-Region in Sibirien) starb in diesem Frühling bereits ein Mensch an FSME. Auch in Altai an der Grenze zu Kasachstan gab es erste Meldungen.
Die Cholera-Epidemie mit bisher fast 100.000 Erkrankten scheint allmählich nachzulassen, aktuell erkranken nur noch 231 Menschen täglich. Anfang Mai starb erstmals ein Mensch am Eastern Cape an Cholera. Die Krankheit scheint sich hier jedoch nicht auszubreiten.
In Pusan warnen die Behörden vor der japanischen Enzephalitis, nachdem mehr Moskitos, die das Virus übertragen, als sonst zu dieser Zeit gefunden wurden. Menschen wurden bislang nicht infiziert. Die Saison scheint drei Wochen früher als sonst zu beginnen.
In den Küstenregionen der South-Jeolla-Provinz wurde das Bakterium Vibrio vulnificus in den Gewässern entdeckt. Die Behörden raten vom Schwimmen dort ab und warnen vor dem Genuss nicht durchgegarter Meeresfrüchte. Infektionen mit dem Bakterium treten zwischen Juni und Oktober immer wieder bei den Küstenbewohnern auf. Symptome sind hohes Fieber, Magenschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Innerhalb von 36 Stunden entwickeln sich Hautgeschwüre, 40 bis 50 Prozent der Erkrankten sterben.
Mit drei Millionen chronisch mit Hepatitis B Infizierten ist die Durchseuchung bei der Gesamteinwohnerzahl von etwa 26 Millionen sehr hoch.
Thailand
In Thailand steigen die Zahlen der Dengue-Erkrankungen. In den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden landesweit 20.400 Erkrankungen registriert. Die Zahl stieg damit um 25 Prozent. Auch die Zahl der Todesfälle ist ähnlich angestiegen (von 33 im vergangenen Jahr auf 43).
Zudem breitet sich die Malaria aus. Einige Stellen befürchten die Rückkehr der Erkrankung in die Touristengebiete. Erst Mitte Mai war für Phuket eine Warnung ausgesprochen worden, nachdem dort 36 Fälle bekannt wurden.
USA
Derzeit verbreitet sich die Pest unter Wildtieren. Menschen wurden bislang nicht infiziert. Die Pest ist endemisch in West-Texas, Colorado und New Mexico.
In New Jersey wurde das West-Nil-Virus erstmals in diesem Jahr bei Vögeln nachgewiesen, damit scheint die diesjährige Saison begonnen zu haben. Betroffen sind Bergen County (Upper Saddle River) und Middlesex County (Edison Township). Die Behörden New Jerseys haben eine Website eingerichtet: www.state.nj.us/governor/westnile/index.html.
Offizielle Stellen warnen vor einer Dengue-Epidemie mit ähnlichen Ausmaßen wie 1998, als etwa 400 Menschen starben. Seit Jahresbeginn erkrankten 5327 Menschen. Am stärksten betroffen sind die Provinzen am Mekong-Delta.
Eine ausführliche Liste der aktuellen weltweiten epidemiologischen Situation mit diversen Sortier- und Such-Möglichkeiten finden Sie auch im Internet unter www.bueger.de/wn2_einzel/index.html. Diese Seite enthält ebenso Links auf die englischsprachigen Originaldokumente, eine Sammlung der genauen Fallzahlen und die regelmäßig aktualisierten Infektionsgebiete der WHO und vieles mehr.
Alle Informationen stellt Ihnen auch PRIMA zur Verfügung, ein Projekt von derzeit sieben Landesapothekerverbänden.
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