Prävention und Motivation |
10.12.2001 00:00 Uhr |
Die Ziele der St. Vincent-Deklaration von 1989 sind noch immer nicht erreicht. Diabetische Folgeerkrankungen bestimmen weiterhin das Schicksal der Diabetiker. Für das Gesundheitswesen bedeutet dies hohe finanzielle Belastungen. Regierung, Leistungserbringer, Kostenträger und Diabetiker selbst müssen ihr Verantwortungsbewusstsein schärfen und gemeinsam Primär- und Sekundärprävention des Diabetes verbessern.
Auf der gesundheitspolitischen Gratwanderung zwischen ökonomischem Zwang und Patientenverantwortung ist die stete Kommunikation mit allen am Betreuungsprozess Beteiligten notwendig. Diese Chance boten Bayer Vital, Abteilung Gesundheitspolitik, der Deutsche Diabetiker Bund NRW und das Elisabeth Krankenhaus Essen am 10. November 2001 anlässlich des 15. Essener Diabetikertages. Mit den Beteiligten diskutierten Politiker, Leistungserbringer und Kostenträger. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Margret Richter, Hamburg.
Die tatsächliche Versorgungssituation der Diabetiker hat sich in Deutschland in den letzten zehn Jahren nicht entscheidend verbessert. Das ist das Ergebnis des Sachverständigenrates für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen von 2001. Damit stellte Jochem Buschmeyer von Bayer Vital zur Eröffnung der Veranstaltung dar, dass Diabetes ein wichtiges gesundheitspolitisches Problem ist.
Diabetische Folgeerkrankungen vermindern die Lebensqualität der Diabetiker und sind Kostentreiber im Gesundheitswesen, wie Professor Dr. Heiner Laube aus Gießen anhand der CODE-2-Studie darstellte. Typ-2-Diabetiker mit mikro- und makrovaskulären Komplikationen kosten die Krankenkassen gut das vierfache eines Versicherten ohne Diabetes. Die Botschaft ist klar: Prävention statt Reparatur der chronischen Gefäßerkrankung Diabetes.
Das veranschaulichte auch Professor Dr. Peter Schwandt aus München. In der Frühphase sind die Ablagerungen an den Gefäßwänden noch vollständig reversibel. Doch Prävention sollte bereits in der Schule beginnen mit gesundheitlicher Aufklärung. Sekundär- und Primärprävention müssten dringend verbessert werden. Aufgabe der Regierung ist es, dafür die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen und die nötigen Finanzmittel zur Verfügung zu stellen.
Ein Schritt in die richtige Richtung ist der Diabetes-Strukturvertrag, der 1999 zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und den nordrheinischen Krankenkassen abgeschlossen wurde. Trotzdem drohen Kassen damit, den Diabetes-Strukturvertrag auf Grund der hohen Arzneimittelkosten zu kündigen. Dabei entfallen nur 5 Prozent der von Typ-2-Diabetikern anfallenden Kosten auf Insulin und nur zwei Prozent auf orale Antidiabetika. Jörg Hofmann, Vorsitzender des Landesverbandes der Betriebskrankenkassen in NRW, will sich für eine Fortführung des Struktur-Vertrages einzusetzen.
Für eine kontinuierliche Weiterentwicklung plädierte auch Dr. Benno Schulze-Schleppinghof, Diabetologe mit Diabetes-Schwerpunktpraxis in Essen. Erforderlich sei es jedoch, die Kliniken in den Vertrag einzubinden.
In diesem Sinne sprach sich auch Martin Hadder aus, Vorsitzender des Deutschen Diabetikerbundes NRW, und forderte Fachkliniken zur Behandlung und Sekundärprävention von Diabetikern mit Folgeerkrankungen. Uli Schwier, Vorsitzender des Apothekervereins Essens, stellte die unterstützenden und ergänzenden Aufgaben des Apotheker in der Diabetikerbetreuung dar.
Alle an der Betreuer müssen zudem dazu beitragen, dass die
Eigenverantwortung der Diabetiker gestärkt wird. Die 250 anwesenden
Diabetiker waren gut betreut, gut geschult und motiviert, noch mehr
Eigenverantwortung zu übernehmen. Sie repräsentieren die Minderheit
unter den Diabetikern. Die Mehrheit zu motivieren ist eine Herausforderung
für alle Beteiligten.
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