Pharmazeutische Zeitung online

Vom letzten Geheimnis

04.12.2000  00:00 Uhr

Vom letzten Geheimnis

von Thomas Bellartz, Düsseldorf

"Ist die Menschheit verantwortungsbewusst genug, dass Sie mit dieser Aufgabenstellung umgehen kann?" Professor Dr. Hans-Günter Gassen formulierte eine der Kernfragen beim Forum Pharmaceuticum 2000 der Gehe AG in Düsseldorf. Der Nachmittag des 18. November stand ganz im Zeichen der Chancen und Risiken bei der Entschlüsselung des menschlichen Genoms.

Das letzte Geheimnis des Menschen: Diesem aktuellen Thema waren über 250 Gäste ins Hotel SAS Radisson gefolgt. Professor Dr. Wolfgang Sadee, University of California, San Francisco, bemängelte die unzureichende Gesetzeslage. So sei das Klonieren von Schweinen erlaubt und möglich, das Klonieren von Menschen jedoch nicht, auch wenn gesetzlich nicht überall definitiv ausgeschlossen. Da es eine sehr enge verwandtschaftliche Beziehung zwischen Schwein und Mensch gebe seien auch die ethischen Probleme bei der Formulierung von Gesetzen schnell erkennbar. Schließlich dienen Schweine bereits als Organspender. Sadée: "Vielleicht in Zukunft als Ersatzteillager?"

"Ist das Genom die Apotheke der Zukunft?", fragte Sadée. Und antwortete mit Blick auf die Pharmakogenomik: "Vielleicht können wir in Zukunft das richtige Arzneimittel für den richtigen Patienten zur korrekten Zeit und in optimaler Dosierung ermitteln und bereitstellen." Dies sei – nicht zuletzt durch eine Reduzierung der Folgen von Nebenwirkungen – eine wesentliche Chance der Genom-Entschlüsselung.

Professor Dr. Hans-Günter Gassen, Technische Universität Darmstadt, forderte die in der Gen- und Biotechnologie engagierten Wissenschaftler auf, mit der Kritik und den Fragen der Öffentlichkeit lockerer umzugehen. "Vor dem Hintergrund der Verteufelung und Verbrennung erfindungsreicher Wissenschaftler im Mittelalter" solle man sich mit der Kritik zwar auseinandersetzen, sie aber nicht als prinzipielle Ablehnung wissenschaftlicher Forschung und Entwicklung, sondern unter dem Gesichtspunkt ethischer Fragen und Bedenken bewerten.

Am einfachen Beispiel von Raupe und Schmetterling beschrieb Gassen ein vollkommen identisches genetisches Programm. Doch während der eine fliegen könne, klappe das beim anderen nicht. "Das ist eine Frage der Physiologie. Aber warum das so ist, wissen wir noch nicht. Daran müssen wir arbeiten."

Problematisch wird aus Gassens Sicht der Erfolgsfall bei der Genom-Entschlüsselung. In einer individualisierten Gesellschaft zählt nur dieser Erfolg. Diskussion, Gespräch, Aufklärung und auch Gesetze würden unter Umständen dann vernachlässigt. Und dies "auch wenn wir den Artikel eins im Grundgesetz haben".

Nachdem Dr. Dr. Sven Rohmann, Merck Deutschland, die Möglichkeiten der Biotechnologie am Beispiel der Onkologie unter besonderer Berücksichtigung der Kostensituation erläutert hatte, erörterten die drei Referenten gemeinsam mit dem Präsidenten der Apothekerkammer Nordrhein, Karl-Rudolf Mattenklotz, gemeinsam die Frage nach den Chancen der neuen Technologien, auch für die Apotheke.

Mattenklotz erwartet in diesem Zusammenhang eine Veränderung der Aufgaben in der Apotheke. Dabei stehe nicht das Arzneimittel, sondern der Mensch im Vordergrund. Ein wichtiger Schritt zur Qualifizierung für die neuen Dimensionen, die aus der Entwicklung der Bio- und Gentechnologie entstehen, sei vielleicht auch QMS, auch wenn dies noch mehrheitlich in der Apothekerschaft abgelehnt werde. Mit Blick auf die Zukunft warnte der Kammerpräsident davor, die Veränderungen zu unterschätzen: "Ihr werdet Blut und Wasser schwitzen."

Missverständlich äußerte sich Rohmann auf die Frage aus der Zuhörerschaft, wie die Lieferung von neu entwickelten, sehr speziellen Präparaten erfolgen solle. "Das ist ein zweischneidiges Schwert", formulierte der Industrievertreter vorsichtig. Er sehe einen deutlichen Trend zur Beratung und Information. Mattenklotz beschwerte sich indes, dass man – mit Blick auf die Zukunft der Apotheke – bei Fällen wie Stange hart durchgegriffen habe: "Sonst hätten die bei der ABDA keine Beweise." Gegen die Kammer Nordrhein werde allerdings "geschossen".

Wegen der positiven Resonanz will die Gehe auch in Zukunft ihre Reihe Forum Pharmaceuticum fortsetzen. Top

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