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Arzneimittelversand ohne drastische Einschnitte nicht sinnvoll

30.09.2002  00:00 Uhr
Studie

Arzneimittelversand ohne drastische Einschnitte nicht sinnvoll

von Thomas Bellartz, Berlin

Wasser auf die Mühlen der Gegner von Internet-Apotheken und Arznei-Versand: Eine vergleichende Studie kommt zu dem Ergebnis, dass unter restriktiven Bedingungen Versandhandel in Deutschland nicht sinnvoll ist.

So ist der amerikanische Arzneimittelversandhandel wegen der unterschiedlichen Gesundheitssysteme nicht auf den deutschen Markt übertragbar. Unter den jenseits des Atlantiks geltenden gesetzlichen Regelungen konnte sich der Versandhandel von Arzneimitteln in den letzten 40 Jahren nur mit Hilfe massiver Kampagnen der Krankenkassen, starker Eingriffe in das ärztliche Verordnungsverhalten und deutlicher finanzieller Anreize für die Patienten auf einen Marktanteil von derzeit rund 12 Prozent steigern. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung der Unternehmensberatung Cap Gemini Ernst & Young im Auftrag des Bundesverbandes des Pharmazeutischen Großhandels (Phagro). Anhand der Versandhandelspraxis in den USA, der Schweiz sowie den Niederlanden wurde die Übertragbarkeit der Modelle auf Deutschland geprüft.

Phagro-Vorsitzender Lothar Jenne betonte, man wolle mit der Studie die „emotionalisierte Diskussion über den Arzneimittelversand versachlichen“. Jenne rief die Gesundheitspolitik dazu auf, sich nicht weiter in dem „presseträchtigen“ Feld zu bewegen, sondern sich lieber auf die Stärken des systems zu konzentrieren und dies für die anstehende Reform zu nutzen.

Dr. Bernd Scheifele, Chef des Pharmagroßhändlers Phoenix, verdeutlichte, dass es sehr risikoreich sei, fortlaufend das bestehende, gut funktionierende System in Frage zu stellen. Schon heute kalkulierten Apotheken, aber insbesondere der Pharmagroßhandel mit äußerst sensiblen Margen. Wenn nur 1 oder 2 Prozent des Umsatzes an Versandapotheken verloren gingen, könne dies die komplette Kalkulation und damit das gesamte System gefährden.

Professor Dr. Hilko Meyer, Fachhochschule Frankfurt am Main, kritisierte die häufig unzutreffende Berichterstattung in vielen Medien. Die Entscheidung vor dem Europäischen Gerichtshof stehe noch aus, sei längst nicht getroffen, wie vielfach in den Medien kolportiert werde.

Der Studie zufolge besteht auch in den USA eine erhebliche Unsicherheit hinsichtlich Qualität und Sicherheit der versandten Medikamente. Übertragen auf das momentane deutsche Gesundheitssystem würde der Arzneimittelversandhandel auf einen Marktanteil von lediglich 1 bis 2 Prozent kommen - zu gering, um das Gesundheitssystem zu sanieren.

In den Niederlanden kommt die häufig als Beispiel angeführte Internet-Apotheke Doc Morris auf einen Marktanteil von 0,03 Prozent und in der Schweiz konnten drei Versandapotheken in den vergangenen sechs Jahren nur 3 Prozent Marktanteil auf sich vereinigen.

„Ohne tief greifende Einschnitte in die bestehenden Strukturen des Gesundheitssystems lässt sich in Deutschland ein Arzneimittelversandhandel mit signifikantem Einsparungspotenzial nicht aufbauen", stellt Dr. Rolf Badenhoop, Leiter des Life Sciences Bereichs bei Cap Gemini Ernst & Young fest. Top

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