Schulte-Sasse wirft Akteuren Flucht aus der Verantwortung vor |
20.09.1999 00:00 Uhr |
Politik
Als Flucht aus der Verantwortung bezeichnete Dr. Hermann Schulte-Sasse, Leiter der Abteilung Krankenversicherung im Bundesministerium für Gesundheit, das Verhalten solcher Leistungserbringer, die fordern, dass mehr Geld in das Gesundheitssystem fließen müsse. Mit solchen Forderungen trügen sie "nichts, aber auch gar nichts" zur Lösung der Probleme bei, sondern vernebeln diese nur. Das sagte Schulte-Sasse, "einer der Architekten der Reform", bei einer Podiumsdiskussion beim Krankenhaus-Anbieter Forum kürzlich in Wiesbaden.
Die Freiberuflichkeit gibt nach Schulte-Sasses Worten den Leistungserbringern ein Selbstverständnis, das seines gleichen suche. Sie hielten sich alle für Mitglieder einer hochqualifizierten Gruppe, vergäßen dabei aber vielfach ihre Verantwortung gegenüber der Gesamtheit. Wer wolle, daß die gesetzlichen Krankenkassen aus ihrer Buchhalterrolle heraustreten, müsse zulassen, dass neue Anforderungen an die Kassen finanziert würden. Dies sei mit dem bloßen Anstieg der Verwaltungskosten nicht getan. Der Abteilungsleiter im Gesundheitsministerium reklamierte, dass sich Ärzte untereinander immer noch nicht auf die beste Therapie für einzelne Patienten im Sinne einer Evidenz basierten Medizin verständigten. Aus der Überforderung entstünde die Tendenz, neue Entwicklungen zu blockieren.
In der Selbstverwaltung sieht Schulte-Sasse eine Privilegierung der Akteure. Wer Privilegien wolle, müsse sie aber laufend verdienen und gehe die Verpflichtung ein, mehr zu tun als sich nur für die eigenen Interessen einzusetzen.
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