Daten und Nebel |
03.09.2001 00:00 Uhr |
KOMMENTAR
Die regionale Analyse teilt die Welt noch recht ordentlich in Verschwender und Sparhansel ein: An der Spitze lag im Jahr 2000 Hamburg. In der Hansestadt wurde der Bundesdurchschnitt der Arzneiausgaben um schändliche 12,4 Prozent übertroffen, während in Brandenburg der Mittelwert um vorbildliche 9,2 Prozent unterschritten wurde.
Der Fall scheint klar, Brandenburgs Ärzte gehen verantwortungsbewusst mit dem Rezeptblock um, die Hamburger nicht. In der Regel müsste nun der Hinweis folgen, wie viel sich einsparen ließe wenn Ärzte weniger umstrittene Arzneimittel und keine Me-too-Präparate verordnen würden. Tja, und dann das: Die Detailanalyse erstickt den pädagogisch-medizinischen Aufruf im Keim: Bei umstrittenen Arzneimitteln liegt Hamburg um 16,4 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt und damit in dieser Kategorie auf dem dritten Platz der Sparer. Brandenburgs Ärzte haben sich zwar auch untadelig verhalten, liegen aber nur im Mittelfeld der Bundesländer.
Nach einem Blick auf die Innovationen ohne therapeutischen Nutzen, die von den Kassen gegeißelten Me-too-Präparate müssen die märkischen Ärzte ihren Heiligenschein endgültige abgeben. Sie haben offenbar eine beinahe erotische Beziehung zu Scheininnovationen. Um astronomische 25,7 Prozent lagen die Me-too-Ausgaben über dem Bundesdurchschnitt. Auch hier hätten die Ostdeutschen von den Kostentreibern aus Hamburg lernen können, die liegen brav im Bundesdurchschnitt.
Was lernen wir daraus? Umstrittene Arzneimittel drücken die GKV-Ausgaben. Me-too-Präparate helfen Ärzten sparen. - Solche Theorien wären sicher zu schlicht gedacht, aber das Gegenteil erscheint ab jetzt auch nicht wahrscheinlicher.
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