Prävention zahlt sich aus |
19.07.2004 00:00 Uhr |
Kassen und Politik setzen auf Prävention. Wenn sie rechtzeitig und konsequent eingesetzt wird, können in der Kranken-, Renten- und Unfallversicherung erhebliche Kosten eingespart werden.
Der Bundesverband der Unfallkassen (BUK) stellte seine diesjährige Präventionstagung in Bad Hersfeld unter das Motto „Prävention zwischen sozialer Verantwortung und Wirtschaftlichkeit“. Die Referenten und Diskussionsteilnehmer waren sich darin einig, dass die Prävention zur Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsstörungen ein Erfolgsfaktor ist, der den Arbeitgebern Kosten spart, die Leistungsbereitschaft der Arbeitnehmer steigert und so zu einem positiven Betriebsergebnis beiträgt.
Aus der Sicht des BUK-Vorstandsvorsitzenden Lothar Szych ist die Prävention eine „soziale und wirtschaftliche Notwendigkeit“. Natürlich könne man, wie bei Bildung und Ausbildung, nicht mit einem schnellen Erfolg rechnen, weil es sich vorwiegend um langfristige Investitionen handele. Schließlich funktioniere die Prävention „nicht nach dem „Shareholder-Value-Prinzip“. Im Endeffekt sollen die Investitionen für die Prävention den vierfachen Betrag einsparen. Mit Genugtuung stellte Szych fest, dass sich der Grundsatz der Unfallversicherung „Prävention vor Rehabilitation vor Rente“ auch im europäischen Vergleich als „ökonomisch und zieloptimiert“ erwiesen habe.
Dr. Petra Drohsel, Leiterin der Unterabteilung „Prävention und Gesundheitsförderung“ im Bundesgesundheitsministerium, machte an zwei Beispielen deutlich, wie effektiv der Erfolg einer gezielten Prävention für die Volkswirtschaft sein kann: Der chronische Rückenschmerz hat Arbeitsunfälle und Frühverrentungen zur Folge, die jährlich Kosten in Höhe von 26 Milliarden Euro verursachen. Dabei seien lediglich 15 Prozent der Erkrankungen auf einen behandlungsbedürftigen, organischen Befund zurückzuführen. Beim überwiegenden Teil der Fälle lasse sich durch Haltungsverbesserungen verhindern, dass aus unkomplizierten Beschwerden chronische Rückenschmerzen werden. Bereits eine Verringerung der chronischen Rückenerkrankungen um zehn Prozent führe zu Kosteneinsparung von 2,6 Milliarden Euro pro Jahr. Eine weitere Krankheit, bei der Prävention die Kosten erheblich reduzieren und gleichzeitig die Lebensqualität steigern könne sei Diabetes.
Einig waren sich die Experten in der Bewertung des Stellenwerts der Prävention. So stellte der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände Gerhard Kappius fest, dass aus der Sicht der Arbeitgeber Prävention den Schutz des „Personals als der wertvollsten Ressource im Produktionsprozess“ bedeute. Schließlich ließen sich Fehlzeiten, Frühverrentung, Leistungsminderung dadurch vermeiden und könne flächendeckende Prävention die Entwicklung der Sozialabgaben für Unfall-, Kranken- und Rentenversicherung günstig beeinflussen. Gleichwohl sei es notwendig „Präventionsprogramme wirtschaftlichen Überlegungen zu unterwerfen“. Staat und Arbeitgeber könnten außerhalb „ihrer typischen Einflusssphären“ nicht allein für Präventionsmaßnahmen verantwortlich gemacht werden.
Die für den Arbeitsschutz zuständige Referatsleiterin beim DGB, Marina
Schröder sah das anders. Sie kritisierte Bestrebungen, den
Präventionsauftrag der gesetzlichen Unfallversicherung einzuschränken,
ihre Rechtssetzungs- und Überwachungskompetenz abzuschaffen. Wenn
Deutschland auf dem Gebiet der Prävention und Gesundheitsförderung nach
wie vor einen hohen Nachholbedarf habe, liege das vor allem daran, dass
die verschiedenen gesetzlichen Grundlagen für Prävention „nicht adäquat
und integriert umgesetzt werden“.
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