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Politik und Kassen verteidigen DMPs

28.06.2004  00:00 Uhr

Politik und Kassen verteidigen DMPs

von Patrick Hollstein, Berlin

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und der Vorstandsvorsitzende der Barmer Ersatzkasse, Dr. Eckart Fiedler, sind sich einig: Disease-Management-Programme (DMP) sollen Defizite bei der Versorgung chronisch Kranker ausgleichen. Auf einem Symposium zogen Ärzte, Kassenvertreter und Politiker eine erste Bilanz.

Eine mangelhafte Vernetzung der Behandelnden, eine unzureichende Einbindung des Patienten, Diskrepanzen zwischen Behandlungsstandards und neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie eine ungerechte Verteilung im Risikostrukturausgleich (RSA) sind laut Fiedler die Hauptursachen für Qualitätsdefizite bei der Versorgung chronisch Kranker. Nach einigen unzureichend umgesetzten Strukturverträgen sollen nun die DMPs den Zustand richten. Für Diabetes Typ 2 und Brustkrebs wurden entsprechende Programme bereits installiert, ein DMP zur koronaren Herzkrankheit steht kurz vor dem Abschluss. Insgesamt wurden bislang 3516 Anträge eingereicht, 2575 Programme sind bereits zugelassen. 415 weitere Anträge stehen kurz vor der Entscheidung. Fast 500 000 Patienten haben sich laut Fiedler bislang in entsprechende Programme eingeschrieben.

Die Kassen erhalten für in DMP eingeschriebene Versicherte Geld aus dem RSA. So werden der Kasse für die Behandlung einer diagnostizierten und in ein DMP eingeschriebenen Brustkrebspatientin statt der üblichen 1450 Euro 8500 Euro jährlich gutgeschrieben. Gemeinsam mit der Bundesgesundheitsministerin wies Fiedler immer wieder vorgebrachte Kritikpunkte an den DMPs zurück. So könne von einer „Jagd auf Patienten“ nicht die Rede sein, da über die Einschreibung nicht die Kasse entscheide. Das Geld, was die Kassen über den RSA erhalten, entspreche in etwa den Leistungsausgaben, die für die Behandlung der Patienten anfallen. Schließlich wirke das System der DMPs als sinnvolles Wettbewerbselement der Risikoselektion einzelner Kassen entgegen. Schmidt wies darauf hin, dass die oft kritisierte Dokumentationspflicht der Therapieverbesserung und dem Schutz der Patienten diene. Mit dem Zweiten Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Leonhard Hansen, haben die DMPs auch in der Ärzteschaft einen gewissen Rückhalt. Den Vorwurf der Unwirtschaftlichkeit der DMPs will Fiedler aber erst nach drei Jahren widerlegen: Dann nämlich ist eine Evaluation der Programme gesetzlich vorgeschrieben.

 

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