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ABDA: Reform benachteiligt Patienten im Osten

21.06.1999  00:00 Uhr

-Politik

ABDA: Reform benachteiligt Patienten im Osten

Artikel von der PZ-Redaktion

Auf massive Ablehnung stößt die GKV-Gesundheitsreform 2000 bei den deutschen Apothekern. Dramatische Rationierung in der Arzneimittelversorgung, Eingriffe in die unternehmerische Betätigungsfreiheit der Apotheken und Vorbereitung eines Krankenkassenstaates. Das hat die ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände gegenüber Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer und dem Gesundheitsausschuß des Deutschen Bundestages deutlich gemacht.

Betroffen von diesen Leistungseinschränkungen seien vor allem die Bewohner der neuen Bundesländer. Dagegen seien zukunftsweisende qualitätsgesicherte und kostensenkende Projekte wie etwa die Pharmazeutische Betreuung im Referentenentwurf überhaupt nicht berücksichtigt worden.

Im Mittelpunkt der Kritik der Apotheker steht das Benchmarkingmodell, eine drastische Ausgabennivellierung in der Arzneimittelversorgung. Nach der Heckenschnittmethode sollen die Arzneimittelausgaben bundesweit auf das Niveau der drei KVen heruntergefahren werden, die die niedrigsten Arzneimittelausgaben haben. Neben der Tatsache, daß es hierfür keine valide Datengrundlage gebe, würden auch regionale Besonderheiten nicht berücksichtigt. Dies gelte sowohl für strukturschwache Gebiete, in denen viele Menschen aufgrund ihres niedrigen Einkommens von der Zuzahlung befreit sind, als auch für Regionen, in denen überdurchschnittlich viele chronisch kranke Menschen leben. Beide Faktoren führen zu höheren Arzneimittelausgaben der Kassen.

Sollte die vorgesehene Regelung Bestand haben, müßten vor allem die Menschen in den neuen Bundesländern mit erheblichen Einschränkungen in der Arzneimittelversorgung rechnen. Bestraft würden darüber hinaus Regionen, in denen bereits heute überdurchschnittlich viele Krebspatienten ambulant versorgt werden. Das Benchmarkingmodell würde hier unweigerlich zu einem therapeutischen Rückschritt führen. Der Budgetdruck zwinge die Ärzte, ihre Patienten wieder ins kostenintensive Krankenhaus einzuweisen. Dies aber verursache weniger Lebensqualität für den kranken Menschen und höhere Kosten.

Insgesamt rechnet die ABDA mit einer Reduzierung des Arzneimittelbudgets um 3,5 bis vier Milliarden DM. Da im Arzneimittelbereich alle Wirtschaftlichkeitsreserven ausgeschöpft seien, gingen die daraus resultierenden Einsparungen voll zu Lasten der Patienten.

Als unverhältnismäßigen Eingriff in die unternehmerische Betätigungsfreiheit der Apotheken sieht die ABDA die vorgesehene Schaffung eines Datenmonopols bei den Krankenkassen. Dies führe zum "gläsernen Patienten". Apothekern und Ärzten werde zudem jede Möglichkeit genommen, bei Verhandlungen mit den Krankenkassen auf valide Daten zurückzugreifen. Das bislang in der Gesundheitspolitik geltende Prinzip der gleichlangen Spieße werde damit verlassen - der Weg in einen Krankenkassenstaat vorbereitet. Die ABDA behält sich eine verfassungsrechtliche Überprüfung vor. Top

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